Notarzt rückt sechsmal am Tag aus

Notärzte sind schnell am Unfallort und retten dadurch Menschenleben. Um diese Hilfe gewährleisten zu können, bedarf es besonders in ländlichen Räumen des freiwilligen Einsatzes der Mediziner. Das führt zu erheblichen Belastungen.

 Notärzte sind mit ihren Einsatzfahrzeugen oft unterwegs. In der Region Birkenfeld/Morbach werden die Retter durchschnittlich sechsmal pro Tag alarmiert. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Notärzte sind mit ihren Einsatzfahrzeugen oft unterwegs. In der Region Birkenfeld/Morbach werden die Retter durchschnittlich sechsmal pro Tag alarmiert. TV-Foto: Archiv/Ilse Rosenschild

Birkenfeld/Morbach. (me) Das Notarztsystem für die Region Birkenfeld, Baumholder und seit einem Jahr auch Morbach ist auf die massive Mithilfe von sechs niedergelassenen Ärzten angewiesen. "Das ist in dieser ausgeprägten Form fast nirgendwo anders zu finden", erläutert der koordinierende Narkosearzt (Anästhesist) Dr. Georg Heiglauer von der Elisabeth-Stiftung Birkenfeld. Dabei ist diese Lösung im wahrsten Sinne des Wortes aus der Not heraus geboren: Denn lediglich vier Ärzte im Birkenfelder Krankenhaus verfügen über einen zusätzlichen Noteinsatzschein - "Fachkunde Rettungsdienst" lautet die genaue Bezeichnung. Darin unterscheidet sich die medizinische Erstversorgung in Birkenfeld von der in Idar-Oberstein, wo sich ausreichend Ärzte an dem Einsatzsystem beteiligen, so Heiglauer. "Die Anästhesisten in Idar-Oberstein sichern die Versorgung rund um die Uhr", bestätigt Wolfgang Lauber, Leiter des Rettungsdienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Birkenfeld. Chirurgische Unfälle machen etwa 20 Prozent aus

Der jeweilige Notarzt betreut auch die Verbandsgemeinde Herrstein. Unfälle in Rhaunen werden wegen der größeren Entfernung teilweise von Kirn aus versorgt. Zu mehr als 1000 Einsätzen im Jahr 2007 rückt der Notarzt in Birkenfeld aus, in Idar-Oberstein seien es noch mehr, schätzt Lauber. An Sonntagen und bei schönem Wetter rücken die Helfer im Schnitt zwischen drei- und sechsmal aus. "Es gibt nur wenige Fälle, in denen kein Notarzt gebraucht wurde", sagt Heiglauer. Chirurgische Unfälle machen etwa 20 Prozent aus, alles andere sind innere Verletzungen - Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Der Bereitschaftsdienst erfolgt im Vier-Schicht-Betrieb. Heiglauer schlüpft fast jeden Tag in die Rolle des Notarztes, meistens am Nachmittag, da dann die Operationen in der Regel beendet sind. Die Einsätze werden von Jahr zu Jahr mehr. Ein Grund dafür liegt in der Versorgung von Verletzen im Saarland. Gerade wenn ein Notarzt einsatzgebunden ist, zeigt sich die Versorgung auch über die Landesgrenzen hinaus als besonders sinnvoll. Ein Einsatz vom Eintreffen bis zur Übergabe im Krankenhaus dauert im Schnitt etwa eineinhalb Stunden. Innerhalb von 15 Minuten soll das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) am Unfallort sein. In 90 Prozent aller Fälle steht die Diagnose bereits am Unfallort fest. Heiglauer weist darauf hin, dass jeder an einem Unfall Beteiligte gründlich untersucht werden muss, da zu spät erkannte innere Verletzung tödlich sein können. Drei Alarmierungsszenarien nennt der Arzt. Nicht selten kommen Patienten noch selbst in die Praxis ihres Hausarztes. Dieser ruft dann den Notarzt. Im zweiten Fall wird erst der Hausarzt in die Wohnung eines Kranken bestellt und anschließend der Notarzt gerufen. Das geschieht meistens im Falle innerer Beschwerden. Bei Unfällen - im Straßenverkehr oder beim Sport - wird der Notarzt direkt alarmiert. Verletzte mit dem privaten Auto ins Krankenhaus zu bringen, erachtet er nicht als ratsam.

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