Reizend und farbig

MORBACH. Die Reizthemen Rathausbau und Nachtflughafen Hahn sorgten beim TV -Forum in der Baldenauhalle für teilweise lautstarke, emotionale Äußerungen. Es gab aber auch viele Sachthemen, bei denen die sechs für den Gemeinderat Morbach kandidierenden Listenführer einer Meinung waren.

"Die sechs Gruppen bringen Farbe in den Gemeinderat", prognostizierte Hugo Bader. Einen Vorgeschmack auf die mögliche Ratskonstellation mit dem halben Dutzend brachte das Volksfreund -Forum am Montagabend in der Baldenauhalle. Denn die sechs Listenführer Karlheinz Schneider (SPD), Hans Jung (CDU), Günter Meyer (FDP), Jutta Decker-Schütz (Lebendige Demokratie), Hugo Bader (FWG) und Uwe Andretta (Grüne) trugen zu einer munteren und informativen Podiumsdiskussion bei. Recht lebhaft ging es zeitweise auch unter den 70 Besuchern zu, meist Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) gegen den Nachtflughafen Hahn und "Fankreise" der sechs Gruppierungen, so dass Moderatorin Ilse Rosenschild hin und wieder bei Zwischenrufen um Ruhe bitten musste. Wie die Kandidaten zum "Widerspruch" Hahn-Ausbau und touristische Weiterentwicklung stehen, wollte BI-Sprecher Mario Winkel wissen. "Wir müssen so ausbauen, dass die Belange der Bürger nicht zu kurz kommen", bemerkte Sozialdemokrat Schneider, den der Fluglärm nach eigenem Bekunden nicht stört, obwohl er in der Einflugschneise wohnt. Es gelte, das Für und Wider abzuwägen und alles Menschenmögliche zum Schutz der Bürger zu tun, sagte der Liberale Günter Meyer. Christdemokrat Hans Jung zweifelt nicht die Belastungen durch den Flugplatz an, befürchtet jedoch, dass ohne den Hahn die "Arbeitslosigkeit zu einem ernsten Problem wird". "Wir fordern ein Nachtflugverbot", so Decker-Schütz, Listenführerin der Wählerinitiative Lebendige Demokratie. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze seien ohnehin fast nur minderbezahlte Jobs für Frauen. "Wir stehen der BI nahe", offenbarte Hugo Bader, jedoch honoriert er auch die positiven Auswirkungen des Hahn: "Das ist ein Widerspruch, der sich vermutlich nicht auflösen lässt." Mit dem Status Quo könne man leben, aber die "Kröte Nachtflug" werde noch bitter aufstoßen, glaubt der Grüne Uwe Andretta. Der Ausbau führe zu einem weiteren Wertverlust der Immobilien und bringe gesundheitliche Probleme mit sich. Hahn-Gegnerin Bärbel Anton ("Unsere Orte werden platt gemacht") malte ein düsteres Zukunftsszenario, während Jürgen Jakobs betonte, dass es jetzt ausschließlich um die Startbahnverlängerung gehe und nicht um die Nachtfluggenehmigung: "Die besteht schon seit Mitte der neunziger Jahre." Das berühmte "Lego-Modell" von Karlheinz Schneider wurde durch Zwischenrufe aus dem CDU-Lager beim Thema Rathausbau in die Runde geworfen. Vehement verteidigte Schneider seine Auffassung, aus finanziellen und bautechnischen Gründen sei eine Sanierung des Verwaltungsbaus ausreichend. Die fünf Millionen Euro teure "CDU-Planung" mit einer vorgesehenen Entkernung sei angesichts leerer Kassen Humbug, so Schneider. Dagegen findet Hans Jung, ein Neubau sei günstiger als eine Sanierung. Wegen des geplanten Rückbaus der Bahnhofstraße sollte das Projekt schnell angegangen werden. Er trete für eine wirtschaftliche und organisatorisch sinnvolle Lösung ein, bemerkte Günter Meyer. Für die Liberalen sei generell eine personell schlanke Verwaltung wichtig. Der 70er-Jahre-Bau sollte von Fachleuten beurteilt werden, findet Jutta Decker-Schütz. "Damals wäre eine Renovierung günstiger gewesen", sagte Hugo Bader. Heute plädiert er für einen Rathaus-Neubau. Die Grünen schlössen sich allen kreativen, zukunftsfähigen Lösungen an, brachte es Andretta auf den Punkt. In 50 Jahren werde der Landkreis bis zu 25 Prozent seiner Einwohner verlieren. Diesen Einstieg verband Ilse Rosenschild mit der Frage, wie die Kandidaten der demografischen Entwicklung begegnen wollen. Attraktive Jugendpolitik (Andretta), Ortskernsanierungen mit Förderprogrammen (Jung, Schneider), Ganztagsbetreuung an Schulen (Meyer), ÖPNV stärken (Decker-Schütz) und Vereinsleben fördern (Bader) lauteten die Antworten. Für den Erhalt der schönen Hunsrück-Landschaft und der ländlichen Kultur wollen sich übrigens alle Bewerber einsetzen.

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