Plastikflasche auf dem Vormarsch

Im Restaurant ist die Sache klar - oder würden Sie bei einem schönen Abendessen eine Plastikflasche mit Mineralwasser auf dem Tisch akzeptieren? Beim Einkauf sieht die Sache aber offenbar anders aus: Die Glasflasche ist vom Aussterben bedroht.

 Im Hunsrück ist die Mehrweg-Welt noch in Ordnung, in den Ballungsgebieten rücken die Verbraucher jedoch immer mehr vom alten Glasflaschen- und Pfandkasten-System ab. Foto: Reiner Drumm

Im Hunsrück ist die Mehrweg-Welt noch in Ordnung, in den Ballungsgebieten rücken die Verbraucher jedoch immer mehr vom alten Glasflaschen- und Pfandkasten-System ab. Foto: Reiner Drumm

Thalfang/Schwollen. Mit einer ungewöhnlichen Kampagne will Schwollener Sprudel der rückläufigen Entwicklung bei Glas-Pfandflaschen begegnen. Für jede Flasche, die in den Aktionsmonaten August und September mehr verkauft wird als in den Vorjahresmonaten, erhält der Naturpark Saar-Hunsrück einen Cent. Hintergrund: Seit Einführung des Pflichtpfands vor fünf Jahren ist die Mehrwegquote in Deutschland um gut ein Drittel gesunken.

Sie liegt nur noch bei 31 Prozent (2003: 58). Nur beim Bier akzeptieren die Verbraucher offensichtlich nur Glas: Hier liegt die Mehrweg-Quote bei fast 90 Prozent.

Ein Problem: Im Discounter realisieren viele Verbraucher überhaupt nicht, dass es sich um Einweggebinde handelt, weil sie die Flaschen ja zurückbringen und auch Pfand zahlen. Die Aktion der Schwollener soll "ein Signal zum Nachdenken" für die Verbraucher sein, sagt der neue Marketingleiter des Brunnens, Bernd Bilke.

Je ein Cent Für den Naturpark



"Mineralwässer, die für ein paar Cent in PET-Flaschen im Discountmarkt angeboten werden, erreichen oft erst nach Fahrten über Hunderte von Kilometern auf LKW die Verbraucher", argumentiert auch Schwollener-Chef Hans-Walter Frühauf.

Dass zahlreiche Plastikflaschen trotz Bepfandung im Straßengraben landen und die Umwelt verschandeln, ist für Bilke ein weiteres Argument für die Glasflasche und den Pfandkasten. "Die Discounter haben sich zuerst mit Händen und Füßen gegen die Bepfandung gewehrt."

"Wir haben das große Glück, unser Mineralwasser im Naturpark Saar-Hunsrück abfüllen zu können. Mit der Aktion wollen wir den Naturpark noch ein Stück mehr unterstützen, als wir dies ohnehin schon tun", sagt Bilke zum Hintergrund der Aktion. Im Vordergrund steht aber ein durchaus eigennütziges Vorhaben: Nämlich den Vormarsch der Plastikflasche zu stoppen. Der gefährdet nämlich auch Arbeitsplätze in der Region, meint Hans-Walter Frühauf.

Beim großen Nachbarn Hochwald wird die Lage noch nicht ganz so düster gesehen - obgleich auch hier im Vorjahr eine von drei Glas-Abfülllinien eingestellt wurde. Aber wir konnten die Ausfälle und damit Entlassungen durch andere Produktlinien ersetzen", sagt Geschäftsführer Marco Schupp. Hochwald war eine der ersten deutschen Mineralbrunnen, die auf PET setzten und ist jetzt auch besser gewappnet als andere. "Uns war klar, dass das Pflichtpfand auf Einweg irgendwann zurückschlägt, da hat sich unser Verband selbst das Grab gegraben..." Schupp sieht den Glasrückgang auch weniger auf die Region bezogen: "Hier haben die Leute Garagen, an die sie mit Autos ranfahren können."

Letztendlich entscheidet Der Verbraucher



Dass die leichten Mehrweggebinde in Großstädten immer erfolgreicher werden, sei abzusehen gewesen und auch nicht zu stoppen: "Letztlich entscheidet der Verbraucher", meint Schupp, der von Hilferufen in Richtung Politik wenig hält.

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