Plötzlich standen Polizisten im Zimmer

Weil sie einen Verdächtigen in einem Studentenwohnheim auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld vermuteten, haben Kriminalbeamte mehrere Zimmer durchsucht. Für das Vorgehen fehlt den Bewohnern das Verständnis.

Birkenfeld. (red) Ein Polizeieinsatz hat im Studentenwohnheim des Umwelt-Campus Birkenfeld für Aufregung gesorgt. Morgens um 9 Uhr waren mehrere Beamte der Kriminalpolizei Idar-Oberstein ins Gebäude 9908 gestürmt, um die Wohnung eines Mannes zu durchsuchen, der im Verdacht stand, Betäubungsmittel und Waffen zu besitzen. Dabei seien sie - so der Vorwurf - auch in Wohnungen eingedrungen, ohne sich vorher zu erkennen gegeben zu haben.

Hier die Schilderung eines Betroffenen: Peter G. (Name der Red. bekannt) döst gemeinsam mit seiner Freundin um 9 Uhr noch im Bett. Plötzlich registriert G. im Halbschlaf, wie die Zimmertür geöffnet wird. Sie ist nie abgeschlossen, weil sie in einen Gemeinschaftsraum führt, von dem weitere WG-Zimmer abgehen - auch die abgeschlossene Eingangstür. Trotzdem stehen nun zwei Männer im Zimmer. Einer von ihnen brüllt: "Kripo, wie heißen Sie?" G. ist zunächst perplex, antwortet dann aber. Der zweite Mann sagt: "Wir suchen einen Hansen (Name von der Red. geändert)." So schnell, wie die beiden aufgetaucht sind, sind sie auch wieder weg. Ein Zimmer weiter die gleiche Prozedur. Dann verlassen die Beamten die WG und versuchen ein Stockwerk höher ihr Glück.

Durchsuchungsbeschluss war richterlich angeordnet



Laut Roland Maurer, dem Leiter der Kriminalpolizei Idar-Oberstein, gab es für diesen Einsatz einen dringenden Tatverdacht, darüber hinaus einen gerichtlich angeordneten Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Tatverdächtigen. "Problematisch gestaltete sich der Einsatz deshalb, da nicht alle Studenten dieser Wohngemeinschaft polizeilich gemeldet waren und darüber hinaus keinerlei Namensschilder angebracht waren." Die Kollegen seien "der Situation angemessen vorgegangen". Für den Einsatz in der Wohnung von G. geben die Beamten an, sich wegen der ungeklärten Wohnverhältnisse mittels eines Zweitschlüssels Zutritt in den Wohnblock verschafft zu haben - auch dies war durch die richterliche Anordnung abgedeckt. Maurer: "Als die Beamten nach Öffnen der Wohnungsabschlusstür in der Diele standen, riefen sie mehrmals laut ,Hallo Polizei', aber niemand zeigte sich."

Am Ende finden die Polizisten den Gesuchten, nachdem sie weitere Zimmer der WG aufgesucht haben. Was sie nicht finden, sind Waffen - lediglich eine geringe Menge Rauschgift wird sichergestellt, Hansen bleibt auf freiem Fuß. "Aber das Verfahren gegen ihn läuft", so der Idar-Obersteiner Dienststellenleiter.

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