Schluss mit Schattendasein

Die Gemeinde Morbach beteiligt sich an einem Projekt der Lokalen Aktionsgruppe Hunsrück. Untersucht wird das Thema "Frauen in der Hunsrück-Region im Wandel der Zeiten". Unumstritten ist das Projekt nicht.

Morbach. Hunsrücker Frauen aus den vergangenen Jahrhunderten, die aus der Sicht der Historiker kein Schattendasein fristen, sind rar gesät. Woran das liegt, darauf hat das Frauenforum Rhein-Hunsrück in Simmern eine klare Antwort. "Historische Frauenpersönlichkeiten werden selten gewürdigt, weil die traditionelle Geschichtsschreibung fast ausschließlich das Leben und die Taten von Männern überliefert."

Was den Hunsrück angeht, soll sich dies ändern. Das ist zumindest eines der Ziele, das man sich im Projekt "Frauen der Hunsrück-Region im Wandel der Zeiten" gesetzt hat. Ein Kreis von Fachfrauen und -männern wurde gewonnen, der an einer Veröffentlichung mitwirkt. Die Themen sind breit gefächert. Es geht unter anderem um die Hexenprozesse auf dem Hunsrück und die Frauen in Landwirtschaft und Industrie. Auch Rosemarie Cordie, Museumsleiterin im Archäologiepark Belginum, beteiligt sich mit zwei Kollegen. Ihr Thema lautet: "Die Rolle der Frau bei den Römern und Kelten".

"Frauen sind eine der Zielgruppen der Europäischen Union bei der Förderung des ländlichen Raums", argumentiert Achim Kistner, Geschäftsführer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Hunsrück. In der LAG sind der Teile der Kreise Bernkastel-Wittlich, Bad Kreuznach, Birkenfeld, Cochem-Zell und Rhein-Hunsrück engagiert. Beabsichtigt ist auch die touristische Vermarktung des Themas. Auch Ausstellungen sind geplant. Neben dem Hunsrück-Museum in Simmern, dem Kulturhistorischen Museum Neuerkirch und der Unterburg Kastellaun steht Morbach gleich zweimal auf der Agenda. Im Archäologiepark wird es in naher Zukunft um den "Alltag keltischer Frauen und Römerinnen im Hunsrück" gehen. Im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath soll in einer Ausstellung die "Hott" im Mittelpunkt stehen, ein typisches Frauen-Tragegerät.

Der Morbacher Haupt- und Finanzausschuss hat 4000 Euro bewilligt. Andere tun sich mit dem Thema schwerer. Die Verbandsgemeinde Stromberg hat nach TV-Informationen eine finanzielle Beteiligung abgelehnt. Ebenfalls ein Nein kommt aus Bernkastel-Kues. Das sei eher ein Thema für eine Hochschule, ist laut Büroleiter Heiner Nilles die Begründung des Ältestenrats.

Meinung

Von Ilse Rosenschild

Kein Geld für die Frauen?

Die Geschichtsschreibung hat es mit Frauen im Hunsrück bislang nicht besonders gut gemeint. Sicherlich haben es Einzelne wie Loretta von Sponheim dank der kühnen Gefangennahme von Kurfüst Balduin ans Licht der historischen Öffentlichkeit geschafft. Andere sind wegen der Partnerschaft zu berühmten oder berüchtigten Persönlichkeiten unvergessen, etwa das Julchen, die Geliebte des Schinderhannes. Aber über das Gros der Frauen im Hunsrück weiß man erschreckend wenig. Es ist erfreulich, dass die Lokale Aktionsgruppe Hunsrück die Anregung des Frauenforums Rhein-Hunsrück aufgegriffen hat. Ohne große Diskussion hat die Morbacher Kommunalpolitik ihre Unterstützung zugesagt. In anderen Verbandsgemeinden ist das offenbar problematischer. Stromberg und Bernkastel-Kues haben bereits abgewinkt. Angesichts der Summe - bei Bernkastel-Kues wären es 2000 Euro - ist das Nein bedauerlich. i.rosenschild@volksfreund.de

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