Nur ein einziger Tag Urlaub im Leben

Weiperath. (HB) Der am 10. Juli 1908 in Algringen/Lothringen geborene Josef Kollmann blickt an seinem heutigen 95. Geburtstag auf ein sehr bewegtes Leben zurück. Zumal er als Sprengmeister keinen ungefährlichen Beruf ausübte.

 Treuer TV -Leser: Josef Kollmann aus Weiperath wird heute 95 Jahre alt. Foto: Hermann Bohn

Treuer TV -Leser: Josef Kollmann aus Weiperath wird heute 95 Jahre alt. Foto: Hermann Bohn

Leute vom Schlage eines Josef Kollmann gibt es heute nur noch selten. Der 95-Jährige sitzt auf seinem Sessel, legt die Zeitung zur Seite, holt alte Arbeitsdokumente aus dem Schrank, und erzählt so ausführlich von Ereignissen aus seinem Leben, als wenn sie erst gestern passiert wären. "1920 wurden wir in Lothringen ausgewiesen und zogen nach Berglicht, wo mein Vater ein Haus gekauft hatte", erzählt Kollmann, wie seine Familie in den Hunsrück kam. Seine erste Arbeitsstelle trat er dann drei Jahre später in der Grube Elisenhöhe bei Waldalgesheim an. Es folgten Anstellungen in Saarbrücken und Dillingen. 1930 legte Kollmann außerdem die Sprengmeisterprüfung ab. "Ich habe nicht nur mit Dynamit im Freien, sondern auch mit flüssiger Luft in der Grube gesprengt", berichtet Kollmann von seiner hochexplosiven Tätigkeit. Großes Glück habe er bei einem Arbeitsunfall im Dezember 1933 im Steinbruch im Berglichter Wald gehabt, als er kurz vor Feierabend den letzten Stein aus der Wand brechen wollte. "Auf den Zuruf eines Arbeitskollegen ‚Stein kommt', sprang ich zur Seite, schlug mit dem Kopf auf einen spitzen Stein und erlitt einen Stirnbeinbruch, der noch in der selben Nacht in Trier operiert werden musste", sagt Kollmann. 1940 zog er nach Kastel bei Nonnweiler, wo er in einem Steinbruch als Sprengmeister arbeitete. Doch nur ein Jahr später musste Kollmann zur Wehrmacht.Im Krieg drei Brüder verloren

Viele Erinnerungen hat Kollmann an die Kriegsjahre im Gedächtnis behalten, doch am meisten bewegt ihn das Schicksal seiner drei Brüder, "die ich 1944 innerhalb von drei Monaten verloren habe". Er selbst geriet im Frühjahr 1945 bei der Schlacht um Remagen in amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1945 entlassen wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte ihn sein Beruf dann wieder in die Heimat, wo er unter anderem an der notdürftigen Instandsetzung der Eisenbahnbrücke im Herrschenbachtal auch bei Hoxel beteiligt war, die beim Bombardement der Alliierten im Dezember 1944 schwer beschädigt worden war. Von 1958 bis zum Eintritt ins Rentnerleben 1974 war Kollmann schließlich als Schachtmeister bei der Fa. Backes & Co Tholey beschäftigt. "Wer fuhr vom Lande damals schon in Urlaub. Ich habe in meinem Leben viel und schwer gearbeitet und nur einen Tag Urlaub gemacht", blickt Kollmann zurück. 1934 heiratete Josef Kollmann Mathilde Heen aus Weiperath. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen drei (Alois, Christel und Inge) noch leben. Seine zweite Frau Katharina starb 1994. Heute lebt der Jubilar im Haus seiner Tochter Inge. Außer seinen Kindern gratulieren dem Jubilar die Schwiegerkinder, elf Enkel, neun Urenkel und seine Schwester Katharina Gorges.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort