Rasern auf der B327 im Hunsrück geht es an den Kragen

Immert · Auf der B 327 sind zwischen Immert und Odert immer wieder Motorradfahrer unterwegs, die diesen Streckenabschnitt wie auf dem Nürburgring in extremem Tempo befahren. Die Polizei will künftig stärker dagegen vorgehen.

 Motorräder fahren auf der Hunsrückhöhenstraße zwischen Immert und Rorodt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Motorräder fahren auf der Hunsrückhöhenstraße zwischen Immert und Rorodt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Ist die Hunsrückhöhenstraße zwischen April und Oktober zwischen Immert und Odert eine Rennstrecke für Motorradfahrer? Diesen Eindruck gewinnt so mancher Einheimische, wenn bei schönem Wetter am Wochenende oder an späten Nachmittagen die Motoren der Maschinen auf der B 327 aufheulen. Dann nutzen offenbar des öfteren Fahrer hochmotorisierter Bikes die kurvenreiche Gefällstrecke zur sogenannten Schalesbach, um ihre Motorräder auszufahren.

"Sie treffen sich auf dem Parkplatz zwischen Immert und Thalfang und filmen die Fahrt dann mit ihren Kameras, die am Helm angebracht sind", sagt ein Immerter, der ungenannt bleiben will.
Das sieht dann so aus wie bei einem Film auf dem Internetportal Youtube: Wer dort Immert und Hunsrückhöhenstraße in die Suchmaske eingibt, findet ein Video, auf dem Motorradfahrer die Strecke testen. Zwar ist nie der Tachometer mit der Geschwindigkeit zu sehen. Doch lässt die extreme Schräglage erahnen, dass die Biker sehr schnell unterwegs sein müssen.

Abgesehen davon, dass einer von ihnen zu sehen ist, wie er auf der dreispurigen Strecke trotz durchgezogener Linie auf die Überholspur der Gegenfahrbahn wechselt, um gleich mehrere Fahrzeuge auf einmal zu überholen. Zwar ist das Video offensichtlich mehrere Jahre alt, doch ist das Problem nach wie vor aktuell. Dem Gonzerather Alex Mettler, selbst Motorradfahrer, sind Maschinen in diesem Fahrstil und extremer Schräglage entgegengekommen. "Ich habe noch nie Motorräder gesehen, die so schnell gefahren sind", war sein spontaner Eindruck. Alexander Voll, Wehrführer der Immerter Feuerwehr, hat vom Immerter Feuerwehrgerätehaus einen guten Eindruck davon, was auf dieser Strecke am Wochenende und bei schönem Wetter los ist. "So wie es aussieht, fahren die Rennen", sagt er. Der Immerter Bürgermeisterin Heike Marx-Knop ist das Problem nicht unbekannt, das seit Jahren besteht, aber nach ihrem Eindruck immer schlimmer wird. "Die fahren von der Immerter Einfahrt in Richtung Morbach, wenden an der Abfahrt nach Rorodt und fahren wieder zurück", sagt sie.

Die Fahrer nutzten die Strecke wie eine Art "Nürburgring", um ihre Motorräder auszufahren. Neben der Belästigung für die Immerter, die zur Nähe der B 327 wohnen, ist das auch nicht ungefährlich, sagt Marx-Knop.
Denn auch die Autofahrer haben nur ein kurzes Stück, auf dem sie selbst überholen können und auf denen die Biker dann plötzlich auftauchen.

Das Problem ist auf der Morbacher Polizeiinspektion bekannt, sagt Wendalinus Kirsch, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Morbach. Es sei allerdings schwierig, diese Delikte zu verfolgen.
Denn mit der Laserpistole solche Verstöße festzustellen, funktioniere in dem Fall nicht, da weitere Motorradfahrer gewarnt seien, wenn die Piloten nicht schon vorher aus diesem Grund die Strecke zuerst in normalen Tempo abfahren.

Wie die Beamten gegen diese Raserei vorgehen wollen, sagt er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Doch sei es "kein Kavaliersdelikt." Den Rasern drohen Führerscheinentzug und die Einziehung des Motorrads bis hin zu langjährigen Freiheitsstrafen. Kirsch: "Dessen müssen sich die Fahrer bewusst sein, wenn sie sich auf die Straße begeben."

Meinung: Ein Appell an die KurvenraserEs wäre jetzt einfach, häufigere Verkehrsüberwachungen, höhere Strafen, mehr Polizisten und noch mehr Tempolimits zu fordern. Aber all diese Mittel greifen nicht weit genug, kurieren nur die Symptome, nicht die Ursache. Deshalb ein direkter Appell an die Verursacher. Vielleicht liest der eine oder andere ja diese Zeilen: Schnell fahren macht Spaß, das ist keine Frage. Sich in die Kurven zu legen ist auch ein großer Nervenkitzel, völlig unbestritten. Aber tun Sie sich und den übrigen Verkehrsteilnehmern einen Gefallen: Fahren Sie auf dem Nürburgring oder irgendeiner anderen gesicherten Rennstrecke, wo Sie ihr Leben aufs Spiel setzen können, ohne andere unschuldige Menschen zu gefährden. Im öffentlichen Verkehrsraum derart schnell zu rasen ist schlicht und ergreifend kriminell und kann viele Menschen töten. Lassen Sie es einfach. Ein für allemal! hp.linz@volksfreund.de

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