Normale Rodungsarbeiten oder Zerstörung des Waldes? - Naturschützer schlagen im Hunsrück Alarm

Horath/Piesport · Bei Horath werden Bäume gefällt. Das Forstamt spricht von normalen Arbeiten im Wald. Aktivisten fürchten eine Zerstörung des Waldes und Gefahr für Tiere.

 Karin Fass-Gronau, Burkhard Kullik und Uwe Anhäuser vom Bündnis Energiewende für Mensch und Natur auf dem gerodeten Waldstück beim Weinplatz. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Karin Fass-Gronau, Burkhard Kullik und Uwe Anhäuser vom Bündnis Energiewende für Mensch und Natur auf dem gerodeten Waldstück beim Weinplatz. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Am Parkplatz an der K 80 zwischen Horath und Piesport, dem sogenannten Weinplatz, tut sich derzeit einiges. Denn die relativ scharfe Kurve ist mit großen Platten ausgelegt, damit Schwertransporter mit Überlänge diese bewältigen können. Gegenüber dem Parkplatz sind vor wenigen Tagen Fichten gefällt worden. Und auch im Buchenwald in Richtung Mosel sind Forstarbeiten im Gang.

Dicke Baumstämme liegen am Wegesrand, und aus der Ferne sind Motorsägen zu hören. Grund genug für die Gegner der Windräder, zu befürchten, dass trotz eines anhängigen Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht und einem vom Gericht verhängten Bau- und Rodungsstopp Tatsachen geschaffen werden.

Denn über den Weinplatz würden die Fahrzeuge zu den Baustellen am Ranzenkopf gelangen, wo Windkraftanlagen gebaut werden sollen. "Entgegen der Entscheidung des Verwaltungsgerichts ist hier gerodet worden", sagt Karin Fass-Gronau, Vorsitzende der Bürgerinitiative Wald in Not. "Die Zerstörung ist offensichtlich", sagt sie. Sie befürchtet durch die Arbeiten nicht nur eine Zerstörung der Natur, sondern befürchtet auch eine Unterwanderung der demokratischen Grundwerte.

"Hier wird der Wald kaputt gerodet", sagt Burkhard Kullik aus Wintrich. Durch die Arbeiten im Buchenwald würde die Heimat der Fledermäuse zerstört, ein Gutachten über deren Vorkommen würde keinen Sinn mehr machen.
Doch beide involvierten Forstämter weisen die Vorwürfe zurück. Die Arbeiten im Buchenwald seien ganz normale Forstwirtschaft, sagt Gerd Womelsdorf vom Forstamt Rhaunen. Die alten Buchen nähmen den jüngeren das Licht weg, sagt er. Durch die Fällarbeiten werde im Wald ein Generationenwechsel umgesetzt, der sich über 20 bis 30 Jahre hinziehe.

Bernhard Busse, Leiter des Forstamtes Dhronecken, ist für die Rodungen auf dem Waldstück gegenüber dem Weinplatz zuständig. Die Fichten seien nicht gefällt worden, um Platz zu schaffen für die Schwertransporte, die möglicherweise irgendwann in Richtung Ranzenkopf unterwegs sind, sagt er. Das betroffene Waldstück gehöre vielmehr zur Ortsgemeinde Horath. Bei der Genehmigung für die Horather Windräder sei verfügt worden, dass am Weinplatz naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen stattfinden. Das heißt: Die Fichten am Weinplatz werden ersetzt durch naturnahen Laubwald wie Wildkirsche. Egon Adams, Ortsbürgermeister von Horath, bestätigt diese Aussage. "Es war ja ein Teil der Genehmigung", sagt er.

"Wir roden nicht", erklärt Roland Glaz von der EBW-AÖR, die am Ranzenkopf Windräder errichten will. Allerdings gehe die normale Bewirtschaftung des Forstes weiter. Dazu gehöre auch, dass die bis zum 30. Dezember 2016 gefällten Bäume wegen Borkenkäferalarms aus den Rodungsflächen herausgezogen werden, sagt er.

Und warum liegen die Platten in der Kurve? Diese sind wegen Transporte für Windräder hingelegt worden, sagt Stefan Rentmeister von der Straßenmeisterei Bernkastel-Kues. Allerdings handele es sich nicht um die derzeit noch vor dem Verwaltungsgericht anhängigen Windräder, sondern um zwei Anlagen, die auf der Gemarkung Merschbach errichtet werden, sagt er. Auch am Verkehrskreisel in Piesport seien deshalb Platten hingelegt worden.

Die Windräder bei Merschbach seien bereits im Herbst 2016 genehmigt worden, sagt Sascha Derstroff von Abowind. Seit Oktober 2016 werde gebaut. Dabei handelt es sich um zwei Windräder des Typs Vestas 126 mit einer Nabenhöhe von 137 Metern und einer Gesamthöhe von 200 Metern. Derstroff sagt, wenn es gut läuft, können diese Ende März 2017 in Betrieb gehen.Extra

Die Energie Bernkastel-Wittlich, als Anstalt des öffentlichen Rechts, hat für acht Windenergieanlagen des Typs Enercon 115 TES eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich beantragt. Die Windräder haben eine Gesamthöhe von mehr als 200 Meter und einen Rotordurchmesser von 115,7 Meter.Ihre Leistung liegt bei jeweils drei Megawatt. Sechs Anlagen sind auf Haager Gemarkung vorgesehen, eine auf Merscheider und eine auf Elzerather Gebiet. Die Anlagen sollen Ende 2017 ihren Betrieb aufnehmen. cst
Der Ranzenkopf gilt als einer der besten Standorte für Windkraft in der Region. Er erstreckt sich über den Hunsrück und Teile der Verbandsgemeinde Benkastel-Kues. Insgesamt könnten dort mindestens 60 Anlagen entstehen, einige Anlagen sind inzwischen auch gebaut worden. In dem Bereich sind mehrere Betreiber tätig, darunter die Energie Bernkastel-Wittlich, aber auch einzelne Gemeinden und Windenergiekonzerne. Bei Morbach sind acht Anlagen geplant, bei Merschbach zwei Anlagen, ebenso wie bei Horath (VG Thalfang), wo zwei Anlagen bereits im Bau sind. Bei Gornhausen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues sind bereits zwei Anlagen gebaut, zwei weitere sind geplant. Die Energie Bernkastel-Wittlich (AöR) hat 15 Anlagen geplant. Eigenständig ist die Energie Wintrich (VG Bernkastel-Kues), die 17 Anlagen geplant hat. In Veldenz (VG Bernkastel-Kues) stehen bereits vier Anlagen.

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