Punk-Rocker und strenge Polizisten

HEIDENBURG. (doth) Einmal im Jahr zittert im Heidenburger Wald das Laub an den Bäumen, und die Vögel verstummen. Dann donnern die Bässe und heulen die E-Gitarren. Es ist "Rock am Rong". Der gleichnamige Verein, der diesmal 14 Bands nach Heidenburg holte, feierte gleichzeitig fünfjähriges Bestehen.

 Alte Herren des Deutschpunks: Die "Dödelhaie" aus Duisburg wussten, wie sie ihr Publikum auch in deutscher Sprache turbomäßig in Fahrt bringen. Foto: Herbert Meilchen

Alte Herren des Deutschpunks: Die "Dödelhaie" aus Duisburg wussten, wie sie ihr Publikum auch in deutscher Sprache turbomäßig in Fahrt bringen. Foto: Herbert Meilchen

Zwei Tage voll fetzigem Rock, röhrendem Punk und das alles zweisprachig - das bekam das Publikum bei "Rock am Rong" in Heidenburg geboten. Sogar Petrus spielte diesmal mit, aber nicht die Ordnungshüter. Am späten Freitagabend wurde von der Polizei massiv nach Drogen und alkoholisierten Autofahrern gesucht. Wie Clemens Hartmann von der Polizei Morbach mitteilte, wurden in 14 Fällen Drogen sichergestellt und für 16 junge Autofahrer ergehen Mitteilungen an die Führerscheinstellen, weil sie unter dem Einfluss von Drogen standen. Einsatz nervt Publikum und Organisatoren

Besucher und Organisatoren waren von der Polizei-Aktion indes genervt. Rock-am-Rong-Vorsitzender Jörg Christen zum TV : "Was uns am meisten stört sind die Klischeevorstellungen, dass Punk-Rock automatisch Drogenkonsum beinhaltet." Die Festivalbesucher seien doch alles ganz normale junge Leute, die einfach abfeiern wollen und dann im Alltag wieder ihren Mann und ihre Frau stehen. So sieht es auch die 17-jährige Caro: "Alle Leute sind hier so easy und tanzen mit einem." Gemeinsam mit ihrem Freund Christian will sie auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederkommen. Und so findet sich in jedem Jahr eine größere Fangemeinde am Waldrand in Heidenburg ein. Alles begann jedoch mit einer Absage. Für "All in Colours Lust" sprangen "My Mind Shine on" aus dem Saarland ein. Ganz ohne Saarländer geht's halt nicht. Die Formation mühte sich redlich als "Eisbrecher", doch die vielen Fans waren zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Zwei Tage müssen eben gut vorbereitet sein. "Rest in Question" aus Trier-Schweich übernahm mit Melody-Core. Mit der Dämmerung wuchs die Zahl der Zuhörer stetig. Darüber freuten sich "Skin of Tears" aus Wermelskirchen und die Hard-Core-Band "Steak-Knife" aus Saarbrücken. Die Stimmung erreichte ihren Siedepunkt - bis eben die Polizei kam. Mit fetzigem Rock der "Dinaminds" klang der erste Tag aus. Mit dem ersten Vogelgezwitscher gingen auch die ersten Reißverschlüsse an den Zelten hoch. Ein herrlicher zweiter Festivaltag brach an. Für Partystimmung sorgte schon zum Auftakt die Ska-Band "Geek Mafia", erfrischender Sound mit drei Bläsern. "Rail Head" aus Irsch wurde Opfer der Sonne, die von vielen vor dem Wald und weniger vor der Bühne genossen wurde. Der weibliche Gesang bei "Just2" aus Schweich lockte aber viele wieder zwischen die Bäume. Mit hoher Qualität der Mosel-Open-Air-Preisträger "Bangarang" ging's punkmäßig weiter. Danach kam die "deutsche Abteilung". "Der dicke Polizist" war die erste deutschsprachige Punk-Band. Der Name suggeriert Spaß pur, doch die sozialkritischen und politischen Texte sollen zum Nachdenken anregen. Veteranen aus Duisburg und fanatische Fußball-Fans

Lustiger waren da schon die "Dödelhaie" aus Duisburg, Punk-Veteranen deutscher Sprache. Die "Dimple Minds" sind bekennende Werder-Bremen-Fans, und um Fußball drehen sich auch viele ihrer Songs. "Durstige Männer" ist ihre Hymne. Mit ihrem "energiegeladenen Arschtritt-Rock 'n' Roll" kamen auch "Marvin Go!" aus Prüm bei den Fans gut an. Zum Ausklang spielten wie im Vorjahr die "Raw-Ones", eine Cover-Band der "Ramones". Noch einmal wurde abgerockt, bevor der Alltag wieder losgeht und alle wieder an die Arbeit müssen, sofern sie welche haben.

ClickMe-Galerie Rack am Rong

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