"Ostereier" entstehen im Ofen

HINZERATH. (urs) Zwei Tage lang hatte das Hinzerather Kreativhaus seine Türen zum "Sehen, Hören, Bauen, Mitmachen und Genießen" geöffnet. Die Resonanz übertraf die Erwartungen.

 In nur zwei Stunden hatten Bruni Kluß und ihre sachkundigen, freiwilligen Helfer den Papierofen zum Brennen keramischer Gefäße aufgebaut.Foto: Ursula Schmieder

In nur zwei Stunden hatten Bruni Kluß und ihre sachkundigen, freiwilligen Helfer den Papierofen zum Brennen keramischer Gefäße aufgebaut.Foto: Ursula Schmieder

"Es war großartig", zog Bruni Kluß am Abend des zweiten Tages erschöpft, aber zufrieden Bilanz. Eigentlich sei das Haus für den Betrieb, den sie hatten, viel zu klein gewesen. Und das, obwohl die Besucher sich im gesamten Kreativhaus verteilen und sogar die Außenanlagen nutzen konnten. Kernstück des Kunst-Wochenendes war eine Ausstellung von Keramiken, Schnitzarbeiten und Gemälden. Teilnehmer der verschiedenen Kurse des Kreativhauses hatten ihre Werke zur Verfügung gestellt. An den Nachmittagen boten die Schreibwerkstatt von Dorothee Anton und Trommelklänge zusätzlichen Anreiz für einen Besuch. Aus der Resonanz auf das gemeinsame Schreiben in einer Runde von bis zu sechs Personen hat sich laut Kluß beim Tag der offenen Tür ein Schreibkurs zusammengefunden. Viele der Besucher seien auch gezielt zu den angekündigten Trommel-Darbietungen gekommen, waren anschließend aber geblieben, um sich bei Kuchen, Kaffee und Tee noch zu unterhalten. "Wir sind froh über das Interesse, das unserem Haus entgegen gebracht wurde", freut sich die Keramikerin. Ist sich jedoch gleichzeitig sicher: "Es haben alle gewonnen." Am Samstagmorgen hatten sich bereits um zehn Uhr die ersten Zaungäste eingefunden. Im Garten des Anwesens beobachteten sie den Bau eines Papierofens für Keramik. Auf einer mit kleinmaschigem Draht bedeckten, aufgebockten Baustahlmatte wurden Kohle, Holzwolle und Holzspäne aufgeschichtet. Während drumherum kegelförmig kleine Holzscheite aufgestellt wurden, fanden im Innern neun zu brennende Keramiken Platz, die mal mit Holzspänen, mal mit Kohlestückchen gefüllt waren. Die Ofenbauer erklärten den Beobachtern, dass dies ebenso wie die Zugabe von Salz beim Backen die unterschiedliche Färbung der Teile hervorrufe. Nachdem der Kegel aus Scheitholz eine hölzerne Spitze bekommen hatte, begannen Kluß und ihre Helfer Margarethe und Gerd Schell sowie Evelyn und Dietmar Wünsch, das wacklige Gebilde mit tongeschlämmtem Zeitungspapier zu ummanteln. Nach zwölf Lagen versahen sie mit sichtlichem Spaß das einem Vulkan ähnelnde Gebilde rundherum mit Ton und zogen die Holz-Spitze als Kaminöffnung heraus. Danach wurden glühende Kohlen unter den Papierofen geschaufelt und das ganze abgesenkt.Ein Vorgang, der Herzklopfen verursacht

Ein Vorgang, der von Herzklopfen begleitet wird. Denn dabei kann es schon mal zu einem Bruch des Ofens kommen, der sich bei optimalen Bedingungen in zehn bis zwölf Stunden auf 1000 Grad erhitzt. Für den, der von seiner Keramik leben müsse, sei dies eine primitive Methode, erläuterte Kluß den Zuschauern. Dafür sei ein Schaubrennen aber ein tolles Erlebnis. Nach dem Aufschneiden des Ofens würden die Keramiken dann "wie Ostereier" darin liegen. Was sie dann auch taten. Alle Stücke kamen "tipptopp gebacken" zum Vorschein. Bei einem künftigen Brand möchte die Künstlerin sich an der Methode der Kelten orientieren, die statt Papier gehäckseltes Stroh vermischten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort