Oft ist 70 schon zu schnell

Zur Vermeidung von Wildunfällen setzt die Morbacher Polizei auf die Aufmerksamkeit der Autofahrer, die sie bei einer Kontrolle in Gonzerath sensibilisiert hat.

 Als Gonzerather ist sich Heinz Friedrich der Wildunfallgefahr im „Entenpfuhl“ bewusst. Deshalb hat er sich auch an das vorgeschriebene Tempo gehalten. Im Falle eines Wildwechsels wäre er aber wohl schon zu schnell gewesen, wie Polizeihauptkommissar Gregor Steffes denAutofahrern erklärt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Als Gonzerather ist sich Heinz Friedrich der Wildunfallgefahr im „Entenpfuhl“ bewusst. Deshalb hat er sich auch an das vorgeschriebene Tempo gehalten. Im Falle eines Wildwechsels wäre er aber wohl schon zu schnell gewesen, wie Polizeihauptkommissar Gregor Steffes denAutofahrern erklärt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Gonzerath. (urs) Die Uhrzeit ist gut gewählt. Gerade in der Dämmerung kommt es häufig zu Wildunfällen. ´Neben dem Frühjahr sind Autofahrer vor allem im Oktober und November gefährdet, der Brunftzeit von Reh- und Rotwild. Reflektoren und Duftzäune helfen den Fahrern nicht

Kurz nach 19 Uhr rücken Beamte der Morbacher Polizei zur Laserkontrolle aus. Ein Wagen postiert sich samt Laserpistole zwischen Morbach und Gonzerath am "Entenpfuhl". Der durch einen Wald führende Abschnitt der B 269 gilt als unfallträchtig: 2006 gab es dort zwölf Unfälle mit Wildbeteiligung, 2007 bisher sieben. Ein zweiter Wagen hält am Parkplatz gegenüber der alten Gonzerather Schule, vor der ein Schild auf die Kontrolle hinweist.Autofahrer, die hier angehalten werden, haben nicht selten ein mulmiges Gefühl. Doch ein Knöllchen muss diesmal keiner befürchten. Die Kontrolle ist vorbeugender Natur, wie Polizeihauptkommissar Gregor Steffes die Fahrer beruhigt: "Wir wollen nicht sanktionieren, sondern sensibilisieren für diesen Wildunfall-Schwerpunkt. "Nach aktueller Rechtssprechung könnte schon "Tempo 70" zu schnell sein - und das selbst dann, wenn 100 erlaubt seien und auf das Wild-Risiko nicht unmittelbar hingewiesen werde.Laut Steffes sind die Unfallzahlen derzeit zwar rückläufig (siehe Info) - aber auf hohem Niveau. "Das ist immer noch ein brisantes Thema bei uns", betont er. In 80 Prozent der Fälle kollidierten Autos mit einem Reh, in zehn Prozent mit Wildschweinen. Bisherige Bemühungen, die Unfälle zu reduzieren, stellten sich immer öfter als zwecklos heraus. Auch eine Fünf-Jahres-Studie des Deutschen Versicherungsverbands sei im Mai zu dem Schluss gekommen, dass Hilfsmittel wie Glitzerscheiben, Reflektoren oder Duftzäune keine Abhilfe schaffen. Statt dem Wild aufzuerlegen, wie es sich zu verhalten habe, wolle die Polizei daher auf eine erhöhte Aufmerksamkeit der Autofahrer setzen.Bei diesen kommt die Aktion gut an. "Im Entenpfuhl" sei ihm schon viel Wild begegnet, auch Wildsäue, sagt der Gonzerather Heinz Friedrich. Er ist froh, dass dabei bisher nichts passiert ist. Dass er mit 100 Stundenkilometern unterwegs war, gibt ihm zu denken: "Das wär schon zu viel, auch wenn es an dieser Stelle erlaubt ist." Andreas Benndorf, der nicht schneller als erlaubt, aber auch nicht langsamer unterwegs war, erinnert sich an einen Unfall. Zwei junge Füchse seien ihm ins Auto gerannt. Der Schaden sei ganz schön groß gewesen. Auch der Morbacher Kai Frenkler findet die Polizei-Aktion gut: "Wenn man ein Tier erwischt, dann sieht das Tier alt aus - und man selbst auch." Bei der Polizei-Aktion wurden zur Sensibilisierung in 90 Minuten 20 Fahrzeuge angehalten. Die Fahrer waren im Schnitt mit Tempo 105 unterwegs, der Spitzenreiter mit 121. Wild-Unfall-Statistik Polizeiinspektion Morbach: 2005: 202, 2006: 193, 2007: 184. Polizeiinspektion Hermeskeil: 2005: 236, 2006: 205, 2007: 206. Polizeiinspektion Simmern: 2005: 502, 2006: 403, 2007: 430. (urs)

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