Reiter lassen sich vom Regen nicht schrecken

NEUNKIRCHEN. Ein Erlebnis besonderer Art im Hunsrücker Sommerfestreigen ist in jedem Jahr das Country- und Westernfest des Tschernobyl-Hilfe Erbeskopf e.V. in Neunkirchen. Trotz teilweise heftigen Regens ließen sich die Gäste die Stimmung nicht verderben, besonders nicht die über 80 Reiter und Pferde, die in einem Sternritt zur Festwiese gekommen waren.

 Im Galopp über die Festwiese: Maggie Becker-Lenninger aus Mandern ist mit ihrem American Paint Horse "Lona Wild One" schon Stammgast beim Country- und Westernfest in Neunkirchen.Foto: Herbert Meilchen

Im Galopp über die Festwiese: Maggie Becker-Lenninger aus Mandern ist mit ihrem American Paint Horse "Lona Wild One" schon Stammgast beim Country- und Westernfest in Neunkirchen.Foto: Herbert Meilchen

Mit dem originellen und lustigen Country- und Westernfest wird eine bitterernste Katastrophe in jedem Jahr wieder bewusst: Tschernobyl 1986, der bislang größte Gau in einem Atomkraftwerk weltweit. Seit 1995 wird von Neunkirchen aus geholfen, mit Hilfsgütertransporten und Ferienaufenthalten für Kinder aus der Region Rubel und Hotowel, zwei weißrussische Orte mit 3000 und 1000 Einwohnern.Manfred Bungert, Vorsitzender der Tschernobyl-Hilfe, und seine Mitstreiter arbeiteten auch diesmal bis zur Erschöpfung um den Festgästen den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Um verstärkt Jugendliche an diesem Fest zu interessieren, stieg am ersten Abend eine fetzige Tequila-Party. Nur Petrus war an diesem Wochenende wohl nicht gut drauf. Er schickte schon am ersten Abend Regentropfen. "Das kostete uns hunderte Festgäste", bedauerten Bungert und sein Schatzmeister Arnold Clüsserath.Von ein bisschen Regen lassen sich Reiter allerdings so schnell nicht schrecken. Weit über 80 waren es am zweiten Abend. Die "Ridin‘ Shadows" machten dazu die passende Countrymusik. Fliegende Händler mit entsprechenden Angeboten an Pferdezubehör, Indianerschmuck und Fellen steuerten zum gelungenen Gesamtbild bei. Der dritte Tag fiel allerdings komplett ins Wasser, denn Petrus öffnete jetzt die himmlischen Schleusen total.Eigentlich sollte das Fest eine Art "Auftaktveranstaltung" für 74 Kinder aus Rubel und Hotowel werden, die drei Wochen bei Gasteltern in Neunkirchen und an der Mosel bleiben. Die Busse kamen jedoch erst in der Nacht zum Sonntag an, und da waren die Kinder erst mal müde."Verdient haben wir diesmal leider nichts, aber schön war's trotzdem", so das Resümee des Schatzmeisters Clüsserath. Die Arbeit der Tschernobyl-Helfer geht unvermindert weiter. Im Winter soll wieder ein Hilfstransport Richtung Weißrussland rollen. Dafür fehlt jedoch noch Geld.Bislang waren es elf Transporte, die von diesem Verein organisiert wurden. Im Januar diesen Jahres waren es 30 Tonnen Hilfsgüter, Kleidung, Lebensmittel, Medikamente und medizinische Geräte. "Verteilt werden die Sachen von uns selbst, damit nur ja nichts in dunklen Kanälen verschwindet", unterstreichen Bungert und Clüsserath im Gespräch mit dem TV .Region um Rubel bleibt noch lange verseucht

Schwerpunkt der Arbeit sind jedoch die Ferienaufenthalte von bislang rund 500 Kindern und ihren Betreuern. Sie kommen aus einem Gebiet, das wohl nie wieder eine normale Strahlenbelastung haben wird. "Cäsium", so wissen die Vorstandsmitglieder leider zu gut, "hat eine Halbwertzeit von 30 000 Jahren". Die gesamte Nahrungskette sei damit in sehr ungesunder hoher Dosis verseucht. "Und trotz moderner Errungenschaften wie Strom, Telefon, Kühlschrank oder Fernseher erinnert das Leben doch stark an Vorkriegszeiten", weiß auch der 2. Vorsitzende des Vereins, Dietmar Strakeljahn, der schon häufiger vor Ort war. Finanziert wird die Hilfe durch die Beiträge von 110 Vereinsmitgliedern, dem Erlös des originellen Westernfestes und Spenden. Letztere sind wegen des verwässerten Festes besonders wichtig.Die Nummer des Spendenkontos ist 40018020, BLZ 58751230.

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