Positiver Rückblick – aber wie geht es weiter?

GONZERATH. Zwei Tage nach der Großdemonstration in Gonzerath gegen die NPD ist das geplante Schulungszentrum der rechtsextremen Gruppierung nach wie vor Gesprächsthema. Unter die Freude über die große Zahl der Demonstranten und den friedlichen Ablauf mischen sich jetzt die Fragen, wie es weitergehen kann.

"Wir sind hier noch völlig beeindruckt von der Anzahl von Menschen, die uns am Samstag unterstützt haben", staunt Ralf Linn, Ortsbeiratsmitglied in Gonzerath. Auch Anja Klingel, die noch vor wenigen Tagen befürchtet hatte, dass sich nicht genügend Bürger am Protest beteiligen würden, freut sich angesichts der Menschenmenge, die durch Gonzerath zog. Schließlich protestierten am Samstag weit mehr Menschen im 1200-Einwohner-Ort, als dort wohnen. Jung und Alt sei auf den Beinen gewesen. Darunter übrigens auch einer der ältesten Einwohner des Orts, der 92-jährige Robert Mettler. "Ich habe das alles schon einmal erlebt", sagt er dem TV. Alles lief friedlich ab

Bürgermeister Gregor Eibes, der nach eigenen Angaben wie auch viele andere am Samstag erstmals an einem Protestmarsch teilnahm, ist im Nachhinein "sehr froh", dass alles friedlich abgelaufen ist. Das sei vor allem wichtig für mögliche Folgeveranstaltungen. Auch die Zahl der Demonstranten stimmt ihn positiv. Es sei gut zu wissen, dass Gonzerath mit dem Problem nicht allein gelassen werde. "Ich bin so froh, dass alles glatt gegangen ist", atmet auch Ortsvorsteher Dietmar Thömmes hörbar auf. Doch er weiß: "Der Spuk ist nicht vorbei." Jetzt sei es Aufgabe der Politik, sich weiter mit dem Thema zu befassen. In einer Informationsveranstaltung des Netzwerks für Demokratie und Courage wurde bereits am Samstag nach der Kundgebung darüber diskutiert, mit welchen Mitteln man weiter gegen die rechtsextreme Gruppierung vorgehen könne, die sich in Gonzerath niedergelassen hat. "Das Gebäude zurückkaufen, aber sofort", sagte ein Gonzerather, der allerdings nicht namentlich genannt werden will. Dagegen forderte Hans-Joachim Selzer aus Bernkastel-Kues, sich argumentativ mit der NPD auseinander zu setzen, während Helke Salzburg aus Merschbach forderte, dass die Immobilie vom Abwassernetz genommen werde. Einige Einheimische vermissten Bürgermeister und Ortsvorsteher bei der Veranstaltung, die dem TV gegenüber beide andere Termine ins Feld führten. Ihr Kenntnisstand sei es gewesen, dass der Veranstalter allgemeine Informationen über die NPD geben wolle. Deshalb habe man die eigene Anwesenheit nicht für nötig gehalten. Bürgermeister Eibes schließt übrigens nicht ausdrücklich aus, die Immobilie zurückzukaufen. Allerdings stellt er die Frage, inwieweit sich ein Staat erpressbar mache. Wer künftig ein leer stehendes Haus verkaufen wolle, könne ansonsten mit der NPD drohen und damit den Preis hochtreiben. Die Gemeinde Morbach werde das NPD-Problem allein nicht lösen können. Dennoch schließt Eibes nicht aus, dass es sich von allein löst. Er ist überzeugt, dass die NPD im Hunsrück keinen Nährboden für rechtsextreme und ausländerfeindliche Parolen finden werde. Eine positive Bilanz zog derweil Franz-Dieter Ankner, der Leiter des Polizei-Einsatzes am Samstag. Lediglich eine Person habe vorläufig festgenommen werden müssen, weil sie eine Präzisionsschleuder mit sich führte. Derweil habe die NPD einen Anwalt wegen der Beschlagnahme von Foto- und Videoaufnahmen eingeschaltet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort