Schluss mit der "Fieberkurve"

MORBACH. Der Morbacher Forst soll als erster in Rheinland-Pfalz künftig als Eigenbetrieb geführt werden. Vorausgesetzt, dass der Gemeinderat am kommenden Montag dem Vorschlag der Verwaltung folgt, wird am 1. Januar eine entsprechende Satzung in Kraft treten.

Der Grundsatzbeschluss, den Gemeindewald Morbach künftig als Eigenbetrieb zu betreiben, fiel bereits vor zwei Jahren. Durch ein neues Landeswaldgesetz wurde die Organisationsform für kommunale Waldbetriebe frei wählbar: ob Stiftung, GmbH, Eigenbetrieb oder sogar eine Aktiengesellschaft - die unterschiedlichsten Organisationsformen standen und stehen offen. Dass man in Morbach diesen neuen Weg beschreiten will, hat Gründe. "Für uns ist der Gemeindewald mit rund 3000 Hektar ein ganz wichtiger Faktor", unterstreicht Bürgermeister Gregor Eibes. Die Einheitsgemeinde ist schließlich einer der größten kommunalen Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Und das rechtfertige auch, den Forst ähnlich den Gemeindewerken in dieser Form darzustellen. Sondervermögen ging bisher im Haushalt unter

"Der Wald stellt ein Sondervermögen dar, das bislang bei uns im Haushalt unterging", sagt Kämmerer Berthold Staudt. Ob ein Defizit oder ein Überschuss erwirtschaftet wurde - das Ergebnis "verschwand" im Gesamt-Etat. Auf der anderen Seiten konnten Stürme den Gesamt-Haushalt ganz schön durcheinander wirbeln. Im "Katastrophenjahr" 1990, als "Wiebke" und "Vivian" tobten, war der Forstetat mit einem Minus von 1,6 Millionen Euro komplett am Boden. Vier Jahre später schlug die Kurve ins andere Extreme aus: 3,7 Millionen Euro flossen aus dem Forst in die Haushaltskasse. Doch auch dieses Ergebnis war kein Grund zum Jubeln. Es resultierte aus den Verkäufen aus dem Nasslager, in dem das Sturmholz zwischengelagert worden war. Doch die Verantwortlichen konnten von diesen Einnahmen nicht einfach Geld auf die hohe Kante legen, um dem geschädigten Wald quasi wieder auf die Beine zu helfen. Das enorme Plus floss in die allgemeine Haushaltskasse und nur indirekt zum Teil wieder in den Forst zurück. Derzeit ordentlich mit dem Gemeinde-Etat hauszuhalten, ist angesichts solcher "Fieberkurven" alles andere als einfach. Zumal der Forst nicht der einzige unsichere Kandidat im Etat ist. Ebenfalls schwer zu kalkulieren sind die Gewerbesteuern. Fallen in den beiden Bereichen zufällig zwei völlig negative Entwicklungen zusammen, läuft der Haushalt bislang fast gezwungenermaßen aus dem Ruder. Künftig kann ein Gewinn- und Verlustausgleich innerhalb von fünf Jahren erfolgen. Auch die Bildung von Rücklagen ist möglich. Eine längerfristige Betrachtungsweise biete sich gerade beim Wald an. Denn beispielsweise werden Fichten, die heute gepflanzt werden, erst in der vierten Generation geerntet, führt Staudt aus. Das Umweltministerium hält die Umwandlung laut Staudt für "grundsätzlich zulässig". Auch mit der Kommunalaufsicht, dem Gemeinde- und Städtebund, der Forstverwaltung, dem Forsteinrichter und einer Beraterin der Universität Freiburg wurde gesprochen. Dort wurde auch ein Gutachten erstellt. Der Gemeinderat stellt am kommenden Montag, 14. November, die letzten Weichen. Eine Satzung soll beschlossen werden, die am 1. Januar in Kraft tritt. Das Stammkapital wird auf fünf Millionen Euro festgelegt, immer vorausgesetzt, der Rat beschließt dies. Auch eine Personalentscheidung soll fallen. Staudt wird zum künftigen Werkleiter vorgeschlagen.Eibes: Keine falschen Erwartungen wecken

Ganz wichtig ist es dem Bürgermeister auch, mit der Entscheidung keine falschen Erwartungen zu wecken: "Die derzeitige Finanzsituation wird dadurch nicht verbessert." Erwirtschaftet der Forst allerdings dauerhaft Überschüsse, kann der Gemeinderat schon Ansprüche anmelden. Eibes: "Er hat das letzte Wort." Lediglich auf lange Sicht erhofft man sich positive Effekte. Denn Eibes wie Staudt versprechen sich eine höhere Motivation der Verantwortlichen und mehr Wirtschaftlichkeit. Ein weiterer Tagesordnungspunkt auf der Ratssitzung steht im Zusammenhang mit der neuen Struktur. Der Revierdienst soll teilweise auf kommunale Beförsterung umgestellt werden. Das heißt: Eines der Reviere wird künftig von einem Förster betreut, der bei der Gemeinde angestellt ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort