Plusbäume sorgen für Nachwuchs

H aag . Die Rot- oder Schwarzerle ist seit einigen Jahren durch das Auftreten eines Pilzes bedroht. In Haag betreibt die Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz seit 1994 eine Roterlen-Plantage zur Erhaltung genetischer Ressourcen und Verbesserung des Waldbaus. Demnächst werden zum dritten Mal Zapfen geerntet.

Die Rot- oder Schwarzerle, Baum des Jahres 2003, wird durch eine gefährliche Krankheit bedroht, deren Ursache erst 1993 entdeckt wurde. Ein winzig kleiner Pilz mit dem Namen "Phytophthora" ist der Krankheitserreger, dessen Sporen sich mit Hilfe von Geißelhaaren im Wasser ausbreiten können und in den Laubbaum eindringen. Der Erle wird damit ihr natürlicher Lebensraum an Gewässern und in Bruchwäldern zum Verhängnis, denn ausgerechnet dort kann sich der Erreger optimal ausbreiten.Roterlen-Plantage dient als "Gen-Bank"

Auf einer vom Forstamt Morbach in der Gemarkung Haag angekauften 3,5 Hektar großen Fläche will man dafür sorgen, dass auch in Zukunft im Hunsrück Rot- oder Schwarzerlen wachsen.Dort wird besonders hochwertiges Erlen-Saatgut gewonnen. Damit wird angestrebt, das genetische Potenzial für die Bäume zu erweitern und die gefährdete Baumart zu erhalten.Warum ausgerechnet in Haag? Mitarbeiter der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz in Trippstadt (FAWF) haben in den höheren Lagen (Seehöhe über 400 Meter) des Landes alle älteren, mehr als 60 Jahre alten Roterlenvorkommen gesichtet.Dabei wurden die Exemplare ausgewählt, die sich beispielsweise durch ihre Vitalität auszeichnen. Die so genannten "Plusbäume" wurden in einer Karte erfasst, vermessen, fotografiert, beschrieben und ihr Standort in Lageplänen eingezeichnet.Schönste Bestände in Hundheim

Ein Ergebnis der Untersuchung: Einer der schönsten Roterlen-Bestände des ganzen Landes wächst im Forstrevier Hundheim. Aus diesem Bestand wurden zwei "Plusbäume" ausgewählt, die in die Samenplantage bei Haag mit weiteren Reisern aus dem Forstamt Morbach, dem übrigen Hunsrück, der Eifel und dem Westerwald Eingang gefunden haben.Betreut wird die Samenanlage von Forstoberamtsrat Gisbert Geisler, Leiter des Forstreviers Hoxel, der selbst an der FAWF dieses Arbeitsgebiet lange Zeit betreut hat. Mittlerweile wurde in der Samenplantage zwei Mal hochwertiges Saatgut geerntet. Die dritte Ernte steht kurz bevor. Das Saatgut wird an die staatliche Samenklenge in Elmstein/Pfalz geliefert. Klengen sind für die Vermarktung von Saatgut aus Wäldern verantwortlich. in Elmstein werden die Zapfen aufbereitet, um dann an Baumschulen und Forstbetriebe verkauft zu werden. Leider sind auch in der Samenplantage bei Haag schon an einigen Bäumchen Schäden an der Rinde sichtbar, die eventuelle auf den Befall mit Phytophtora zurückzuführen sind. "Genau können wir das noch nicht sagen", erklärt Gerd Womelsdorf, derzeit noch Forstamtsleiter in Morbach.Die Roterle ist im übrigen eine Baumart, der sich die Waldwirtschafter in der Vergangenheit nicht besonders zugetan waren, weil sie als Nutzholz eher eine untergeordnete Rolle spielte. Das hat sich zwischenzeitlich geändert."Zum einen ist ihr Holz heute im Möbelbau sehr begehrt, zum anderen ist die Roterle aus der Sicht des naturnahen Waldbaus ökologisch besonders wertvoll", wie Forstamtsleiter Gerd Womelsdorf aus Morbach berichtet. Denn sie liefert Laub mit einem ausgesprochen günstigen Verhältnis der Elemente Kohlenstoff und Stickstoff, das wichtig für das Bodenleben und damit die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist.Durch ihre Symbiose mit bestimmten Bakterien ist die Roterle in der Lage, Stickstoff zu binden und so den Nährstoffhaushalt des Bodens zu verbessern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort