Rock im Feld und ein Blick ins Ländchen

BERNKASTEL-WITTLICH. Staat und Dörfer müssen gemeinsam für ihren Nachwuchs arbeiten: Die Gemeinden müssen eine erfolgreiche Jugendarbeit betreiben, um auch in Zukunft existieren zu können. Der Staat braucht eine familienfreundlichere Politik, um der demografischen Entwicklung in Deutschland entgegen zu wirken. Diese Thesen stellten Referenten auf einer zweitägigen Regionaltagung im Hunsrückhaus am Erbeskopf vor.

"Innovativ ist das, was bisher in ihren Gemeinden noch nicht gemacht wurde." Mit dieser Aussage ermunterte Peter Caspers-Schultze von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich in seinem Vortrag "Überdachte Bushaltestellen reichen nicht – Unterstützungsbedarf und kreative Lösungen für die kommunale Jugendarbeit" am vergangenen Freitag im Hunsrückhaus die Kommunalpolitiker zu einer erfolgreichen Jugendarbeit in ihrer Gemeinde. Zwar brauche diese Zeit und Geld, dennoch lohne es sich, in die Jugendarbeit zu investieren. Denn: "Kinder- und Jugendarbeit ist ein wichtiger Teil der sozialen Infrastruktur in den Gemeinden, wie Kindergarten und Schule auch". Jugendarbeit geht deshalb nach Aussage von Peter Caspers-Schultze über das Angebot an überdachten Bushaltestellen, dem Treffpunkt der Jugendlichen, wenn ein Jugendraum fehlt, hinaus. Projekte und Angebote der Jugendarbeit in der Gemeinde können die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen bei der Gemeindepolitik sein, ein Jugendtreff, der generationsübergreifend arbeitet, oder gemeinsame Projekte und Veranstaltungen im Dorf. Dass diese Vorschläge nicht nur graue Theorie sein müssen, zeigte Hubertus Limbach in seinem Vortrag zur erfolgreichen Dorfpolitik. Der Ortsbürgermeister der 600-Einwohnergemeinde Rothenhain im Westerwald stellte dazu die Projekte in seiner Gemeinde vor.Seit 1996 haben dort Jugendliche und Erwachsene erfolgreich verschiedene Aktionen gemeinsam geplant, organisiert und realisiert. "Bei ,Rock im Feld’ stehen Rentner am Eingang und kassieren, während die Jüngeren die Getränke verkaufen", sagt Limbach. Auf die Einwohnerzahl wirke sich die generationsumfassende Dorfpolitik auch aus. "Zwar hatten wir in den vergangenen Jahren einen Durchhänger, aber jetzt geht es wieder aufwärts", sagte Limbach. Marie-Luise Pott von der Beratungsstelle "pro familia" in Trier zeigte in ihrem Vortrag allerdings auf, dass ohne staatliche Förderung und wirtschaftliche Sicherheit eine Familienplanung nicht möglich ist. "Die häufigsten Gründe für Schwangerschaftsabbrüche sind nach unseren Erhebungen wirtschaftliche Gründe wie eine ungesicherte Versorgung der Kinder, Probleme mit der Ausbildung, der Schule oder dem Beruf", sagte die Psychologin. Auch das Bild der berufstätigen Mutter in Deutschland sei in Deutschland schlecht: "In Deutschland ist die berufstätige Mutter ein Problem. In anderen Ländern ist sie aber eine Selbstverständlichkeit." Ein Beispiel aus einem dieser Länder zeigte Berthold Heltemes von der luxemburgischen "Initiativ Liewensufank". Dort liege die Geburtenrate dank der familienfreundlichen staatlichen Förderungen derzeit bei 1,7, während sie in Deutschland in den vergangenen Jahren von 1,6 im Jahr 1980 auf zurzeit 1,2 bis 1,3 gesunken sei.

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