Schutzwall, aber auch Schandfleck

THALFANG. Ob Schandfleck oder lebender Zaun – gänzlich glücklich ist keiner mit dem "Schutzwall" am Alten Bahnhof Thalfang. Doch andererseits schrecken die Strohballen vor Rastplatz-Manieren auf dem Privatgrundstück ab.

Strohballen-Dekos sind in. Als lächelnde Männlein werben sie für den Ort oder dienen als zünftige Sitzgelegenheit. Doch die Natur setzt Grenzen. Schnell kommen die Ballen "in die Jahre", gammeln unansehnlich vor sich hin. In Thalfang ist dieser Prozess am Alten Bahnhof zu beobachten, was vielen aber nicht nur ein Dorn im Auge ist, sondern gehörig stinkt. Die Strohballen an sich seien ja nicht schlimm, differenziert Martin Marmitt. Doch Stroh faule ja nun einmal, und je nach Wetter laufe dann die Fäulnisbrühe über die Straße. "Und das riecht", so der Thalfanger. Der Mietwagenunternehmer wird auch häufig von Urlaubern angesprochen, die das in einem Luftkurort wundert. Marmitt hat Verständnis, dass die Inhaber ihr Grundstück abgrenzen wollen, aber: "Es gibt ja auch die Möglichkeit verstellbarer Zäune." So wie er sehen das viele Thalfanger, wie Ortsbürgermeister Franz-Josef Gasper sagt. "Es sieht nicht gut aus." Er bedauert, sich bisher erfolglos um das Entfernen der Strohballen bemüht zu haben. Schließlich könne da doch auch "etwas anderes als diese faulen Strohballen hin". Dass die kein schönes Bild abgeben, ist den Eigentümern, dem vom Starnberger See stammenden Wahl-Thalfanger Christof Meiler und seinen Eltern, bewusst. "Das ist schon ein Schandfleck geworden", räumt Meilers Mutter Ulrike ein. Doch ohne die Ballen habe es dort noch ärger ausgesehen. Wie auf einem öffentlichen Rastplatz sei dort Müll weggeworfen worden, und PKW- oder Lastwagen-Fahrer hätten auf dem Platz ihr "Geschäft verrichtet". Ständig die Exkremente anderer Menschen wegmachen zu müssen, sei wirklich nicht angenehm, bekräftigt ihr Sohn. Ärgerlich seien aber auch weggeworfene Getränke-Dosen, ausgekippte Aschenbecher oder dort abgestellte Abfall- und Eisen-Container. Dass das Gelände derart frequentiert ist, hängt mit dem langjährigen Gaststättenbetrieb des Alten Bahnhofs zusammen. Der bitumen-befestigte Platz macht auf Ortsfremde den Eindruck einer öffentlichen Parkfläche. Die Idee mit dem Strohwall war eher zufällig geboren worden, wie Meiler erklärt. "Nach dem ersten Winterzelt habe ich die dort hingestellt und festgestellt, dass keine Lastwagen mehr auf den Platz fahren." Eine Dauerlösung sieht er darin aber nicht. Das Gelände gehöre halt richtig schön angelegt, was aber viel Geld koste. Eines kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage: "Ich möchte mich nicht einzäunen." Der Ärger über den Strohwall könnte sich derweil von selbst erledigen. Denn die Ballen zersetzten sich und seien schon auf ein Drittel ihres Ursprungs-Volumens reduziert, so Meiler. Mutter Ulrike gewinnt dem "Schutzwall" sogar einen positiven Aspekt ab. "Das ist ein lebender Zaun geworden, wunderschöne Blumen wachsen da drauf."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort