Senioren haben ihre Finger mit im Spiel

Demografie-Experten plädieren schon seit Jahren dafür, dass Jung und Alt gemeinsam in Projekte eingebunden werden. Doch was andernorts häufig noch graue Theorie ist, wird in Morbach schon selbstverständlich gelebt. Das beste Beispiel: die Aufführung des Märchens "Dornröschen erwacht" im Pfarrheim St. Anna am Mittwoch, 28. Mai.

 28 Kinder und die 82-jährige Magdalene Möllenhoff (links oben) proben für die Aufführung des Märchens „Dornröschen erwacht“, das am Mittwoch gezeigt wird. TV-Foto: Ilse Rosenschild

28 Kinder und die 82-jährige Magdalene Möllenhoff (links oben) proben für die Aufführung des Märchens „Dornröschen erwacht“, das am Mittwoch gezeigt wird. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. Die Erzieherin Andrea Echternach hat keine leichte Aufgabe. "Julia, eine Königin rutscht nicht auf dem Boden herum", ermahnt sie auf der Bühne des Pfarrheims ihren fünfjährigen Schützling. Und der vierjährige Justin, der einen weissagenden Frosch mimt, muss auf seinen Einsatz aufmerksam gemacht werden. Der kleine Mann soll schließlich dem Königspaar verkünden, dass ihr Kinderwunsch in Erfüllung gehen soll. Die Nervosität ist groß. Doch noch handelt es sich lediglich um eine Probe für die Aufführung von "Dornröschen erwacht". Am morgigen Mittwoch soll der Ablauf klappen. Aber bei dem Märchen soll schließlich der Spaß im Vordergrund stehen und nicht die Perfektion. Auch wenn's dann bei der Aufführung einen Hänger geben sollte, wird's die Souffleuse Svetlana Walker schon richten.Eine Schauspielerin ist für die Kindergarten-Regisseurin "pflegeleicht". Das ist die 82-jährige Magdalene Möllenhoff aus Berglicht. Auf der Bühne wirkt die Seniorin als Frau mit, an deren Spindel sich die junge Königstochter verletzen und sterben soll. Eine der geladenen zwölf Feen mildert das Schicksal von Dornröschen dahingehend, dass sie 100 Jahre schlafen soll. Bei den Kulissen haben gleich mehrere Bewohnerinnen des Morbacher Altenheims ihre Hände mit im Spiel. Und das ist ganz wörtlich zu nehmen: Sie fertigten eine große Anzahl Blüten aus Bastelkrepp, für die "Rosenhecke", die in dem Märchen eine wesentliche Rolle spielt.Für die Kindergarten-Chefin Petra Dietrich ist die Zusammenarbeit mit dem Altenheim nichts Ungewöhnliches. "Einmal im Monat statten wir dem Altenheim einen Besuch ab." Und dann wird in der Tagespflege nach Herzenslust gebastelt, gespielt und gesungen. Eine einseitige Angelegenheit ist das nicht. "Die älteren Herrschaften singen den Kindern auch Lieder aus ihrer Jugend." Für die Kinder sei dies ebenso ein Erlebnis wie für die Senioren auch.Das gilt auch für die Märchen-Proben mit Magdalene Möllenhoff. Ihre Mitarbeit verdankt der Kindergarten gleich mehreren Zufällen. Spinnrad stößt auf großes Interesse Denn die Berglichterin ist keine Heimbewohnerin. Sie nimmt lediglich an einer Tanzgruppe in der Einrichtung teil. Und sie verfügt nicht nur über ein Spinnrad, sondern weiß auch,damit umzugehen. "Das habe ich im Krieg gelernt", erzählt sie. Damals hätte sie Wolle für alle möglichen Kleidungsstücke gesponnen, von den Strümpfen bis zur Jacke. Bei den Kindern sei das Spinnrad auf großes Interesse gestoßen: "Ich habe immer großen Zulauf." Der Kindergarten feiert drei Tage lang Geburtstag. Das Fest beginnt mit der Märchen-Aufführung am Mittwoch, 28. Mai, um 15 Uhr im Pfarrheim St. Anna. Am Samstag, 30. Mai, findet ab 17 Uhr ein festlicher Gottesdienst in der katholischen Kirche statt. Anschließend werden auf dem Platz Pont-sur-Yonne Luftballons mit Geburtstagsglückwünschen in den Himmel geschickt. Abgerundet wird die Feier am Sonntag, 1. Juni, mit einem Tag der offenen Tür von 11 bis 18 Uhr.

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