Schnelles Aus für Seniorentaxi

GUTENTHAL. Die Idee war bestechend. Für ältere Gutenthaler und Weiperather Bürger, die nur mit Mühen nach Morbach zum Arzt oder in den Supermarkt kamen, sollte ein Seniorentaxi eingerichtet werden. Doch schon nach zwei Wochen wurde das Vorhaben eingestellt.

Mittwochs und freitags sollten Fahrgäste die Möglichkeit haben, sich gegen ein geringes Entgelt mit einem Sammeltaxi nach Morbach fahren und zu einem späteren Zeitpunkt dort wieder abholen lassen zu können. Ganze zwei Wochen lief das Projekt. "Für mich absolut unverständlich", sagt Roland Ehses, derzeit noch Ortsvorsteher von Gutenthal, zu der jüngsten Entwicklung. Er hatte das Projekt ins Leben gerufen. Bei der schlechten Verkehrsanbindung im ländlichen Raum ist das Aus für ihn "ein echter Affront". Der Mietwagen-Unternehmer, der das Sammeltaxi betrieb, ist nicht glücklich mit seiner Entscheidung: "Mir wurde mit Konzessionsentzug gedroht", erklärt Andreas Marx auf Anfrage des TV . Deshalb sei ihm letztlich keine Wahl geblieben. Wirtschaftlich rentabel sei das Vorhaben für ihn ohnehin nicht gewesen. Die Passagiere zahlten pro Kopf - ins Sammeltaxi passen bis zu neun Personen - zwei Euro pro Fahrt, während sich die Kosten für eine reguläre Fahrt auf sechs Euro belaufen würden. Doch es sei auch vorgekommen, dass er am Haltepunkt angekommen sei, ohne dass ihn dort ein einziger Fahrgast erwartete. "Wir hätten das Seniorentaxi gern genutzt", ist der 79-jährige Heinrich Reining aus Weiperath enttäuscht, der aus Altersgründen nicht mehr Auto fährt. Jede Woche müsse er zum Arzt, weil er es "mit dem Herzen hat". Seine Ehefrau ist mit künstlichen Kniegelenken und einem Wirbelbruch ebenfalls gesundheitlich angeschlagen. Mit ihrer Gehhilfe habe sie Probleme, in den Bus einzusteigen. Auch zum Einkaufen müssen die Reinings fahren. Im Ort gibt es kein Geschäft mehr. Wenn sie nach Morbach wollen, dann rufen sie ein Taxi. "Und das ist ein teurer Spaß." Deshalb kam ihnen das Seniorentaxi wie gerufen. Dass es seine Dienste eingestellt hat, bedauern die beiden sehr. "Wir mussten den Unternehmer darauf hinweisen, dass er seine Angebote nur im Rahmen seiner Konzession als Mietwagen-Unternehmen aufrecht erhalten kann", erklärt Pressesprecherin Ute Erz von der Kreisverwaltung in Wittlich. Im Klartext heißt das: Ein Mietwagen-Unternehmen darf seine Aufträge nur an seinem Betriebssitz oder in seiner Wohnung entgegennehmen. Das Abholen an festen Haltepunkten ist ihnen nicht gestattet. Und für einen "Linienverkehr" fehlt dem Unternehmen die Konzession. Auch die Tatsache, dass es sich teilweise um gehbehinderte Fahrgäste handelt, die nicht mit dem Bus fahren können, ändere nichts an den Vorschriften, bedauert Erz. Das Personenbeförderungsgesetz schütze die vorhandenen Unternehmen sehr stark, ergänzt Egon Dengler vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr, Außenstelle Trier. Seine Behörde vergibt die Konzessionen für Linienverkehr. Ein Antrag aus Gutenthal liege ihm nicht vor. Die Vorgehensweise in Gutenthal kann Mechthild Schneider, die Pressesprecherin vom Verkehrsverbund Region Trier (VRT), nicht nachvollziehen. Schließlich würden zu den Zeiten, zu denen das Seniorentaxi angeboten worden war, auch Busse im Linienverkehr nach Morbach fahren. Sinnvoller wäre es gewesen, sich mit den örtlichen Busunternehmern zusammenzusetzen und gemeinsam nach Verbesserungen zu suchen. Das empfiehlt auch Dengler. Denn es sei durchaus denkbar, dass ein Busunternehmer ein Taxi im Auftrag fahren lässt. Ganz unproblematisch sei es, wenn sich fünf oder sechs Personen, die sich zuvor wegen einer gemeinsamen Fahrt verständigt haben, den Mietwagen-Unternehmer anrufen und an einem zentralen Ort einsteigen. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: "TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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