Seit 35 Jahren die Fäden in der Hand

Norbert Schemer ist seit 35 Jahren Chef im Morbacher Ortsbezirk Haag, und das mit Zustimmung von 90 Prozent der Bürger, wie die jüngste Wahl gezeigt hat. Erheblichen Anteil daran haben seine Erfahrung und Gelassenheit - aber auch die Selbstverständlichkeit, mit der er immer wieder selbst mitanpackt.

 Mit der Gestaltung des Dorfplatzes mit Brunnen, Backhaus und Viez-Kelter ist für Norbert Schemer, der seit 35 Jahren in Haag das Sagen hat, ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit der Gestaltung des Dorfplatzes mit Brunnen, Backhaus und Viez-Kelter ist für Norbert Schemer, der seit 35 Jahren in Haag das Sagen hat, ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Haag. (urs) Bei der jüngsten Wahl hat Norbert Schemer gehörig verblüfft. Nach 35 Jahren im Amt haben 89,1 Prozent der Haager - mehr als vor fünf Jahren - ihren Ortsvorsteher im Amt bestätigt.

Seinen Stellvertreter Georg Marx wundert das kaum. Schemer sei im Morbacher Rathaus "super anerkannt". Er bringe alles mit Gelassenheit und Ruhe rüber und finde so Gehör, wovon Haag nur profitiert habe. Abgesehen davon sei er "einer, der nicht nur schwätzt, sondern macht".

Schemer selbst sieht darin nichts Ungewöhnliches. Schließlich war er schon bei den Wahlen 1974 angetreten, um "etwas zu bewegen". Motiviert hat ihn seither seine Überzeugung, dass vor allem eines zählt: nicht zu fragen, "was tut das Dorf für mich?, sondern, was tue ich für das Dorf?". Eine schwierige Zeit war für den heute 71-Jährigen die Bildung der Einheitsgemeinde, mit der Haag sich lange nicht hatte anfreunden können. Heute ist das Geschichte: "Man konnte damals ja nicht absehen, wie sich das entwickelt."

Ebenfalls nicht abzusehen ist, ob Schemer fünf Jahre im Amt bleiben wird. "Wenn einer kommt, bin ich bereit abzugeben", sagt er. Nur habe sich dieses Jahr keiner melden wollen. Solange er gesund sei und Ortsbeirat und Bürger mit ihm zufrieden seien, sei das für ihn aber kein Thema. Kürzer getreten sei er seit Sommer ohnehin. Im Morbacher Gemeinderat, dem er 35 Jahre angehörte, sitzt nun statt seiner Georg Marx. Als Ortsvorsteher wird Schemer aber weiterhin eingeladen.

Doch die zeitintensive Ausschuss-Arbeit ist nun - bis auf die für den Forst - vorbei. Ebenso wie die 28 Jahre als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht. Dreimal die Woche unterwegs zu sein war für ihn normal. Die Auszeichnungen, die er dafür erhalten hat, ziereh zu Hause die Wände. Etwas besonderes sind die große Ehrung der Gemeinde, die Ehrennadel des Landes und die Freiherr-vom-Stein-Plakette.

Seit der Wahl ist es für Schemer ruhiger geworden. Die freie Zeit verbringt der dreifache Vater und Großvater aber nicht etwa auf der Couch. Er engagiert sich nur stärker im Pfarrgemeinderat und in den Vereinen, denen er seit der verliehenen Ehrenmitgliedschaft der Frauengemeinschaft allesamt angehört. Beim SV Haag 1955 war er Gründungsmitglied, im Musikverein 25 Jahre im Vorstand, und als Feuerwehrmann hat er das goldene Ehrenzeichen erhalten.

Nicht minder wichtig für das intakte Dorfleben sind für ihn der Bürgerverein Häja Rotmatten, Schützen- und Heimatverein, Frauengemeinschaft, Kirchenchor und der Verein schwerstkranker Kinder. Sportler und Schützen hätten viel Geld und Muskelkraft in Rasenplatz, Sportlerheim, Schützenhaus und Schießanlage investiert, sagt er.

Meilensteine der jüngsten Haager Geschichte sind für Schemer die 600-Jahr-Feier des Dorfes und das goldene Sportvereins-Jubiläum mit den "Höhnern". Herzenswünsche haben sich für Schemer mit der Einweihung des Dorfplatzes mit Brunnen, Backhaus und Viez-Kelter und der Präsentation des Heimatbuches erfüllt. Abgesehen davon fielen in die Ära Schemer Kanalisierung und Straßenbau oder der Bau der Turnhalle. Ein Wunsch ging bisher aber nicht in Erfüllung: ein Geschäft für Haag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort