Schach der Langeweile

GUTENTHAL. Langeweile in den Osterferien droht 23 Schülern der Grundschule Gutenthal nicht. Schließlich können sie einem neuen Hobby frönen: dem Schachspiel. Dass jeder von ihnen über ein eigenes Brett und Spielfiguren verfügt, verdanken sie fünf Großvätern, die in den vergangenen Monaten jede Menge Freizeit geopfert haben.

"Weiß beginnt", sagt der zehnjährige Sebastian Greber und überlässt seinem Großvater den ersten Zug. Üblicherweise spielen die beiden zu Hause, doch das war in den vergangenen Wochen und Monaten anders. Sebastians Großvater, Otmar Thees, hat mit vier weiteren Opas und den Dritt- und Viertklässlern der Grundschule Gutenthal insgesamt 23 Schachbretter gebaut - für jedes Kind eines. Thees spielt gern Schach. Spontan sagte er zu, als Schulleiter Michael Pinter ihn sowie Paul Gauer, Heini Knob, Hermann Merschbächer und Hans Thomas fragte, ob sie nicht im Werkunterricht mit den Schülern Schachspiele bauen wollten. Wie seine "Kollegen" musste Thees nicht lange nachdenken. Er hat schließlich gleich vier Enkel in den betreffenden Klassen. "Aber er hat uns damals nicht gesagt, dass es 23 Stück werden sollen", schmunzelt er. Pinter hält einen solchen Unterricht für "pädagogisch wertvoll", handelt es sich doch um das "älteste, faszinierendste und beliebteste aller Spiele". Auf dem Stundenplan stand allerhand Fleißarbeit: 23 Spielbretter aus Sperrholz mussten zugeschnitten und mit mehr als 1700 hellen und dunklen Quadraten versehen werden. Die 736 Spielfiguren aus Buchenholz mussten gesägt, gefeilt und gebeizt werden.Jetzt soll in den Familien gespielt werden

Natürlich haben die Erwachsenen einiges an Vorarbeit geleistet. "Die Kinder erhielten von uns schon die Rohlinge für die Spielfiguren", erläutert Thees. Diese wurden dann weiter mit der Feile bearbeitet. Der KFZ-Meister, der sich in seinem Ruhestand einen Traum erfüllt und eine komplette Schreinerwerkstatt eingerichtet hat, hat gemeinsam mit den anderen Großvätern den Kindern auch den Umgang mit Werkzeugen beigebracht. Ein Projekt dieser Größenordnung wurde erstmals in der Gutenthaler Grundschule realisiert. Denn die räumlichen Bedingungen waren zuvor nicht gegeben. Doch seit die Gemeinde mit dem Kauf der ehemaligen Gaststätte Schuck ein Bürgerhaus hat, reduziert sich die dörfliche Nutzung des Brühlbachsaales in der Grundschule. Der kann jetzt mehr für schulische Zwecke genutzt werden. Fünf Monate lang wurde im Saal fleißig gearbeitet. Beim Werken allein blieb es nicht. Nachdem die Bretter und Figuren fertig waren, ging‘s ans Spielen - zunächst untereinander. Ein kleines schriftliches Regelwerk soll dazu beitragen, dass die Lust am Spiel auch in die Familien getragen wird. Das ist bei Sebastian und seinem Zwillingsbruder Matthias nicht nötig. Sie wünschen sich vor allem eines: "Wir wollen mal gegen den Opa gewinnen."

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