"Schwarzer Peter" für Mediziner

Drei Morbacher Ärzte sind empört. Sie fürchten, dass ihnen für die unbefriedigende Notarzt-Versorgung die Schuld in die Schuhe geschoben wird.

Morbach. Dr. Tobias Kühne sowie Birgit und Folker Musial platzte angesichts der jüngsten Berichterstattung (TV vom 25. Februar) zum Thema Notarzt der Kragen: "Dass die Ärzte jetzt den Schwarzen Peter bekommen", ärgert Kühne kolossal. Und nicht nur ihn. Gemeinsam mit dem Arzt-Ehepaar Musial sucht er jetzt den Weg in die Öffentlichkeit. In einem Gespräch mit den verantwortlichen Behörden hatten sie im Oktober eine Vereinbarung getroffen und darüber Stillschweigen bewahrt. Nach den jüngsten Äußerungen aus der Kreisverwaltung Trier-Saarburg fühlen sie sich an ihr Wort nicht mehr gebunden. Unter anderem hatte der Pressesprecher Thomas Müller gesagt, die Mediziner meldeten sich nur "sporadisch" dienstbereit. Noch häufigere Einsätze "werden von den Landärzten nicht zu leisten sein", versichert Kühne. Aus Sicht der drei Ärzte sind mehrere Dinge für eine effektive Notarzt-Versorgung notwendig:Die Kassenärztliche Vereinigung erlaubt die gleichzeitige Verrichtung von ärztlichem Bereitschaftsdienst und der Notarzt-Tätigkeit.Das Land Rheinland-Pfalz richtet einen offiziellen Notarzt-Standort Morbach ein. Diesen gibt es bisher nicht. Er entspricht aus der Sicht der Ärzte allerdings dem Bedarf und der Industriedichte.Wie anderswo in Deutschland auch werden eine Notarzt-Bereitschaftspauschale für die Übernahme des Dienstes und zusätzlich eine Einsatzpauschale für jeden versorgten Patienten gezahlt.Der Träger des Notarzt-Standortes richtet eine vernünftige Unterkunft ein, um auch ortsfremden Ärzten die Tätigkeit zu ermöglichen.Der letzte Punkt ist zwischenzeitlich realisiert. Die Gemeinde Morbach hat unbürokratisch ein Appartement am Altenheim zur Verfügung gestellt. Im damaligen Gespräch seien die anderen Forderungen abgelehnt worden, da laut Gesetz keine Notwendigkeit bestehe und die finanziellen Mittel der Krankenkassen und der Kreisverwaltung dies nicht zulassen würden.Lesen Sie dazu auch Seite 10Meinung Klare Regelungen Auf dem Land stirbt man schneller, hatte ein Teilnehmer beim Notarzt-Forum des Trierischen Volksfreunds zugespitzt formuliert. Und an dieser Aussage ist tatsächlich etwas dran. Nicht, weil die Landärzte zu wenig Engagement an den Tag legen. Es handelt sich um ein Strukturproblem. In Städten — nehmen wir Trier — teilt sich eine Vielzahl von Ärzten die Aufgaben im hausärztlichen Bereitschaftsdienst. Und für die lebensbedrohlichen Fälle stehen am offiziellen Notarzt-Standort rund um die Uhr Notfall-Mediziner zur Verfügung. Morbach ist kein offizieller Notarzt-Standort. Diese befinden sich in der Regel an Krankenhäusern.Die niedergelassenen Ärzte leisten diesen Dienst freiwillig. Ansonsten kommen, wenn möglich, der Rettungshubschrauber oder Rettungskräfte aus Hermeskeil, Idar-Oberstein oder Bernkastel-Kues. Mit diesem zusätzlichen Einsatz neben den Praxis-Öffnungszeiten inklusive ihrer Bereitschaft sind die Mediziner vor Ort am Rande ihrer Leistungsgrenze. 36-Stunden-Dienste ohne Pause sind für LKW-Fahrer völlig indiskutabel. Sie sollten es auch für Ärzte sein. Diese unbefriedigende Situation kann weder auf dem Rücken der Ärzte, noch auf dem der Patienten ausgetragen werden. Zwischenlösungen mögen zeitweilig sinnvoll sein. Auf die Dauer müssen klare Regelungen her, die die Menschen auf dem Land nicht schlechter stellen. Sonst können wir uns die schönen Konzepte gegen die demografische Entwicklung einfach sparen und gleich in die Stadt ziehen. i.rosenschild@volksfreund.de

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