Schnee von gestern

THALFANG/MORBACH. Trotz des winterlichen Totalausfalls in Sachen Ski und Rodel sehen die Touristiker die auslaufende Wintersaison mit Gelassenheit. Spektakuläre Rückgänge in den Buchungszahlen sind nicht zu verzeichnen, jedoch leidet der kurzfristige Tagestourismus.

Die genauen Gästezahlen der vergangenen Saison liegen noch nicht vor. Doch für das Übernachtungsgewerbe in der Verbandsgemeinde Thalfang sind die Schätzungen buchstäblich im grünen Bereich, beschreibt Daniel Fett von der Tourist-Info den bisherigen Trend des Nicht-Winters 2006/2007. "Wer die Winterferien im Mittelgebirge bucht, der verlässt sich von vornherein nicht auf Schneesicherheit." Die freien Tage rund um Weihnachten und Neujahr seien auch angesichts eher frühlingshafter und etwas nasser Witterung sehr gut belegt gewesen, denn die überzeugten Hunsrück-Feriengäste hätten noch anderes als Wintersport im Sinn: "Sie legen Wert auf behagliches Ausspannen und Besinnlichkeit, sie gehen schwimmen und gut essen, sie machen von hier aus Ausflüge oder sie wandern." Rückgang ist nicht bedrohlich

Zudem sei die Situation selbst in den Alpen zumeist für eingefleischte Pistenfreaks nicht schneesicher genug gewesen: "Daran ist nun mal nichts zu ändern." Kurzfristige Stornierungen auf Grund des Wetters habe es in und um Thalfang jedenfalls - anders als in den traditionellen Skigebieten der Alpen - nicht gegeben. Einen spürbaren, jedoch für den Fremdenverkehrssektor nicht bedrohlichen Rückgang habe man im Januar allerdings bei den Tages- und Wochenendtouristen verzeichnen müssen. "Das ist nach drei hervorragenden Wintern diesmal sicher deutlich weniger. Ob sich die Erfahrungen dieser Saison negativ auf das Gästeaufkommen im nächsten Winter auswirken werden, bleibt abzuwarten." Ende Januar und Februar bis zu den Karnevalstagen sei sowieso üblicherweise eine "Sauregurkenzeit" im Fremdenverkehr, und Fett sieht es gelassen: "Wenn es schlechtes Wetter gibt, dann besser jetzt." Klaus Hepp, Leiter des Wintersportzentrums am Erbeskopf, hat in diesem Winter bislang nur drei Lifttage zu vermelden - im Gegensatz zu durchschnittlich 55 Lifttagen pro Saison in den vergangenen drei Jahren. "Aber da gab es die Klimaerwärmung auch schon. Dieses Mal ist die Kalkulation nicht aufgegangen, und das ist natürlich ärgerlich, jedoch widerspricht es nicht dem Sinn der Investitionen in den hiesigen Wintersport." Zwar sei der generelle Trend des Klimawandels nicht von der Hand zu weisen, doch sei der Hunsrück als Mittelgebirge vergleichsweise weniger anfällig in der touristischen Infrastruktur als die Hochgebirge. Briten und Skandinavier kommen vermehrt

Karl-Heinz Erz, Leiter der Morbacher Tourist-Info, sieht den ausgefallenen Winter für die klassische Mittelgebirgsregion ebenso wenig als Problem: "Die typischen Skifahrer und Langläufer, die hierher kommen, sind überwiegend Tagestouristen, die fallen für unsere Hotels und Pensionen nicht ins Gewicht." Die Übernachtungszahlen seien nach erster Einschätzung auf keinen Fall schlechter als üblich, sogar die Aussicht auf eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren besteht. "Unser größtes Hotel St. Michael profitiert gut vom Flughafen Hahn", begründet er den Optimismus. Zusätzlich zu Niederländern, Belgiern und Deutschen anderer Regionen kommen nun auch vermehrt Briten und Skandinavier. Die Erfahrungen mit dieser neuen Klientel sind gut: "Das sind sehr angenehme Gäste. Man muss als Anbieter nur ein wenig Englisch können." Als ruhige Fluchtburg vor heftigen Karnevalsturbulenzen jedenfalls diente Morbach auch in diesem Jahr, "vor allem niederländische Gäste haben das in den tollen Tagen genossen".

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