Obdachlose Besenbinner

GONZERATH. Rund 4000 Zuschauer sahen gestern trotz heftigen Schneefalls den letzten Höhepunkt der karnevalistischen Session 2006 in der Morbacher Einheitsgemeinde: den Umzug in Gonzerath.

Gleich zwei Gründe für besorgte Mienen gab's am Dienstagmorgen bei den Veranstaltern des Gonzerather Umzugs: Zunächst hieß es, der Karnevalsprinz sei krank und könne nicht am Umzug teilnehmen. Und dann machte auch der heftige Schneefall die Organisatoren nicht froh. Deshalb gab Ortsvorsteher Dietmar Thömmes die optimistische Parole aus, pünktlich um 14.11 Uhr werde der Niederschlag aufhören. Wenigstens die erste Sorge stellte sich als unberechtigt heraus. Gemeinsam mit Prinzessin Dorothee und den Elferräten nahm Uwe I. in der Narrenburg am Umzug teil. Und was das zweite Problem anging: Echte Karnevalisten nehmen das Wetter, wie es kommt. Mit vielen prächtigen Kostümen trotzten die Gonzerather den weißen Schneeflocken, die in großer Zahl die närrische Schar vom Kapellchen über die "Lunn", die Dorflinde, bis zur Alten Schule begleitete. Kreisel, M&M's und Bassgeigen sorgten im närrischen Lindwurm für allerlei Farbtupfer. Zuvor hatten sich die Zugteilnehmer aus allen Himmelsrichtungen in der Nähe des Gewerbegebiets getroffen und sich in den Zug eingereiht. "Eine geplante Zugaufstellung gibt es bei uns nicht. Das Lockere sorgt für die Stimmung", sagte der Ortsvorsteher schmunzelnd. Das sei auch Bestandteil des Erfolgrezepts für den Gonzerather Umzugs. Hinzu kommt, dass sich am Karnevalsdienstag viele in den Tross einreihen, die man Tage zuvor bereits anderswo gesichtet hat: beispielsweise die Weiperather und Hundheimer mit ihren "sündigen Meilen" an der Hunsrückhöhenstraße, die Tankstelle aus Rapperath, die Mönche aus Gutenthal, die Wikinger vom "Balkan" sowie die Wagenbau-Gesellschaft Wederath und Kirchspiel Kleinich mit ihrem Thema "Schaffen bis 67". Auch die Gonzerather ließen sich nicht lumpen und steuerten einen beeindruckenden Mottowagen bei: Der Sportverein machte darauf aufmerksam, dass der Schackberg WM-tauglich sei. Und ein Mississippi-Dampfer von enormen Ausmaßen schipperte an Tausenden von Menschen entlang durch die Mitte des zweitgrößten Ortsbezirks der Einheitsgemeinde. Einzig die Besenbinner, die Gonzerather Jugendgruppe, war ziemlich gehandicapt: Durch den Abriss des ehemaligen Stierstalls waren ihre Wagenbauer in diesem Jahr obdachlos, so dass es nur zu einem Mini-Fahrzeug kam. Wo der große Wagen der Besenbinner mit dem Motto "Heute sind die Schotten dicht" entstand, blieb das Geheimnis der Jugendgruppe.

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