Pläne des Tüv in der Kritik

Noch brauchen Fahrschüler aus der Region für ihre Theorieprüfung nur bis Hermeskeil zu fahren. Im Zuge der Umstellung von Papierformularen auf PC-Prüfungen soll dieser Standort jedoch entfallen. Gegen diese Pläne des Tüv formiert sich jetzt aber Widerstand.

 Die Schließung des Führerscheinprüfungsstandortes Hermeskeil wird die Fahrschüler aus Thalfang und Umgebung hart treffen, ist Günter Stutzenberger überzeugt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Die Schließung des Führerscheinprüfungsstandortes Hermeskeil wird die Fahrschüler aus Thalfang und Umgebung hart treffen, ist Günter Stutzenberger überzeugt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang/Hermeskeil/Kell. Thalfang will sich zur Wehr setzen gegen die jüngsten Pläne des Tüv Rheinland. Dass im Zuge der Modernisierung theoretischer Führerscheinprüfungen der Prüfungsstandort Hermeskeil geschlossen werden soll, ist nach einvernehmlicher Überzeugung des Ortsgemeinderates nicht hinnehmbar. Kern des Problems ist, dass der Tüv ab 2009 das Ausfüllen von Papierfragebögen durch eine Eingabe am Computer ersetzen will. Künftige Theorie-Standorte, die bisher oft nur angemietet sind, sollen daher besser abzusichern und auch gegen Vandalismus zu schützen sein.Nach Ansicht des Thalfanger Fahrschullehrers Günter Stutzenberger soll die Standort-Reduzierung aber auch Investitionskosten sparen. Da dies zu Lasten der Fahrschüler geschehen soll, hat er die Verbandsgemeinde um "Intervention" gebeten. Verwaltung und Politik hätten bereits ihre Unterstützung zugesichert, hofft Stutzenberger, die Pläne mit vereinten Kräften noch abwenden zu können. Bei einem Gespräch am 21. Mai wolle der Tüv von der Landesregierung grünes Licht für die Verlagerung der Theorieprüfungen nach Trier. Das Problem dabei wäre laut Stutzenberger der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Außerdem würden Prüfungen in Hermeskeil um 16 Uhr angeboten, während sie in Trier auf 7.30 Uhr terminiert seien. Schüler versäumten folglich künftig Unterrichtzeiten und Berufstätige müssten Urlaub oder Verdienstausfall in Kauf nehmen: "Für die Bürger bedeutet das eine weitere Härte und eine weitere Minderung der Lebensqualität." Stefan Brück hält auch den Prüfungsstandort Birkenfeld für keine Alternative. Die Busverbindung sei nicht weniger schlecht, argumentiert das Thalfanger Gemeinderatsmitglied. Er kann nicht verstehen, dass sich der Tüv auf den ÖPNV beruft, der in der Region "eine Katastrophe" sei. Obendrein werde verwiesen auf in der Standortfrage berücksichtigte Höchst-Entfernungen von 25 Kilometern Luftlinie sowie auf Fahrzeiten von bis zu 45 Minuten. Für Brück ist das Konzept des Tüv daher "eine Farce". Die Verbandsgemeinde Hermeskeil will sich ebenfalls zur Wehr setzen. Noch liege ihm keine Information vor, räumt Bürgermeister Michael Hülpes ein. Doch er wolle sich schnellstens sachkundig machen: "Das werden wir natürlich nicht kampflos hinnehmen", verspricht er, den Erhalt der Prüfstelle einzufordern. Seinem Keller Amtskollegen Werner Angsten sind die Pläne ebenfalls noch nicht bekannt. Auf Rückfrage bei der Schillinger Fahrschule Mai zeigt sich jedoch, dass der Standort Trier auch für Fahrschüler aus dem Keller Raum nachteilig wäre. Die jungen Leute betreffe das sehr, weiß Erwin Mai. Denn die Busverbindung nach Trier sei sehr schlecht: "Das ist gar nicht machbar", ist er überzeugt. Morbacher Fahrschüler, die ihre Prüfung in Bernkastel oder Birkenfeld ablegen, werden unter Umständen nur zeitverzögert betroffen sein. Denn die Räumlichkeiten an der Mosel sind nur angemietet. Meinung Beklagenswerter Trend Und wieder eine Entscheidung zu Lasten der Menschen im ländlichen Raum! Der Tüv will Hermeskeil als Standort für theoretische Prüfungen aufgeben und damit der langen Liste an Schließungen von infrastrukturell wichtigen Einrichtungen - man denke nur an das Aus für etliche Post- und Bankfilialen - im Hochwald und Hunsrück eine weitere hinzufügen. Aus Sicht des Tüv mag es wirtschaftlich sinnvoller sein, die Prüfungen zentral nach Trier zu verlagern. Richtig ist auch, dass ein Fahrschüler im Normalfall nur einmal im Leben seine theoretische Prüfung ablegen muss, somit nur eine zusätzliche Fahrt ins Oberzentrum nötig wird und sich die Belastungen in Grenzen halten. Doch die Furcht der Kritiker scheint berechtigt, dass dies nur der Anfang einer Entwicklung sein könnte, an deren Ende das Aus auch für praktische Prüfungen in der Region sein könnte. Dass es so weit kommt, muss verhindert werden. Denn der Trend ist ohnehin eindeutig und beklagenswert: Die kurzen Wege werden für die Hochwälder und Hunsrücker immer seltener. Stattdessen müssen sie für immer mehr Dienstleistungen große Distanzen überwinden, ohne dass sich das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs verbessern würde. a.munsteiner@volksfreund.de

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