"Römischer" Wein in aller Munde

WEDERATH/WINTRICH. (urs) Erst die Mühen, dann der Genuss – diese Reihenfolge ist schon von den Römern überliefert. Entsprechend funktioniert ein Experiment, das 2007 im Archäologiepark Belginum "in aller Munde" sein soll.

Mit dem Vermessen allein ist es nicht getan. Bevor sich Keramikermeister Achim Rech an die Reproduktion zweier römischer Amphoren machen kann, ist einiges mehr zu untersuchen und abzuklären. Was den Leiter der Keramikschule Höhr-Grenzhausen vor allem interessiert, ist die Frage der Technik früherer Handwerksmeister. Wie wurden die Amphoren hergestellt, die aus Funden in Wincheringen und Butzweiler stammen und derzeit im Archäologiepark Belginum bei Wederath zu bewundern sind? Und aus welchem Material sind die Gefäße gefertigt?, fragt sich der Experte, der bereits Nachbildungen aus der Stein- und Bronzezeit angefertigt hat, aber bisher noch keine aus keltischer oder römischer Zeit. Archäologe Achim Schröder kann ihm da weiterhelfen. Damalige Handwerker hätten immer "den lokalen Stoff verwendet", klärt er auf. Sie nutzten also schlicht und ergreifend den Rohstoff, den sie jeweils vor Ort vorfanden. "Und dann hat man so lange getestet, bis man eine brauchbare Mischung hatte", sagt Schröder. Auf Anhieb sichtbar ist für den Fachmann auch, dass die Henkel der Amphoren nicht hohl sind, sondern massiv: "Damit könnte man ein Pferd erschlagen", verdeutlicht er die erstaunliche Härte dieses so zerbrechlich wirkenden Materials. Was die beiden Experten in Belginum zusammengeführt hat, ist ein außergewöhnliches Experiment. Die Initiative für die Rekonstruktion ging von der Wintricher Römergruppe "Vigilia Romana Vindriacum" aus, erklärt deren Vorsitzender Wolfgang Friedrich. Die Idee, die Amphoren anschließend mit Wein zu füllen und diesen Monate später zu verkosten, hatte Schröder. Als Mitglied der Bitburger Soldatengruppe "Milites Bedenses" kennt er Friedrich seit Jahren. Anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung "Straße der Römer" sollen Besucher am 23. September 2007 Gelegenheit haben, den Wein zu testen. Laut Friedrich lässt sich der Wintricher "Verein für rekonstruktive Geschichte" das Experiment rund 4000 Euro kosten. Da es einen solchen Versuch in der Archäologie bisher nicht gegeben habe, interessiere das wohl auch im Rahmen des Trierer Kulturhauptstadt-Themas "Wein und Touristik". Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie bringt in diesem Zusammenhang die Nachbildung eines Trinkgefäßes ins Gespräch: "Wir haben hier ein Glas, das bisher keine Parallele hat." Für Jochen Brandt, Professor an der FH Koblenz mit kleiner Fakultät in Höhr-Grenzhausen, wäre das ein Projekt für die "Glas-Klasse". Dort gebe es einen "begnadeten" Glasbläser, der es vielleicht schaffe, "den Teint, diese Blasen" des Glases hin zu bekommen. So könnten Glas-Rekonstruktionen möglicherweise in Serie gehen.

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