Pappkarton statt Urne

HILSCHEID. Der neue Dorf-Chef ist für die Hilscheider so neu nicht. Der Gemeinderat wählte in seiner konstituierenden Sitzung Detlef Haink zum Nachfolger von Herbert Kling. Der Straßenbaumeister war bislang erster Beigeordneter.

In der Regel sind die konstituierenden Sitzungen seit der Einführung der Urwahlen wenig spannend. Schließlich wissen die Bürger zu diesem Zeitpunkt längst, wer sie "regiert" . Nicht so in Hilscheid: Hier entschieden die Mitglieder des neu zusammengesetzten Gremiums erst jetzt, wer in Zukunft den Vorsitz führen soll. Dass diese Personalfrage ganz klar auf einen Mann zulief, darauf wies schon die Tatsache hin, dass sich nur rund zehn Hilscheider Bürger im Gemeindehaus einfanden, um die Abstimmung zu verfolgen. Der neue Chef in der kommunalpolitischen Runde ist ein alter Hase. Mit einer Enthaltung wurde Detlef Haink gewählt. Der 49-jährige Haink war in der vergangenen Wahlperiode erster Beigeordneter in Hilscheid, ist im übrigen aber in der gesamten Verbandsgemeinde bekannt. Der Straßenbaumeister ist nicht nur Wehrführer in seinem Heimatort, sondern auch stellvertretender Wehrleiter in der Verbandsgemeinde. Nicht nur für Haink, sondern auch für seinen Vorgänger war es keine gewöhnliche Sitzung. Für den 74-jährigen Kling war es immerhin nach 15 Jahren Amtszeit die definitiv letzte Sitzung, in der er den Vorsitz hatte. Und auch das nur teilweise. Denn im nicht-öffentlichen Teil musste er sogar wie die Zuschauer den Saal verlassen, obwohl er für die "Bauangelegenheit", die auf der Tagesordnung stand, noch die Weichen gestellt hatte. "Es ist an der Zeit, sich zurückzuziehen", machte der sympathische Senior nochmals deutlich. Dennoch war der "alte Hase" in der Thalfanger Kommunalpolitik am Mittwoch nervöser als sonst.Wahlurne war nicht greifbar

Schlicht vergessen hatte er einen Schlüssel, so dass die benötigte Wahlurne nicht greifbar war. Improvisieren war angesagt. Für die Wahl des Bürgermeisters und seiner Beigeordneten wurde ein Pappkarton umfunktioniert. Dem ordnungsgemäßen Ablauf der Wahlen tat dies allerdings keinen Abbruch. Mit Kling verliere man einen "mehr als angesehenen, zuverlässigen, fairen und gradlinigen Ortsbürgermeister", kommentierte Hans-Dieter Dellwo den Wechsel an der Spitze der Ortsgemeinde. Der Verbandsgemeinde-Bürgermeister versicherte Kling, dass er auch in Zukunft jederzeit in der Verwaltung gern gesehen sei. Persönlich bleibe man sicher in Verbindung, schließlich sei der scheidende Ortschef Dellwos Eierlieferant. Ebenso einmütig wie die Wahl von Haink ging die seiner Stellvertreter über die Bühne. Der neue erste Beigeordnete ist der 50-jährige Landwirt Gerd Weinig. Er sitzt seit 1984 im Rat. Als völliger "Newcomer" wurde Wolfgang Klein zweiter Stellvertreter. Der 40-jährige KFZ-Mechaniker war erstmals in das Gremium gewählt worden.

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