Profis, Neulinge und "Harakiri"-Kandidaten

MERSCHEID/DHRONECKEN. Der Anstieg des Ölpreises hat heimischem Holz einen Boom beschert, der sich in höheren Anforderungen für Freizeit-Holzmacher niederschlägt.

 Für den Merscheider Klaus Stürmer ist das Holzmachen schon seit Jahren sehr viel mehr als ein "Hobby". Mittlerweile spannt er sogar die gesamte Familie mit ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Für den Merscheider Klaus Stürmer ist das Holzmachen schon seit Jahren sehr viel mehr als ein "Hobby". Mittlerweile spannt er sogar die gesamte Familie mit ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der Merscheider Klaus Stürmer ist seit Jahren dabei. "Mir macht es Spaß", begründet er seinen Ehrgeiz, nebenberuflich jede freie Minute Brennholz zu machen. Ging es ihm anfangs nur darum, "dass man warm sitzt", hat er seit 1994 ein Gewerbe angemeldet. Seit sich sein Kundenkreis über die Grenzen des Dorfes ausgeweitet hat, gehen ihm Sohn, Tochter und Schwiegersohn zur Hand. Es sei einfach schön, immer an der frischen Luft zu sein und viel mit Leuten zu tun zu haben, bilanziert Stürmer, der bisher 150 000 Euro in sein "Hobby" investiert hat.Motorsäge in der Freizeit

Während "Holzmacher" wie er die Ausnahme sind, zieht es immer mehr Männer in ihrer Freizeit in den Wald. Mit Motorsägen und teils schwererem Gerät wie Spaltern rücken sie Bäumen zu Leibe, die Forstmitarbeiter zuvor gefällt haben. Doch mit dem Ansturm steigt auch die Verletzungsgefahr der Privatleute. Landesweit wisse er von drei tödlichen Unfällen, sagt Jürgen Schmidt, Technischer Produktionsleiter im Forstamt Dhronecken. Allerdings seien die Verunglückten keine Neulinge gewesen, sondern "Halbprofis". Immerhin: Im Forstamt Dhronecken sind Schmidt keine Unfälle bekannt. Damit das auch so bleibt, werden dort seit diesem Winter Motorsägekurse angeboten. Vorerst sieben Kurse für je zwölf Teilnehmer waren schnell ausgebucht. Denn ab 2008 ist ein "Sachkundenachweis" Pflicht für Privatleute. Laut Bernd Lischke, Erbeskopf-Erlebnisförster, sind für weitere 50 Männer in der "Warteschleife" zusätzliche Kurse geplant. Wer sich anderswo anmelden möchte, sollte darauf achten, dass der Kurs sich an der "GUV-I-8624" des Gemeindeunfallversicherungsverbandes orientiert. Weil bei den Kursen des Forstes Schutzausrüstung vorgeschrieben ist, gibt es bei Schuhen mit Schnittschutzeinlage oder Sicherheitshosen bereits Lieferengpässe.Klein schneiden am Wegesrand

Die größten Gefahren laut Lischke: Arbeiter ermüden und unterschätzen umschlagende oder abrollende Stämme. Selbst alte Hasen seien vor Verletzungen nicht gefeit und stünden mitunter vor einem "Harakiri": "Es gibt Leute, bei denen man auch nach 20 Jahren und fünf Kursen nicht hinschauen möchte, wenn sie die Motorsäge in die Hand nehmen", sagt Lischke. Doch ein Förster dürfe nicht wegschauen. Laut Schmidt geht der Trend hin zum Kauf von Holz, das am Waldweg deponiert wird. Dieses dort klein zu schneiden anstatt im Bestand sei nicht nur weniger gefährlich, sondern erfordere auch weniger Ausrüstung. Außerdem ist der Preis von etwa 28 Euro pro Raummeter (Kubikmeter geschichtetes Holz) attraktiv im Vergleich zu 17 Euro für quer im Bestand liegendes Holz. Wem das zu teuer ist, dem empfiehlt Schmidt Geduld. Denn in Kürze wird Baumkronenholz auf den Markt kommen sowie Holz mit "Faulstellen", bisher im Hunsrück wenig gefragtes Holz aus dem Erststammbereich. Nach "Kyrill" ist davon jetzt mehr im Angebot, sodass der Preis für das vom Borkenkäfer bedrohte Holz fällt.

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