Seminare boomen, Schau floppt

HUNSRÜCK. Die Bilanz der Hunsrückhaus-Macher für das vergangene Jahr fällt uneinheitlich aus. Immer mehr Einheimische und Feriengäste melden sich zu Veranstaltungen an. Doch es gibt auch beunruhigende Tendenzen: Die Besucherzahlen der Dauer-Ausstellung lassen zu wünschen übrig.

"Einen Wahnsinn" findet Förster Michael Veeck, der am Hunsrückhaus tätig ist, die Teilnehmerzahlen an Veranstaltungen, mit dem Adjektiv "schön" stapelt Corinna Albert, die fachliche Leiterin im Hunsrückhaus, tiefer. Tatsache ist, dass beide von der Bilanz 2003 überrascht sind. Im vergangenen Jahr besuchten 13 349 Menschen Veranstaltungen in der Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte.Zahl der Veranstaltungen stieg um 30 Prozent

Ein Jahr zuvor waren es 5040 weniger. Das macht einen beachtlichen Zuwachs um 60 Prozent. Auch die Zahl der Veranstaltungen selbst stieg um immerhin 30 Prozent.Ein Renner waren die Kinder- und Familien-Ferienprogramme, die nicht nur von Einheimischen genutzt werden. "Das war der Durchbruch", freut sich Albert, die seit der Umstrukturierung durch die "Gemeinde 21" die zentrale Ansprechpartnerin fürs Hunsrückhaus ist. Klaus Hepp, der bislang als Geschäftsführer des Erbeskopf-Zweckverbandes auch fürs Hunsrückhaus zuständig war, kümmert sich vor Ort nur noch um den Wintersport. Wegen des großen Erfolges in 2003 wird das Ferienprogramm erheblich ausgeweitet: auf alle rheinland-pfälzischen Ferien - und zwar jeweils dienstags bis freitags. Doch nicht nur Familien haben Albert und Veeck im Visier: Ob Fortbildungen für Erzieherinnen, Teamtraining für Schulen, Jugendarbeit und Betriebe oder die etwas andere Kommunion - die Möglichkeiten zur Nutzung der Bildungsstätte sind breit gefächert. "Wir haben uns als Örtlichkeit für berufliche Weiterbildung etabliert", weist Albert auf eines ihrer Ziele hin. Auch externe Veranstalter für Großereignisse haben das Haus am Fuße des Erbeskopf-Plateaus für sich entdeckt. Der Jugendzahnpflege-Tag fand ebenso dort statt wie ein Dekanatstag und eine Gesundheitsförderungs-Konferenz. Aus dieser Entwicklung schließt Michael Veeck vom Forstamt in Dhronecken, das mit dem Hunsrück-Haus kooperiert: "Für uns war es wichtig, den Erbeskopf attraktiv und bekannt zu machen. Und das ist uns geglückt." Über die Region hinaus habe man einen guten Ruf. "Nur schade, dass es nicht alle Menschen vor Ort mitbekommen", bedauert der Waldpädagoge.Ein "Zivi" wird noch gesucht

Doch Albert und Veeck haben auch Unerfreuliches zu berichten: Für die Dauerausstellung wurden im vergangenen Jahr nur 4635 Eintrittskarten verkauft. Dass die Zahl hinter den Erwartungen zurückbleibt, daraus macht das Hunsrückhaus-Team keinen Hehl. Damit sich die Kosten tragen, hatte man sich bei der Konzeption des Hauses 7500 Tickets als Ziel gesetzt. Davon ist man dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung weit entfernt. Dafür gibt es offenbar verschiedene Ursachen. Zum einen kann man mit einer immer gleichen Dauerausstellung die Einheimischen schwerlich zu Wiederholungsbesuchen motivieren. Auch die Schau selbst hat ihre Defizite. "Wenn freitagnachmittags ein Gerät ausfällt, dann nehmen die vielen Besucher am Wochenende nicht gerade einen positiven Eindruck mit", denkt sich Veeck in die Gäste hinein.In Kombination mit den Kosten geben die Zahlen wenig Anlass zur Freude. Personelle Einsparungen habe es im Zusammenhang mit der Gemeinde 21 bereits gegeben. Mittlerweile gehören neben Albert, Veeck und diversen Honorarkräften noch ein Hausmeister, ein Zivildienstleistender und eine junge Frau, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ableistet, zum Team. Doch sowohl beim "Zivi", als auch bei der FÖJ-lerin, die beide nur noch bis April da sind, ist die Nachfolge unklar. Wie man mit der Dauerausstellung weiter umgeht, da sind sich Albert und Veeck einig: "Das muss letztlich der Zweckverband entscheiden." Auf die Ausstellung zu verzichten, macht aus Sicht des Waldpädagogen allerdings wenig Sinn. "Jede touristische Region braucht ihre Anlaufstelle. Und eine Ausstellung gehört nun mal dazu."

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