Ratschläge zum Vier-Gang-Menü

GRÄFENDHRON. Zum zweiten Mal haben sich im Gräfendhroner Landhaus Studenten zum Gründercamp getroffen.

Wer sagt denn, dass Existenzgründungsseminare nur etwas für Unternehmer-Naturen sind? Zu den 20 Teilnehmern des zweiten Gräfendhroner Gründercamps zählen jedenfalls Entschlossene ebenso wie solche, die keine ernsthaften Absichten heben - oder noch nicht. Sie habe zwar schon mal daran gedacht, erzählt Studentin Julia Hilbing, doch Konkretes habe sie nicht im Sinn. Dennoch interessiert sie das Seminar der Fachhochschule Gelsenkirchen unter der Leitung von Gerd Wassenberg. Ebenso wie Ricarda Schumacher, der in den sechs Tagen klar wurde: "Eigentlich bin ich nicht der Typ, um eine Existenz zu gründen." Sie sei wohl nicht genügend risikobereit. Die Referate seien da schon realistisch gewesen. Und wertvoll, wie beispielsweise die Tipps, wo es Hilfe gibt. Jan Kemper ist überrascht vom "breit gefächerten Informationsfluss". Ob zu Patenten, Rhetorik oder in der Frage, wie man auf Banken zugehen sollte. Im Kurs "Business-Etikette" habe es zum leckeren Vier-Gang-Menü Ratschläge fürs Geschäftsessen gegeben. Ob zwingend ins Fettnäpfchen tritt, wer dem niesenden Gegenüber Gesundheit wünscht, zweifelt Kemper aber an: "Man kann's schon übertreiben." Pluspunkte des Camps sind der abgelegene Veranstaltungsort und der Termin in den Semesterferien. Man gehe einfach anders an die Sache ran, spricht Kemper von einem "spielerischen Lernen". Schumacher: "Es macht einen frei im Kopf." Ingo Rose und Costja Adams, die 2005 dabei waren und vor einer Gründung stehen, hat die aus dem Camp geschöpfte Motivation weiter gebracht. Ebenso das Netzwerk an Kontakten, die es zu nutzen und pflegen gelte. Ziel von Gründercamp-Chef Wassenberg ist das Vermitteln "unternehmerischer Fähigkeiten", aber auch, "dass die Führungskräfte von morgen diese weiter geben können." Außerdem müssten junge Leute nach einem Fehlversuch ermutigt werden, aus den Fehlern zu lernen. Dazu bedürfe es auch Qualitäten sozialer und charakterlicher Art: "Wenn wir das nicht schaffen, ist unsere Wirtschaft pleite", kritisiert Wassenberg heutige Manager. Eine Bereicherung für das Camp ist, dass sich Leute aus Dorf und Nachbarort einbringen. So etwa bei Fußballmatch und Bogenschießen oder beim Grillen und nächtlicher Fackelwanderung. Schließlich sei es etwas Besonderes, so viele Studenten plus Professoren im Dorf zu haben, erklärt Ortsbürgermeister Herbert Züscher das Engagement. Dieses ermöglicht Wassenberg Abwechslung im Tagesablauf und Raum für Höhepunkte, wie Ehrengast Gert Mittring. Dieser hat die Seminaristen von der Fachhochschule Gelsenkirchen, der Uni Duisburg-Essen und der Hogeschool Arnhem en Nijmegen am Abschlussabend im Landhaus Gräfendhron mit seinen Vorführungen als lebender Taschenrechner gehörig verblüfft. Der Doktor der Philosophie, Doktor der Pädagogik und Diplom-Informatiker ist mehrfacher Weltrekordler und Olympia-Sieger im Kopfrechnen.

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