Selbstläufer statt Eintagsfliege

Die Ortsgemeinde Thalfang bekommt ein Standort-Marketing nach Morbacher Vorbild. Das beschloss der Ortsgemeinderat Thalfang in seiner Sitzung am Dienstagabend.

Thalfang. Der Grundsatzbeschluss war bereits im Januar gefallen. Am Dienstagabend vergab der Ortsgemeinderat Thalfang den Auftrag in Höhe von 25 000 Euro für einen Standort-Marketing-Prozess an das Büro Stadt-Land-plus, ein Büro für Städtebau und Umweltplanung in Boppard.Das Büro ist im Luftkurort nicht unbekannt. Im August vergangenen Jahres erhielten die Stadtplaner vom Ortsgemeinderat bereits einen Auftrag für eine Dorfmoderation.

Dass die Bopparder mit ihrem Projekt im Hochwald noch nicht begonnen haben, ist ihnen nicht anzulasten. "Wir warten noch auf einen Zuschuss von 5000 Euro", erläuterte Gasper. Und es sei nicht erlaubt, vorzeitig mit dem Projekt zu starten. Für das gleiche Büro habe man sich entschieden, um Synergie-Effekte zu erzielen. Ansonsten würde manche Recherche möglicherweise doppelt gemacht.

Die Zielrichtung ist klar: "Wir wollen die Attraktivität des Ortes steigern." Thalfang müsse wettbewerbsfähig bleiben, oder wie es Gasper salopper formulierte, "auf Vordermann gebracht werden".

Geplant ist eine Analyse von Stärken und Schwächen der 1900-Einwohner-Gemeinde inklusive Interviews mit wichtigen lokalen Akteuren und einer Bürger-Befragung. Eine Lenkungsgruppe sowie Arbeitskreise sollen gebildet, ein Leitbild, Handlungsfelder und ein Maßnahmen- Katalog erarbeitet werden. In einer Einwohner-Versammlung soll das Projekt vorgestellt werden. Gasper verdeutlichte den Ratsmitgliedern, dass das Vorhaben nicht in einem oder eineinhalb Jahren beendet sein soll.

Prozess soll nicht befristet sein

Es handele sich um einen "fortlaufenden Prozess". Unklar sei, wer später die Geschichte in die Hand nehme, etwa eine Agentur oder "idealerweise ein Gewerbeverein". Den gibt es in Thalfang seit dem Jahr 2001 nicht mehr. Das Problem sei damals gewesen, dass die Arbeit auf zu wenige Schultern verteilt gewesen sei. Dem könne man möglicherweise damit begegnen, dass dem Vorstand ein Geschäftsführer zur Seite gestellt werde, um den Vorstand zu entlasten.

Die Kommunalpolitiker sprachen sich für die Vergabe an die Bopparder aus. Stephan Gerhard (CDU) wies allerdings wie der Dorf-Chef darauf hin, dass das Standort-Marketing "keine Eintagsfliege" sein dürfe.

Auch die Verbandsgemeinde solle eingebunden werden. Bei der Besetzung der Arbeitskreise muss nach Auffassung von Roland Sommerfeld (SPD) den Menschen gesagt werden, was da arbeitsmäßig auf sie zukommt.

Die Vergabe erfolgte einstimmig.

Meinung

Kein frommer Wunsch

Die Konkurrenz schläft nicht. Und der Wettbewerb zwischen den Kommunen wird immer stärker. Das weiß man auch in Thalfang. Und deshalb ist die Initiative für ein Standort-Marketing im Luftkurort notwendig. Für Thalfang gilt das umso mehr, als die Geschäftsleute selbst nicht (mehr) organisiert sind. Das war vor sieben Jahren eine freiwillige Entscheidung der Betroffenen. Dass dies aktuell kein besonders glücklicher Zustand ist, ist nicht nur Ortsbürgermeister Gasper klar. Denn wer kann besser die Interessen der Firmenchefs, Selbstständigen und Einzelhändler vertreten als diese selbst? Deshalb wäre es schön, wenn die Äußerung des Dorf-Chefs kein frommer Wunsch bleiben würde. Ganz Thalfang würde davon profitieren. i.rosenschild@volksfreund.de

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