Reit(z)enderZeitklau

Zeit ist ein kostbares Gut, vor allem in diesen Tagen. Jeder Versuch, mit der besten Freundin einen Plauderabend zu verabreden, wird im Keim erstickt: "Ich habe kein Zeit", heißt es lapidar. Die ansonsten so gesellige Nachbarin zieht sich nach einem kurzen Austausch von Neuigkeiten mit verstohlenem Blick auf die Uhr schnell ins eigene Heim zurück.

Auch der Kollege winkt bei der Frage nach einem gemütlichen Feierabendbier mit müdem Blick ab. Müde - das trifft es. Der berühmte Vor-Weihnachtsstress ist nur die halbe Erklärung. Denn alle drei befinden abends in der Gewalt eines Zeit raubenden Mediums: des Fernsehens. In den letzten Wochen wurden quasi als Appetithappen die Teile des Film-Epos des gebürtigen Morbachers Edgar Reitz ausgestrahlt, der die Region bekannt gemacht hat. Und schon ist der Hunsrück wieder im "Heimat"-Fieber. Inzwischen geht es mit den neuen Folgen weiter. Und viele lassen sich vom Schicksal des "Hermännchens" und seiner Clarissa in den Bann ziehen. Ich nicht. Ich suche lieber in Ruhe und mit viel Bedacht die Geschenke aus. Weihnachten kommt ja immer so plötzlich. Da will noch so manches erledigt sein. Nur für die Eltern, da habe ich noch nichts. Da will mir partout nichts einfallen. Aber halt - wie wär‘s denn mit Videos von "Heimat 3" oder einer Spezial-Führung durch das Hunsrück-Museum in Simmern, wo die letzte Reitz‘sche Film-Klappe zu sehen ist? (iro)

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