Schüsseltreiben im Rampenlicht

HIRSCHFELD. Gut organisiert, aber schlecht geschossen, lautete das selbstkritische Urteil aus den Reihen der Jäger, die aus dem ganzen Bundesgebiet in Hirschfeld zusammen gekommen waren. Dem anschließenden Schüsseltreiben konnte dies jedoch keinen Abbruch tun.

Es war eine bescheidene Strecke, die sich als Ergebnis des dreistündigen Treibens rund um Hirschfeld dem Beobachter präsentierte. Lediglich ein Wildschwein und einen Fuchs hatten die 60 Jäger aus dem gesamten Bundesgebiet, unterstützt von 25 Treibern, zur Strecke gebracht. Dennoch war die Stimmung gut, als die Jagdhornbläser das offizielle Ende der Jagd verkündeten. Und das sicher nicht nur wegen der Anwesenheit eines Fernsehteams, das für eine Dokumentation über die Jagd den Verein Weiberrevier vier Monate lang begleitet. Denn während die Jagdgesellschaft noch feierlich rund um die mit Fackeln beleuchtete Strecke ausharrte, dachte sicher schon mancher an das nachfolgende Schüsseltreiben mit Wildgulasch. Das lukullische Angebot des geselligen Beisammenseins, das in einem riesigen Topf vor sich hinblubberte, hatten die Beteiligten zuvor schon erschnuppern können. 50 Kilogramm Fleisch von Wildschwein, Hirsch und Reh hatten nach Aussage von Claudia Diewald, der Vorsitzenden des Weiberreviers, die Basis für das weidmännische Mahl gebildet. Natürlich von den veranstaltenden Vereinsmitgliedern in den Wochen zuvor selbst erlegt, um damit die für den Abend erwarteten 200 Gäste sättigen zu können. Auf dieses traditionelle Abschlussessen ist nach Diewalds Recherche möglicherweise auch der Ausdruck "Schüsseltreiben", früher "Schüsseltrieb", zurückzuführen. "Das kann eigentlich nur damit zusammenhängen, dass früher jeder sein Schüsselchen hatte, und reihum so einen Klatsch hinein bekommen hat", vermutet sie nach Rücksprache mit anderen Jägern. Mit dem Hirschfelder Schüsseltreiben, das nicht nur der Jagdgesellschaft sondern jedem offen stand, ebenso wie Kinderhort und Verlosung, hatte der Verein ein festes Ziel vor Augen. "Der Hintergrund ist, Transparenz zu schaffen", erklärt Diewald: "Dass die Leute sich mal trauen zu gucken und sehen, dass das lustige Gesellen sind und keine Tierquäler." Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Jägern und Bürgern ist eines der Anliegen des im Juni 2002 gegründeten Vereins, der heute deutschlandweit und mit Vertretungen in Österreich und Südafrika zirka 84 Mitglieder zählt. Als einen kleinen Erfolg verbucht Diewald daher die Tatsache, dass trotz breiter Werbung für das Schüsseltreiben kein einziger Jagdgegner gekommen war. Ganz im Gegenteil. Aus den Reihen der teils aus Berlin oder München angereisten Teilnehmer waren Lob und Anerkennung zu hören. "Sehr gut organisiert", stellte Harald Scherer aus Überherrn/Saarland fest. Auch auf Sicherheit sei sehr geachtet worden, wie der pensionierte Ingenieur bemerkte, der heute als Jagdaufseher, Jagdhornbläser und Hundeführer aktiv ist."Die Schützen haben schlecht geschossen"

"Es war eine schöne Jagd", freute sich Jutta Schütz, Saar-Vertreterin des Weiberreviers. Zum Schießen der "drei Sauen und fünf Stück Rehwild", die sie sah, hatte sich ihr jedoch keine Gelegenheit geboten. Auch ein Jäger aus dem Raum Morbach lobte die Jagd: "Das war mal was anderes - vom Ablauf her und von der Grundidee", meinte der 39-Jährige anerkennend. Seinen Namen wollte er als Selbständiger aber nicht preisgeben: "Das gibt nur Gespräch", meinte er schmunzelnd. Ebenso zufrieden äußerte sich Robert Schneider aus Merscheid. "Die Treiberwehr, die vielen Hunde, das schöne Wetter und die gute Küche" hatten für ihn zum Gelingen dieses Tages beigetragen. Namensvetter Klaus aus Laufersweiler wartete ergänzend mit einer Portion Selbstkritik auf: "Die Schützen haben schlecht geschossen", kommentierte er die geringe Strecke. Ein Ergebnis, zu dessen Verbesserung sie beide ja auch nicht beigetragen hätten, gestehen Schneider und Schneider.

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