Ortskern wird umgekrempelt

Wie kaum ein anderes Dorf im Hunsrück ist Lautzenhausen im Wandel begriffen. Der rasante Aufbau des zivilen Flughafens Hahn ist auch an der 400-Seelen-Gemeinde nicht spurlos vorübergegangen. Jetzt will sich das Dorf herausputzen.

 Lautzenhausen putzt sich heraus: Bagger sind in der Ortsmitte angerückt, um Platz für moderne Gebäude zu machen. Dazu werden marode und leerstehende Gebäude abgerissen, die das Dorf verschandelt haben. Foto: Werner Dupuis

Lautzenhausen putzt sich heraus: Bagger sind in der Ortsmitte angerückt, um Platz für moderne Gebäude zu machen. Dazu werden marode und leerstehende Gebäude abgerissen, die das Dorf verschandelt haben. Foto: Werner Dupuis

Lautzenhausen. Selbst in den Jahrzehnten, als die Amerikaner am Hahn einen riesigen Militärflugplatz betrieben, hat sich in Lautzenhausen eine dörfliche Struktur erhalten. Sie ist heute noch die Basis des gemeinschaftlichen Lebens. Für Ortsbürgermeister Siegward Bongard und den Gemeinderat gehört es nun zu den größten Herausforderungen, das Dorf behutsam weiterzuentwickeln.

80 000 Euro sind für den Abriss eingeplant



Ein besonderes Augenmerk richten die Kommunalpolitiker auf die Bausubstanz. Der Ortskern wird komplett umgekrempelt. Bagger sind derzeit damit beschäftigt, fünf benachbarte landwirtschaftliche Anwesen abzureißen. Wohnhäuser, Scheunen, Ställe und Schuppen, die teilweise schon lange leer standen, müssen weichen. Die Gebäude sind zwischen 150 und 200 Jahre alt und vorwiegend in Fachwerk-Lehmbauweise errichtet.

Von einer an die Hauptstraße angrenzenden Scheune standen jahrelang nur noch die Grundmauern. Der in Frankfurt lebende Besitzer spekulierte wahrscheinlich darauf, dass die Immobilienpreise rund um den Hahn steigen. "Wir hatten manchmal das Gefühl, dass der Eigentümer sich das windschiefe Fachwerkgerippe vergolden lassen wollte", ärgerte sich Bongard. In einem ehemaligen Wohnhaus etablierte sich zuletzt eine Table-Dance-Bar, die aus Gästemangel relativ schnell wieder ihre Pforten schloss.

In einem anderen Haus residierte ein Reisebüro. Übereinstimmend fiel das Urteil aller Fachleute aus, dass es sich insgesamt um keine erhaltenswerte Substanz handelte. 2300 Quadratmeter groß ist das Areal, das jetzt "dorfbereinigt" wird. Viel Fingerspitzengefühl war bei den langwierigen Grundstücksverhandlungen erforderlich. Die einzelnen Parzellen waren zwischen 300 und 700 Quadratmeter groß. Der Erwerb der Immobilien kostete 150 000 Euro. Dank der Einnahmen durch den Flughafen ist die Gemeinde gut bei Kasse. 80 000 Euro sind für den Abriss eingeplant. Ortsbürgermeister Bongard hofft, dass seine Kommune einen Teil der Ausgaben beim Verkauf der freien Grundstücke wieder reinholen kann.

Der Sohrener Architekt Nikolaus Elz wurde damit beauftragt, einen Plan zu erstellen, wie das Gelände genutzt werden soll. Noch ist völlig offen, ob das Grundstück als Einheit oder parzelliert vermarktet wird. "Wir sind für alle Lösungen offen, sie müssen nur ins Dorf passen", so Elz.

Um Leben und Wohnen im Ortskern zu fördern, hat der Gemeinderat ein umfangreiches Paket auf den Weg gebracht. Damit sollen Grundstücke und Gebäude gekauft werden, die älter als 50 Jahre sind. Für die Renovierung gibt es Zuschüsse - bis zu 5000 Euro pro Objekt. Pro Kind kommen noch 1000 Euro dazu. Die maximale Fördersumme wurde auf 8000 Euro limitiert.

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