Nur die Schule steht auf dem Wunschzettel

GONZERATH. Geschäfte, Spielplätze, Arbeitsstellen - in Gonzerath gibt es vieles, wovon andere Orte träumen. Die Wunschliste der Gonzerather Familien ist daher eher kurz.

In der 1200-Einwohner-Gemeinde Gonzerath ist manches einbisschen anders als anderswo. Während die meisten Dörfer damitleben müssen, keine Geschäfte mehr zu haben, gibt in demzweitgrößten Ortsbezirk der Einheitsgemeinde Morbach sogar zweiLebensmittelläden. Daneben sind Bäcker und Metzger ebenso zu Fußzu erreichen wie ein Elektroladen. Selbst zum Friseur oder zumTanken müssen die Gonzerather nicht fahren und können dentäglichen Service der Raiffeisenbank nutzen. Auch dreiGaststätten zeugen von der gesunden Infrastruktur. "Es ist ja ziemlich viel da", urteilt Reiner Roth zufrieden über sein Heimatdorf. Eigentlich fehlten nur Arzt oder Apotheke am Ort. "Und die Schule", ergänzt Jonas die Überlegungen seines Vaters. Dann müsste der Siebenjährige nicht morgens in der Kälte stehen, wenn er auf den Schulbus wartet. "Gonzerath hat einen großen Bus voll Kinder - und dann müssen auch noch welche stehen", erklärt Mutter Susanne die Situation der Grundschüler. Eine eigene Schule liegt daher auch ihr am Herzen, obwohl sie dafür kaum eine Chance sieht.

Die 32-Jährige ist froh, dass sie im Ort eine Halbtagsstelle bekommen hat. "Das ist praktisch", bestätigt ihr Mann. Da könne sie um zehn vor acht hin und hätte um 12 Feierabend. Für ihn ein Traum. Denn als Polier in einer saarländischen Tiefbaufirma sind Fahrzeiten von 120 Kilometern pro Strecke bei ihm keine Seltenheit.

In seiner knappen Freizeit trainiert der Familienvater die F-Jugend, in der auch die beiden Söhne spielen. Der Hartplatz ist für Nico das Schönste am ganzen Dorf: "Da kann man gut Fußball spielen", freut sich der Fünfjährige. Und anschließend auf den Spielplatz für eine Rutsch- oder Schaukelpartie. Sein Bruder Jonas ist allerdings mit Fußballspielen - 47 Tore hat er in der Saison schon geschossen - und Fahrradfahren meist voll zufrieden. Er hat aber dennoch was auf dem Herzen: "Ich wünsch mir 'nen Rasenplatz", verrät er. Andere Sportmöglichkeiten gibt es kaum. Abgesehen vom Kinderturnen für bis Siebenjährige, das die Erzieherinnen seit kurzem mit dem Sportverein anbieten. Reiner Roth würde sich das eine oder andere Leichtathletik-Gerät für die Kinder wünschen. Die räumlichen Möglichkeiten dafür wären seiner Ansicht nach in der Turnhalle der Schackberghalle gegeben. Vermutlich auch die zeitlichen. Denn regelmäßig wird die Halle nur fürs Frauenturnen und die Rücken-Gymnastik der Männer genutzt.

Susanne Roth findet es daher schade, dass der Jugendraum im alten Stierstall und nicht in der Halle ist, freut sich jedoch über das Engagement der "Besenbinner" für die Jugend. Die gute Struktur mit vielen jungen Familien hängt sicher mit den ansässigen Betrieben zusammen, in denen laut Ortsvorsteher Felix Assmann rund 300 Menschen beschäftigt sind. Eine Bauunternehmung, eine Metallverarbeitung, ein Büromöbelhaus und eine Firma, die Holzhäuser baut, haben sich im Gewerbegebiet angesiedelt. Darüber hinaus sind im Ort unter anderem eine Autohandlung und Reparaturwerkstatt, ein Insektenvernichter und ein Unternehmen für Absaug- und Lackieranlagen ansässig. Die rege Nachfrage nach Bauplätzen ist daher nicht überraschend. Für 110 Bauplätze besteht Baurecht, wovon, so Assmann, an die 60 erschlossen sind. Und obwohl es wegen der Konjunktur "etwas ruhiger geworden" sei, konnten bereits 15 davon zu einem Quadratmeterpreis von etwa 37,32 Euro verkauft werden.

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