Seekranke Helden

Satire in der neuen Burgarena: Mit ihrer sehr eigenen Interpretation der Nibelungensage unterhielten die Amateurdarsteller der Hottenbacher Theatergruppe das Publikum auf Burg Dhronecken.

 Szenen eines besonderen Theaterstücks: Beim Burgfest in Dhronecken unterhielten die Darsteller der Hottenbacher Theatergruppe mit ihrer satirischen Nibelungensage. Fotos: privat

Szenen eines besonderen Theaterstücks: Beim Burgfest in Dhronecken unterhielten die Darsteller der Hottenbacher Theatergruppe mit ihrer satirischen Nibelungensage. Fotos: privat

Dhronecken. (red) Die Nibelungensage als göttliche Komödie, verkörpert von seekranken Helden mit schwacher Blase und überemanzipierten, männermordenden Isländerinnen. Mit dieser Spielart der germanischen Heldensage sah sich Volkmar von Alzey, Minnesänger mit dichterischer Ladehemmung, auf Burg Dhronecken konfrontiert. Nachdem ihm zwei weibliche Gottheiten versprachen, ihn und damit auch das frühmittelalterliche Germanien berühmt zu machen, zog die Theatergruppe Hottenbach in ihrem halbstündigen Kurzstück das wohl bekannteste deutsche Heldenlied zum Vergnügen der Zuschauer in der gut gefüllten neuen Burgarena gekonnt durch den Kakao.

Vier Mann stark ziehen die Burgunder gen Isenland, um dort für ihren schwächlich hüstelnden, seekranken König Gunther die begeistert Ritter mordende Brunhild zu freien. Trotz der Warnung des grimmen Hagen von Tronje, der vor dem Zweikampf zu bedenken gibt, dass es im Grunde nichts Neues wäre, wenn ein Mann vor einer Frau kneifen würde, besteht sein Waffenmeister Eberhard, patriotischer Schlägertyp mit Kettenhaube und Nationalflagge, auf der Wahrung der Männerehre. Mit Hilfe des muskelbepackten, aber mindestens ebenso tollpatschigen Recken Siegfried und viel Glück beim abschließenden Intelligenztest, im Stil von "Wer wird Millionär" gelingt es den "Südländern" schließlich Brunhild und deren Mutter Frigga zu täuschen und zu besiegen. Dass die damit geretteten Heldenköpfe im weiteren Verlauf der wahren Geschichte doch noch einer Frauenhand zum Opfer fallen, ersparten die Akteure den Zuschauern, da eine solche Geschichte nach Ansicht des Barden Volkmar sowieso in ein paar Jahren niemand mehr interessieren würde.

Dieser satirische Happen, kraftvoll und in üppige Kostüme verpackt serviert, machte so manchem Anwesenden Appetit auf die nächsten spielerischen Kostproben der ambitionierten Amateur-Theatertruppe aus Hottenbach.

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