Ritter, Räuber, Regisseure

HUNDHEIM. Unweit der Quelle der Dhron ist die Geschichte um Kurfürst Balduin und die Sponheimer sowie Schinderhannes und "Plackenklos" noch sehr lebendig. Der Hundheimer Alt-Bürgermeister Theo Schabbach erzählt.

Majestätisch ragt sie empor, die Baldenau. Eingebettet in eine Mulde zwischen Bischofsdhron, Hinzerath und Hundheim und umgeben von einem Wassergraben. Mit ihren bis zu 3,2 Meter dicken Mauern lässt sie ihre frühere Wehrhaftigkeit erahnen. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt die, 1977 von der Gemeinde Morbach gekaufte, Ruine Anfang der 80er Jahre, berichtet Hundheims Alt-Bürgermeister Theo Schabbach. Begleitet von Denkmalexperten legten Bürger damals den Innenhof samt Pflasterwegen frei und gingen den Fundamenten auf den Grund. Mit Hilfe von Arbeitslosen erneuerten sie das, im Dreieck angelegte, Bruchsteinmauerwerk und richteten den Wassergraben wieder her, den sie statt über die Dhron über einen näheren Bach fluteten.Räuberbanden trieben ihr Unwesen

Trotz des beeindruckenden Bildes, das die 20 mal 50 Meter umfassende Wasserburg bietet, war ihr Glanz nur von kurzer Dauer. Erzbischof und Kurfürst Balduin von Trier hatte sie im frühen 14. Jahrhundert an der Grenze zwischen Kurtrier und Sponheim errichtet. Die Schäden der erstmals im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burg wurden um 1650 behoben. Doch 1689 rückten die Truppen Ludwigs XIV. an und besiegelten das Schicksal der bis dahin bewohnten Burg. "Danach wurde sie nicht mehr aufgebaut und ist immer mehr zerfallen", sagt Schabbach. Doch so richtig still um die Ruine wurde es nie. Ausgangs des 18. Jahrhunderts trieben Räuberbanden dort ihr Unwesen. Allen voran der Schinderhannes, dem sogar ein Mord auf dem "Baldenauerhof" unterstellt wurde. Der "Plackenklos" sei aber nicht, so Schabbach, auf der nahen Gipsmühle zu Tode gekommen, sondern an der Burg selbst. Dass der Hannes der Anklage widersprach, bewahrte ihn letztlich aber nicht vor der Guillotine. Den Menschen, die in der Nähe der Burg lebten, war diese danach nicht immer geheuer. So erinnert sich Schabbachs Ehefrau Rosa an Erzählungen ihres Vaters, der die Warnung mit auf dem Weg bekommen habe: "Geh nur nicht da hin - da geht das Klacke Kläsje um." Zur Jugendzeit von Schabbach ging es an der, 1912 vom Hunsrückverein gekauften, Ruine allerdings friedlich zu. Wenn auch nicht für die Dohlen, die dort in Kolonien lebten. Die anhänglichen Rabenvögel waren geschätzte Haustiere. "Fronleichnam war Dohlentag - da sind wir rein und haben die flüggen Dohlen geholt", erzählt Schabbach. Zu diesem Zweck erklommen sie das Turminnere mit Leitern, mit denen sie auf die im oberen Teil noch erhaltenen Treppenstufen gelangten. Jahrzehnte später taten es ihnen amerikanische Soldaten nach, die den Turm in ihrer Freizeit mit Sturmhaken bezwangen. Und auch schon als Filmkulisse, unter anderem für den "Schinderhannes" mit Curd Jürgens, diente die Baldenau.

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