Runde Sache mit Haken

MORBACH. (iro) Die hohe Zahl der Wildunfälle im Bereich Morbach und Thalfang alarmierte die Polizei. Mit einem ungewöhnlichen Projekt will Polizeihauptkommissar Gregor Steffes die Unfallzahlen reduzieren. Blinkende CD-Scheiben sollen an gefährlichen Stellen die Tiere abhalten, die Straße zu überqueren. Eigentlich eine runde Sache, doch es gibt einen Haken.

Seit fünf Jahren befasst sich Hauptkommissar Gregor Steffes von der Polizei-Inspektion Morbach mit dem Thema Wildunfällen. Und das aus gutem Grund: Denn im Raum Morbach und Thalfang ist die Zahl der Kollisionen mit Tieren außerordentlich hoch. In fast jeden zweiten Unfall sind Rehe, Hirsche, Füchse und Wildschweine verwickelt. In den ersten Jahren hatte der Hauptkommissar die Unfallzahlen erfasst und ausgewertet. In der Zwischenzeit geht es dem Beamten aus Horath auch um Schadensbegrenzung. Zwei große Warnplakate sollen auf der unfallträchtigen Strecke auf der L 150 zwischen Büdlicherbrück und Berghof Verkehrsteilnehmer auf die Gefahr aufmerksam machen. Die Straßenmeisterei in Thalfang hat bereits Unterstützung signalisiert. An anderen Stellen sollen Warnreflektoren aufgestellt werden, wie das auf der L 155 bei Berglicht der Fall ist. Beispielsweise habe Heinz-Manfred Assenmacher, Jagdpächter in Haag, 50 Reflektoren bestellt. Auch in Horath will man aktiv werden. Jagdvorsteher Helmut Schuh bevorzugt allerdings Reflektoren, die nicht nur zu sehen, sondern auch akustisch wahrnehmbar sind. Der Haken: Sie kosten 72 Euro pro Stück. Doch es gibt auch eine günstigere Lösung: Steffes hatte im vergangenen Jahr die Bevölkerung aufgerufen, CDs zu spenden. Diese sollten an "brenzligen" Stellen aufgehängt werden. Denn wo‘s blitzt und blinkt, so die Erfahrungen bei einem Versuch der Polizei Bramstedt in Schleswig-Holstein, gehen die Unfallzahlen um fast 80 Prozent zurück. Derzeit läuft auch in Germersheim in der Pfalz ein Pilotprojekt. Neben den geringen Kosten sieht Steffes einen weiteren Vorteil der Silberscheiben: Da sie sich im Wind drehen, rechnet er nicht mit einem Gewöhnungseffekt der Tiere. Der Aufruf war erfolgreich gewesen: In kurzer Zeit stapelten sich 6000 Scheiben in der Dienststelle. Doch die Sache hat einen Haken: Nicht nur Rehe und Wildschweine, sondern auch Autofahrer könnten sich von den Scheiben irritieren lassen, machten ihn Kollegen aufmerksam. Die Haftungsfrage müsse geklärt werden. Der sinnvollste Weg sei, eine oder zwei Strecken auf dem Weg einer verkehrsbehördlichen Anordnung als Teststrecke auszuweisen. Einen solchen Antrag hat Steffes Anfang Mai bei der Straßenverkehrsbehörde in Wittlich gestellt. Dort befürwortet man die Idee grundsätzlich. Aber: Man wolle doch zunächst die Kollegen in Germersheim nach ihren Erfahrungen fragen. Ein Anschreiben ging Anfang Mai raus, auf eine Antwort wartet man in Wittlich noch.

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