Ruhe statt Randale

Immer häufiger beklagen sich Anwohner im Morbacher Ortskern über ruhestörenden Lärm, alkoholisierte Jugendliche und Schlägereien. Im Rathaus denkt man laut über eine Sperrzeit-Verlängerung nach. Auch einen Runden Tisch soll es geben.

Morbach. "Die Probleme sind gravierend", sagt Axel Schmitt, Leiter der Morbacher Ordnungsbehörde. Immer häufiger beschweren sich Anwohner über nächtliche Ruhestörungen, über Sachbeschädigungen bis hin zu Schlägereien. Es werden Blumenkübel umgekippt, Pflanzen herausgerissen und Schilder beschädigt. Leere und kaputte Flaschen zeugen von nächtlichen Trinkgelagen. Auch Schlägereien nehmen an Häufigkeit und Härte zu. Schmitt berichtet von einem Vorfall, als ein Betrunkener "wie ein Jedi-Ritter" mit einem Verkehrsschild hantierte.

Auch der Morbacher Ortsvorsteher Hans Jung klagt über "kritische Nächte", nach denen ein Gemeindearbeiter alle Hände voll zu tun habe, um Scherben, Papier und Unrat zu beseitigen. Jung appellierte in der letzten Sitzung vor der Sommerpause an die Gemeinderatsmitglieder, sich mit dem Problem zu beschäftigen.

"Die Anwohner werden schon gebeutelt", macht auch Theo Gätz, Büroleiter im Morbacher Rathaus, deutlich. Deshalb bemühe man sich, "möglichst mit den Gastronomen" eine Lösung zu finden.

In einem Schreiben an die Morbacher Wirte, das dem TV vorliegt, erklärt Bürgermeister Gregor Eibes: "Die Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung haben bereits jetzt schon massive Auswirkungen auf das positive Image der Gemeinde Morbach." Auf Dauer werden nicht nur die Gewerbebetriebe und die direkten Anwohner, sondern die gesamte Gemeinde davon betroffen sein, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass man nach Morbach fahren kann, wenn man im negativen Sinne etwas erleben möchte."

Der Rathaus-Chef sieht als einzige Lösung die generelle Verlängerung der Sperrzeit von zwei Uhr nachts bis acht Uhr morgens. Derzeit sieht der Gesetzgeber in Rheinland-Pfalz lediglich eine Stunde zwischen fünf und sechs Uhr vor, in denen Schank- und Speisegaststätten geschlossen sein müssen.

Dadurch würden "nächtliche Trinkgelage" unterbunden. Die Sicherheitskräfte könnten ihre Kontrollen auf einen engeren Zeitkorridor beschränken. Zusätzlich soll mit Hilfe eines Runden Tisches im Spätsommer über weitere Maßnahmen beraten werden.

Uwe Pölcher, Betreiber des Bistros "4-Witz", bezweifelt, dass die Verlängerung der Sperrzeit das Problem löst. Lärm und Sachbeschädigungen gehen seiner Auffassung nach "am wenigsten" von den Gästen der Gastronomie aus. Es handle sich hauptsächlich um Jugendliche, die ihre Getränke mitbringen. Er selbst habe des Öfteren morgens leere Flaschen entsorgen müssen. Diese würden aus den Lebensmittelmärkten stammen, nicht aus der Gastronomie.

Dem pflichtet Patrik Weyand, Inhaber der Gaststätte "Beim Pottes" bei. Das einzige Getränk, das er in Flaschen verkaufe, sei alkoholfreies Bier. Und das stehe bei den Ruhestörern nicht hoch im Kurs.

Auch er hält die beabsichtigte Sperrzeit-Verlängerung für nicht sinnvoll. Stattdessen müssten Polizei und Ordnungsbehörde mehr Präsenz im Dorf zeigen. Wenn er um 2 Uhr morgens zumachen müsse, sei seine Existenz gefährdet. Sollte diese Regelung umgesetzt werden, "höre ich von heute auf morgen auf".

Auf das Schreiben des Bürgermeisters hat man im Rathaus lediglich vier Antworten erhalten. Ein konstruktiver Vorschlag sei nicht darunter gewesen, sagt Schmitt.

Meinung

Von Ilse Rosenschild

Passt das Mittel?

Anwohner beklagen sich. Auch Touristen fühlen sich gestört. Es ist sinnvoll, dass die Gemeinde schnell reagiert. Aber ist die Sperrzeit wirklich das richtige Mittel? Sicherlich machen Gaststättenbesucher, zumal wenn Alkohol im Spiel ist, Krach. Und dabei spielt durchaus eine Rolle, ob die Polizeistunde um 2 oder um 5 Uhr morgens ist. Allerdings sind in Morbach nachts viele, vor allem junge Leute unterwegs, die weder aus einer Kneipe herauskommen, noch vorhaben, eine zu besuchen. Die oft "harten Sachen" werden im Rucksack mitgeschleppt und unter freiem Himmel getrunken. Diese Klientel wird sich von der Regelung wohl kaum beeindrucken lassen. Deshalb ist es wichtig, dass die Beteiligten gemeinsam nach Lösungen suchen. i.rosenschild@volksfreund.de

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