Neues Programm stellt Weichen

THALFANG. Die wenigsten wissen, was es ist, aber es wird der Zukunft aller Kommunen in diesem Land nachhaltig seinen Stempel aufdrücken: das "Landesentwicklungsprogramm IV", kurz LEP IV. Bis Ende Juni sollen alle Gremien eine Stellungnahme abgegeben haben. In der Verbandsgemeinde Thalfang diskutiert man über den Stellenwert der Dörfer und Möglichkeiten, ein kooperierendes Mittelzentrum zu werden.

Das Landesentwicklungsprogramm sollten Kommunalpolitiker nicht unterschätzen. Was in diesem 330-Seiten-Werk nicht drin steht, hat wenig Chancen, später umgesetzt zu werden. Das gilt für großflächige Supermärkte ebenso wie für neue touristische Attraktionen. Denn das LEP schlägt sich in der Regionalplanung, in den Flächennutzungsplänen bis in jeden detaillierten Bebauungsplan hinein nieder. Ein entscheidender Aspekt beim Entwicklungsprogramm ist die Infrastruktur. Dass die Hunsrückstrecke von Mainz über Bingen, Langenlonsheim und Simmern am Flughafen Frankfurt-Hahn enden soll, will der Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo nicht hinnehmen. Ähnlich wie die Nachbarkommune Morbach soll auch die bestehende Schienenstrecke über den Airport hinaus nach Thalfang über Morbach bis nach Hermeskeil als "überregionale Verbindung" in das Schienennetz des LEP aufgenommen werden, plädiert er. Der Erbeskopf soll einen höheren Stellenwert bekommen, wenn es nach dem Thalfanger Rathaus-Chef geht. Für den Bereich um die höchste Erhebung im Land soll ein "Gesamtkonzept erarbeitet werden, das auf eine stärkere Kooperation der zugehörigen Gemeinden im Freizeitbereich abzielt", lautet sein Vorschlag. Sozialdemokrat Dietmar Jäger will vor allem die Chancen für die kleinen selbstständigen Gemeinden "Buchstabe für Buchstabe" festgeschrieben wissen. Wenn in "geeigneten zentralen Orten", wie es in dem Papier heißt, Daseinsvorsorge gesichert werden soll und die Entwicklungsmöglichkeiten nur für Städte und Mittelzentren festgeschrieben werden, dann könnte das "im schlimmsten Fall" bedeuten, dass Thalfang keine Chancen bekomme, sich weiterzuentwickeln. Angesichts der demografischen Entwicklung "haben wir die besondere Pflicht, Anwalt der kleinen, selbstständigen Gemeinden zu sein". Seine Fraktionssprecherin und Landtagsabgeordnete Bettina Brück wollte das Programm ausdrücklich nicht so verstanden wissen. Städte, Umland und ländlicher Raum seien gleich wichtig, aber eben unterschiedlich zu entwickeln. Ausschuss-Sitzung mit Fachleuten geplant

Gereon Haumann (CDU) denkt dagegen darüber nach, ob man nicht, ähnlich wie in den Nachbarkommunen Hermeskeil und Morbach angedacht, Bestandteil eines kooperierenden Mittelzentrums werden könne. Eine entscheidende Frage für die Verbandsgemeinde sei auch die künftige Ausstattung mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Richard Pestemer von den Freien Wählern fordert im Zusammenhang mit dem LEP eine Kurskorrektur im Sinne der Nachhaltigkeit. Diese sei nicht in Einklang zu bringen mit einer "sich verschärfenden Konkurrenz der Regionen". Tourismus solle sich deshalb beispielsweise nach den örtlichen Gegebenheiten der Gemeinden ausrichten und nicht auf "virtuelle Wintersportgebiete". Denn der Klimawandel habe den Wintersport "real abgeschmolzen". Mit dem Landesentwicklungsprogramm wird sich der Haupt- und Finanzausschuss in einer öffentlichen Sitzung befassen. Fachleute aus Mainz werden hinzugebeten. Ein Termin steht noch nicht fest.

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