Schwierige Ernte

Als weniger üppig, aber dennoch nicht dramatisch bezeichnen Landwirte in der Region die diesjährige Ernte. Vor allem beim Getreide müssen sie Einbußen hinnehmen.

 Bei den momentan sommerlichen Temperaturen gilt es. Daher sind derzeit etliche Bauern damit beschäftigt, ihr Getreide einzufahren, so wie hier Landwirt Klaus Roth, der in der Nähe des Heidenburger Waldfestplatzes Sommerbraugerste erntet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bei den momentan sommerlichen Temperaturen gilt es. Daher sind derzeit etliche Bauern damit beschäftigt, ihr Getreide einzufahren, so wie hier Landwirt Klaus Roth, der in der Nähe des Heidenburger Waldfestplatzes Sommerbraugerste erntet. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Thalfang. Die lange Trockenheit im April hat Spuren hinterlassen, die sich vor allem beim Getreide bemerkbar machen. "Bei der Wintergerste müssen im Vergleich zu anderen Jahren Einbußen von 20 bis 30 Prozent hinnehmen", macht Manfred Zelder, der Kreisvorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, deutlich. Auslöser sei vor allem ein vermehrter Läusebefall infolge des milden Winters. Außerdem habe die "kuriose Trockenheit" beim Getreide zu "Zwiewuchs" geführt. Vielfach habe sich ein zweiter Halm zweiter Ordnung gebildet, also mit kleineren und weniger reifen Körnern. "Da musste man schon ein bisschen Geduld haben", spricht Zelder von einer "schwierigen Ernte". Die Qualität sei - wie etwa beim Raps - mal ganz gut, mal ganz schlecht. Mais habe sich hingegen "kolossal" entwickelt: "Wir haben Bestände, die sind vom Feinsten." Daher sieht er die Futterbasis als gesichert an. Wegen der wochenlang feuchten Witterung sei das Gras allerdings spät gemäht worden, während der erste Grünlandschnitt - im April statt sonst um den zehnten Mai - schon sehr früh fällig war: "Sonst wäre uns alles vertrocknet." Die von Ende März bis Mitte Mai andauernde Trockenheit habe fast zu einer Krise geführt. Daher sei die lange feuchte Phase eigentlich ein Glück gewesen. Als sehr erfreulich bezeichnet Zelder die Entwicklung der Preise. Teils werde wie etwa bei Futtergetreide fast das Doppelte der allerdings sehr schlechten Vorjahrespreise gezahlt.Was für das Wittlicher Tal gilt, gilt laut Alfons Zeimentz aus Wenigerath auch für den Hunsrück. Infolge der langen Trockenheit sei die diesjährige Ernte etwas unterdurchschnittlich, das Getreide einfach dünner als sonst. "Wir haben 20 Prozent weniger als wir in guten Jahren hatten." Das Heu stand zu lange

Als dramatisch wolle er das aber nicht bezeichnen, und klagen will er erst recht nicht. Zumal sich der Preis erholt habe. Während in andern Jahren für den Doppelzentner Weizen acht Euro gezahlt würden, seien nun 15,50 Euro zu erzielen. Da sei der Verkauf auch für Bauern eine Überlegung wert, die ihr Getreide ansonsten verfütterten.Laut Edith Baumgart vom Morbacher Sonnenberg hat bis Ende Juli einfach ein länger anhaltendes Azorenhoch gefehlt. Es sei ja kaum mal acht Tage hintereinander trocken gewesen. Weizen und Gerste seien später dran gewesen. Das Heu sei lange überständig gewesen und gut vier Wochen später als sonst gemäht worden. Eigentlich sei es noch nie vorgekommen, dass Wintergerste, deren Ernte sehr schlecht ausgefallen sei, schon gedroschen war, bevor Heu gemacht wurde. Der erste Schnitt sei hingegen an die zwei Wochen früher als sonst fällig gewesen.Der Schönberger Landwirt Klaus Roth fährt seine Sommerbraugerste dennoch in etwa zur gleichen Zeit ein wie im Vorjahr. Mit der Qualität ist er zufrieden. Nichtsdestotrotz stellt sich Thomas Steinmetz aus Thiergarten auf eine insgesamt schlechtere Ernte ein: "Der April hat natürlich Ertrag gekostet, aber man muss das nehmen, was es gibt." Wegen des Regens hätten manche Früchte zurückgestellt werden müssen. Bei optimalem Erntewetter muss er sich zudem in Geduld üben: "Der Weizen wartet auf den Mähdrescher." Denn die Lohnunternehmer können nicht überall gleichzeitig sein und wegen des Taus am Morgen oft auch erst mittags beginnen. Und nachts Durchdreschen wie vor zwei Jahren sei auch nur bei entsprechenden Temperaturen möglich: "Das verzögert die Ernte natürlich."

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