Pinot Noir Rabe, Nuss und roter Wein

Neumagen-Dhron · Weinhändler Daniel Twardowski wollte die ruhigen Sommermonate überbrücken und bepflanzte einen Weinberg mit Pinot Noir. Das Hobby ist zur Erfolgsgeschichte geworden.

 Daniel Twardowski nimmt eine Probe vom 2016er, der in kleinen Fässern reift. Zu dem das Etikett zierenden Raben mit der Nuss am Schnabel gibt es eine eigene Geschichte. TV-Fotos (2): Clemens Beckmann

Daniel Twardowski nimmt eine Probe vom 2016er, der in kleinen Fässern reift. Zu dem das Etikett zierenden Raben mit der Nuss am Schnabel gibt es eine eigene Geschichte. TV-Fotos (2): Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Neumagen-Dhron Um es gleich vorweg zu schreiben: Es ist zwecklos nach der Lektüre dieses Berichtes bei Daniel Twardowski anzurufen und Wein zu bestellen. "Ich kann den Leuten höchstens Auskunft über ein paar Händler geben, die noch Wein von mir haben", sagt er. Der 2014er ist bei ihm ausverkauft. Der 2015er ist zwar abgefüllt, kommt aber erst im Frühjahr 2018 auf den Markt. Es wird auch nur 3000 Flaschen davon geben.
Knapp drei Jahre dauert es bei Twardowski bis sein Wein in den Verkauf kommt - immer nur ein Wein, um genau zu sein. Und auch kein Riesling, sondern Pinot Noir (Spätburgunder), der bei Twardowski aber Pinot Noix heißt. Noix ist Französisch und heißt Nuss. Auf dem Etikett taucht die Nuss am Schnabel eines Raben auf (siehe Extra). Es ist ein Wein, bei dem sein Erzeuger gleich beim ersten Jahrgang (2011) preislich nicht kleckerte sondern klotzte. 70 Euro kostet Privatkunden die Flasche, Händler und Gastronomen bekommen natürlich Prozente. Daniel Twardowski ist das was man einen Quereinsteiger nennt. Geboren ist er in Stade (Niedersachsen). 1994 zog er mit seinen Eltern nach Saarburg. Dem Vater, einem Kapitän im Ruhestand, hatte die Gegend so gut gefallen, dass er die Familie an die Saar lotste. Dort bekam Sohn Michael den ersten Kontakt zum Wein.
Schon damals gehörte seine Liebe den Rotweinen. Bereits während der Abiturzeit machte er sich als Händler von Weinraritäten einen Namen. Das Studium der Weinwirtschaftslehre wurde von Praktika und Aufenthalten in Weingütern an der Mosel und in Burgund, der Wiege des Pinot Noir, begleitet. Das Händlergeschafft weitete er aus. Im Sommer ist es aber eher ruhig. Deshalb habe er quasi zum Zeitvertreib einen Weinberg in der Lage Dhroner Hofberg gekauft und mit den besten verfügbaren Pinot Noir-Reben bepflanzt, erzählt er.
Als einer seiner Kunden den 2011er probierte, habe er geglaubt, dass es sich um Spitzenwein aus dem Burgund handele. "Als ich ihm sagte, dass es mein eigener Wein ist, hat er gesagt: Den will ich", berichtet Twardowski. Der Gastronom und Feinkosthändler habe ihm dann auch gesagt, für wie viel Geld er die 1800 zur Verfügung stehenden Flaschen Wein verkaufen müsse, damit es sich für den Winzer sowie Händler und Gastronomen lohnt.
Twardowski war von einem Moment auf den anderen Winzer. Sein Wein sorgte vor allem in der Händler- und Gastronomieszene für Furore und Gesprächsstoff. Twardowski kaufte weitere Parzellen. Mittlerweile besitzt er drei Hektar, von denen 2,3 Hektar in Ertrag sind. Vom vor wenigen Wochen geernteten 2017er wird es 2020 schon 6000 Flaschen geben. Wenn auch die letzte der 14 Parzellen Trauben trägt, werden es etwa 8000 Flaschen sein. "Damit ist das aber auch gedeckelt", sagt der 39-Jährige, der mittlerweile mehr Winzer als Weinhändler ist. Der Vater zweier Töchter will auch noch etwas Freizeit.
Die Arbeit im Weinberg ist ihm ein großes Anliegen. Er arbeitet ökologisch, benutzt keine Herbizide und hat den Boden anfangs sogar selbst mit der Hacke bearbeitet. Das macht mittlerweile ein Lohnunternehmen.
"Ich möchte jeden Stock selbst schneiden und auf ihn einwirken", erläutert er seine Philosophie. Auch im Keller geht es schonend zu. Die Maische wird in einer Korbpresse gekeltert, der Most nicht mechanisch gepumpt, der fertige Wein vor der Abfüllung nicht filtriert.
Sein Glück sei, dass er die Kontakte zu Händlern und Gastronomen habe, die über zahlungskräftiges Klientel verfügen. Nur mit Privatkunden sei ein solches Preisniveau schwer zu erreichen.
"Twardowski trägt dazu bei, dass die Mosel auch im Rotweinbereich stärker wahrgenommen wird. Seine Weine sind von sehr hoher Qualität", sagt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer der Weinwerbung. Spätburgunder von der Mosel sei schon im 19. und 20. Jahrhundert international bekannt gewesen. Twardowski rage zusammen mit Markus Molitor (Haus Klosterberg, Wehlen) bei den Preisen heraus.
Im Eichelmann Weinführer hat Twardowski es 2016 auf Anhieb auf zwei Sterne gebracht. Aktuell kam der dritte hinzu - auch wenn nur zwei Weine zur Verfügung standen. Für beide vergab Eichelmann jeweils 91 von 100 möglichen Punkten.Extra: DER RABE UND DIE NUSS

Pinot Noir: Rabe, Nuss und roter Wein
Foto: (m_mo )


Wieso ist der Rabe mit der Nuss am Schnabel auf dem Etikett zu sehen? Er habe oft Nussschalen im Weinberg entdeckt, erzählt Daniel Twardowski, Raben beziehungsweise Krähen lassen sie aus großer Höhe fallen, damit sie auf dem Schiefer platzen und ihren Inhalt frei geben. Er haben einem chinesichen Kunden davon erzählt. Der habe gesagt, das müsse unbedingt aufs das Etikett. Begründung: Die Walnuss komme ursprünglich aus Asien. Ihr Inneres sehe aus wie ein Gehirn. Deshalb ist der Vogel samt Nuss das unverwechselbare Markenzeichen auf den Flaschen und der Wein heißt Pinot Noix.

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