Schlichten und lehren

THALFANG. Darf denn ein Schulleiter nie in den Ruhestand gehen? Reinhold Anton, ehemaliger Rektor in Malborn, feiert zwei Jahre nach seinem Abschied von der Grundschule 40 Jahre Engagement im Staatsdienst. Ehrenamtlich engagiert sich Anton schließlich weiterhin als Schiedsmann in der Verbandsgemeinde Thalfang.

 Hält seinen ersten Taschenrechner in Ehren: Reinhold Anton.Foto: Ilse Rosenschild

Hält seinen ersten Taschenrechner in Ehren: Reinhold Anton.Foto: Ilse Rosenschild

Der Thalfanger Reinhold Anton ist seit zwei Jahren pensioniert und feiert in diesen Tagen ein Jubiläum: 40 Jahre im Staatsdienst. Doch das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Denn Anton ist als Schiedsmann ein Ehrenbeamter, wie es sein "Vorgesetzter" und Amtsgerichtsdirektor in Hermeskeil, Helmut Mencher, formulierte. Und das Beamtenrecht unterscheidet nun mal nicht nach ehren- und hauptamtlichen Tätigkeiten.Gruppenarbeit aus dem Eff-eff

Multiple Aufgaben, das ist der gebürtige Bischofsdhroner Zeit seines Berufslebens gewöhnt. Als Lehrer und Schulleiter der so genannten Zwergschule in Schönberg war Anton "pädagogischer Zehnkämpfer", wie er selbst rückblickend sagt. Alle Kinder vom 1. bis zum 8. Schuljahr musste der Pädagoge gleichzeitig betreuen, eine Gruppe direkt, die anderen hatten Aufgaben, die sie sich selbst erarbeiten mussten. Und oft mussten die Großen die Kleinen "unterrichten". Arbeiten in Gruppen, wie es später im pädagogischen Alltag modern wurde, das haben die Schönberger Pennäler schon in den 60er Jahren aus dem "Eff-eff" gekonnt. Und das alles musste noch ohne Kopierer und Vervielfältigungsgeräte gehen, erinnert sich Anton. Für technische Neuerungen hat sich Anton stets interessiert. Stolz ist er darauf, dass er 1973 einer der Ersten in Thalfang war, der sich einen Taschenrechner kaufte. Ihn hält er bis heute in Ehren. Mehr als technische sind als Streitschlichter menschliche Fähigkeiten gefragt: Menschenkenntnis, pädagogisches Geschick und die Fähigkeit, sich Respekt verschaffen zu können - allesamt Qualitäten, die ihm übrigens als Lehrer ebenfalls zu Gute kamen. Drei bis fünf Fälle pro Jahr werden bei Antons zu Hause offiziell verhandelt. Das verläuft ähnlich wie bei einer Gerichtsverhandlung, allerdings ohne dass ein Urteil gesprochen wird. Ziel ist es, dass sich die Streithähne einigen. Und das sieht oft gar nicht danach aus. Manches Mal habe er insgeheim gedacht, Schlichten sei in dem Fall nicht möglich, und dann "gab der eine dem anderen die Hand und schlug vor, noch ein Bier trinken zu gehen". In immerhin 75 Prozent der Fälle kann er eine Einigung erzielen, so dass ein Gerichtsverfahren überflüssig wird. Darauf kann er stolz sein, denn schließlich liegt die Einigungsquote im gesamten Land Rheinland-Pfalz bei nur knapp über 50 Prozent. Die Entlastung der Justiz nannte Amtsgerichtsdirektor Mencher in einer kleinen Feierstunde denn auch als eine der Aufgaben des Schiedsamtes. Im Vordergrund stehe allerdings die friedensstiftende Wirkung. Mit einer Schlichtung erreiche man eine Situation, in der es "keine Sieger und Besiegten gibt". Zudem sparten die Betroffenen mit den Gerichtskosten eine ganze Menge Geld. Häufiger übrigens kommt es gar nicht zu formalen Schiedsverfahren, und Anton kann den Zwist bereits im Vorfeld beilegen. Sein Fingerspitzengefühl und seine vorbildliche Arbeit lobt auch VG-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. Denn der Jubilar war unter anderem Vorsitzender der DLRG Thalfang, im Kirchenvorstand, Verwaltungsrat und Pfarrgemeinderat tätig, hatte vier Betreuungen und Pflegschaften, war Mitglied im Ortsgemeinderat, Verbandsgemeinderat und erster Beigeordneter der Ortsgemeinde Thalfang. Auch von seinem schulischen Wirkungskreis kann er sich übrigens nicht ganz trennen: Derzeit engagiert er sich als erster Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule Malborn, wo er 21 Jahre lang als Rektor tätig war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort