Ölmühlenfest: Mahlendes Schmuckstück in Morbach

Morbach · Vor 20 Jahren hat die Gemeinde die Ölmühle gekauft. Der ehemalige Ortsvorsteher Hans Jung und zahlreiche Helfer haben daraus ein Kleinod geschaffen. Am Montag wurde das gefeiert.

Ölmühlenfest: Mahlendes Schmuckstück in Morbach
Foto: Christoph Strouvelle

Kenntnisreich erklärt Johannes Jung die Funktion und Bedeutung der Morbacher Ölmühle bei der 20. Auflage des Mühlenfestes. Zwei Mühlsteine drehen sich in dem Behälter, in den er zuvor Rapssamen geschüttet hat.

"Rapsöl hat man früher auf dem Hunsrück zum Braten und Backen verwendet", erklärt er. Das Öl sei seinerzeit sehr bitter gewesen "aber man hatte nichts anderes." Meist sei eine Scheibe geröstetes Brot hinzugenommen worden, um die Bitterstoffe zu binden, erklärt er den Besuchern des Morbacher Ölmühlenfests. Auch Leinöl sei gelegentlich gepresst worden. Doch im Gegensatz zu heute, wo Leinöl als Spezialität gilt, sei es im Hunsrück früher nur dazu verwendet worden, um es Farben und Lacken beizumischen und so das Holz zu imprägnieren.

Das Besondere an der Morbacher Ölmühle ist die Kraftübertragung, erklärt er. Denn der Wellenbaum, der die Wasserkraft vom Wasserrad auf die Mühlsteine überträgt, ist noch aus Holz: "Bei anderen Mühlen sind die Holzräder irgendwann durch Eisen ersetzt worden."

Als die Gemeinde die Mühle vor 20 Jahren gekauft hatte, sei "zu unserem Glück alles so erhalten gewesen, wie es früher einmal gewesen war."In diesen 20 Jahren ist Johannes Jungs Vater Hans Jung die treibende Kraft gewesen, die Mühle wieder aufzuarbeiten und in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. "Ohne ihn hätte die Gemeinde die Mühle nicht gekauft", sagt Erwin Weber, 2. Vorsitzender des Vereins. "Voller Leidenschaft" habe sich Jung damals als Ortsvorsteher, heute als Vorsitzender des Mühlenvereins, an die Renovierung der Mühle gegeben.

1811 sei diese erstmals urkundlich erwähnt worden, sei aber wahrscheinlich hundert Jahre älter, sagt Hans Jung. Nach dem Kauf habe man die Mühle, die bis Mitte der 1950er Jahre noch in Betrieb gewesen war, selbst erstmal in Ordnung gebracht, "damit die Leute sehen, wie es funktioniert", sagt er. 1998 ist das Wasserrad erneuert worden, "aus Holz, weil die Denkmalpflege darauf bestanden hat." Anschließend ist das Wohnhaus hergerichtet worden, in dem heute das Mühlenbüro, Besucher-WCs und eine Ferienwohnung untergebracht sind. Die ehemalige Scheune ist jetzt ein Veranstaltungsraum, in dem beispielsweise Geburtstage gefeiert werden. Dort befindet sich zudem ein kleines Museum mit landwirtschaftlichen Geräten, die im Umfeld der Mühle benutzt worden sind, und ein Webstuhl, "das Prunkstück", wie Jung sagt.

Auch die Außenanlagen mit Spielplatz, Teich und ursprünglichem Hofpflaster sind angelegt worden, "mit Unterstützung vieler freiwilliger Helfer", sagt Jung. Neu sind eine Krezelmaschine, wie der gebürtige Langweilerer Hans Jung sagt, in Morbach eher bekannt unter Stoßmaschine: Damit seien einst die Futterrüben fürs Vieh zerkleinert worden.

Dazu hat der Vorsitzende des Vereins als ehemaliger naturwissenschaftlicher Lehrer ein weiteres Schaustück gebaut, das außerhalb des Gebäudes zu sehen ist: Mit dem Modell eines kleinen Mühlrads wird per Wasserkraft genug Strom erzeugt, um eine LED-Lampe leuchten zu lassen. Auch das Modell eines früher im Hunsrück üblichen Eisenhammers, das von Gerhard Elsen gebaut worden ist, hat Jung an das Wasser angeschlossen. Der Morbacher Ortsvorsteher Georg Schuh sagt, die Ölmühle - hier ist auch der Start zur Traumschleife Ölmühlentour - sei ganz wichtig in der Morbacher Außendarstellung. "Das ist ein Verdienst von Hans Jung. Er hat sich zusammen mit seinem Team der Mühle angenommen und sich 20 Jahre darum gekümmert", sagt er. Heute seien die Morbacher "etwas stolz darauf."

Extra: Nach dem Krieg ist Rapsöl vom damals aufkommenden Sonnenblumenöl verdrängt worden und in Vergessenheit geraten, sagt Johannes Jung. Doch mit dem aufkommenden Biodiesel habe man den Raps wieder stärker angebaut und auch wieder als Speiseöl entdeckt. Die Bitterstoffe sind aus dem Raps inzwischen herausgezüchtet worden. Es zeichnet sich aus durch nussigen Geschmack und ist sehr reich an ungesättigten Fettsäuren. Die Mühle kann bei Interesse besichtigt werden. Anmeldungen und Terminabsprachen erfolgen über die Morbacher Verwaltung oder direkt bei Hans Jung, Vorsitzender des Mühlenvereins,

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