Sachlicher Vortrag - unschöne Debatte

Im Anschluss an den Vortrag "Gesundheitsgefährdungen durch PCB-Belastungen in unseren Schulen" haben sich heftige Debatten entsponnen zwischen dem Gastgeber, den Freien Wählern im Verbandsgemeinderat und Vertretern der Thalfanger Realschule plus.

Thalfang. (urs) Der sachliche Vortrag von Hans-Jochim Gärtner, ehemaliger Rektor der mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belasteten Hermeskeiler Realschule, kommt an. Knapp 30 Interessierte, darunter Lehrer und Eltern der Thalfanger Realschule plus, verfolgen ihn. Themen sind Grenzwerte, systematische Messungen oder die Abbaubarkeit von PCB. Besonders wichtig ist Gärtner, vor "Hysterie und Panikmache" zu warnen. Denn etwaige gesundheitliche Schäden seien von vielen Faktoren wie etwa der Konzen tration von Giften abhängig.

Kaum hat er geendet, erhitzen sich die Gemüter. Und zwar in erster Linie über die Art der Einladung der Freien Wählergruppe (FWG). Sie sei sehr enttäuscht über die Vorgehensweise, kritisiert Realschule plus-Rektorin Sabine Becker. Die FWG hatte eine Plakat-Aktion "Gesundheitsgefährdung durch PCB-Belastungen in unseren Schulen" gestartet. Diese verwies auf ein Gutachten von 1996. Damals seien PCB-Konzentrationen von 300 bis 10 000 Nanogramm (ngr) pro Kubikmeter Raumluft gemessen worden. Der Sanierungszielwert liege bei 300 ngr.

Becker beanstandet, dass aktuellere Werte von 2002, die zwischen 150 und 350 ngr lägen, außen vor geblieben seien. Dabei seien diese derzeit in der Verbandsgemeinde einzusehen und auch den Eltern zur Verfügung gestellt worden. Außerdem frage sie sich, weshalb nicht aktuelle Untersuchungen eines Fachbüros abgewartet würden. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo hatte im Juli Schadstoff-Untersuchungen beauftragt. "Es ist fast gelungen, Panik zu machen", berichtet sie von Schülern, die gefragt hätten: "Müssen wir jetzt sterben?" Ein Vater bezeichnet es als "unterste Schublade", Kinder mit solchen Aussagen zu konfrontieren.

FWG-Vorsitzender Richard Pestemer versichert, keine anderen Zahlen zu haben. Seine Fraktion kenne das neuere Gutachten nicht. Seit Jahren drängten sie auf Akteneinsicht. Vorwürfe, Panik schüren zu wollen, weist er zurück. Ihnen gehe es um "systematisches und kooperatives Vorgehen". Gutachten müssten auch hinterfragt werden, empfiehlt Parteikollege Klaus Münch. Der in der Hermeskeiler Kommunalpolitik aktive Ottmar Muno (Bürger für Bürger) gibt zu bedenken, Werte würden wechseln. Kollege Hans-Joachim Trösch behauptet, in der dortigen Realschule gebe es "keinen PCB-freien Raum". Dass Karl Molter (FWG) Elternbeiräten Untätigkeit unterstellt und Rektorin Becker, nicht einzufordern, was ihr Recht sei, und das werfe kein gutes Licht auf sie, löst Empörung aus. "Dass hier solche Angriffe gefahren werden, dient der Sache nicht, und es ist auch nicht richtig", kritisiert die politisch engagierte Vera Höfner. Elternbeirätin Hiltrud Neese pflichtet bei, es sei eine Frechheit, wie sich hier einige über die Schule äußerten. Dabei bildeten in Thalfang Lehrer, Eltern und Vertreter eine Einheit.

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