Notarzt-Lösung ist noch nicht in Sicht

Einen Tag nach dem Spitzengespräch von Innenminister Karl Peter Bruch und Bürgermeister Gregor Eibes wegen der problematischen Notarzt-Situation in der Einheitsgemeinde zeigt man sich in Morbach überwiegend enttäuscht, aber nicht sehr überrascht.

Morbach. Gregor Eibes ist zunächst froh darüber, dass Innenminister Karl Peter Bruch beim Treffen am Mittwoch Verständnis für die Situation in Morbach aufbrachte und ihm Unterstützung bei der Lösung des Notarzt-Problems zugesagt hat. Der Morbacher Bürgermeister sieht seine Aufgabe jetzt darin, die Möglichkeiten auszuloten und daraus ein Paket zu schnüren.

Vor mehr als einem Jahr hatte der bisherige Notarzt sein Engagement eingestellt. Geld vom Land für eine Nachfolge-Lösung gibt es nicht, so Bruch, allerdings Unterstützung bei Gesprächen, unter anderem mit den Kostenträgern. Das zentrale Problem sieht man in Mainz darin, dass die niedergelassenen Ärzte auf einer zusätzlichen Vergütung für Bereitschaftszeiten bestehen.

Die FWG ist über die Reaktion aus Mainz "enttäuscht". Eine bessere Versorgung ist aus der Sicht von Fraktionssprecher Achim Zender "nicht wünschenswert, sondern dringend erforderlich". Dafür werde seine Fraktion sich weiterhin einsetzen und notfalls auch in Mainz protestieren. Für ihn entsteht der Eindruck, dass den niedergelassenen Ärzten der "Schwarze Peter" zugeschoben werden soll.

Heribert Knob (CDU) hatte sich ohnehin keine großen Hoffnungen gemacht. Dennoch sei er enttäuscht, dass die Gemeinde in dieser wichtigen Frage alleingelassen werde. Der Weg gehe nur übers Land. Aber: "Die müssen wollen."

Ähnlich sieht man das bei der FDP. "Das Problem wird nicht von oben gelöst", ist Frank Klein skeptisch. "Wir müssen die Ärmel hochkrempeln."

Auch für Uwe Andretta (Grüne Liste) war das Gesprächsergebnis keine Überraschung: "Bruch wollte kein Fass aufmachen." Ansonsten würden auch bei anderen Kommunen im Land Begehrlichkeiten geweckt. Jetzt hänge alles vom Verhandlungsgeschick des Bürgermeisters und dem "Gewicht" des Innenministers in den Gesprächen ab.

In Mainz sei man an Recht und Gesetz gebunden, kommentierte dagegen Marcus Heintel (SPD). Dass der Innenminister "unbürokratisch helfen will", sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Meinung

Von Ilse Rosenschild

Nur der Ton ist anders

Es ist immer die gleiche Frage: Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Natürlich wäre es den Einwohnern der Einheitsgemeinde und den Orten in unmittelbarer Nachbarschaft lieber gewesen, der Morbacher Rathaus-Chef hätte einen großen Scheck aus Mainz mitgebracht. Doch das haben die Wenigsten erwartet. Immerhin hatte Bruch noch vor wenigen Wochen Klartext gesprochen: Aus seiner Sicht gibt es kein Morbacher Notarzt-Problem. Das hörte sich am Mittwoch zumindest im Tonfall anders an, auch wenn die Finanzschatulle geschlossen blieb. Die versteckte Kritik an den niedergelassenen Ärzten ist leicht zu durchschauen. Wer qualifizierte Arbeit will, muss diese bezahlen. Doch das scheint nur ein Neben-Kriegsschauplatz zu sein. Tatsache ist: Man will in Mainz keinen Präzedenzfall schaffen. i.rosenschild@volksfreund.de

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