Sensationelle Apfelernte

Wegen schlechter Ernten in Osteuropa, dem Hauptproduzenten von Apfelsaft, und einer nur unterdurchschnittlichen Apfelausbeute in Deutschland wird der Apfelsaftpreis in Supermärkten und Discountern um bis zu 50 Prozent steigen. Das hat der Verband der Deutschen Fruchtsaftindustrie angekündigt. Diese Entwicklung gilt nicht für den Apfelsaft von Streuobstwiesen im Landkreis Birkenfeld. Dort ist die Ernte sensationell gut ausgefallen.

Kreis Birkenfeld. So viele Menschen wie noch nie in der Geschichte des Landschaftspflegeverbands Birkenfeld haben so viele Äpfel wie noch nie abgegeben. Bisher haben 600 Menschen 200 Tonnen Obst gegen Saft getauscht - und es werden noch mehr, da noch bis Ende des Monats Tauschtermine angesetzt sind. "Wenn wir in diesem Jahr fertig sind mit der Annahme, werden wir doppelt so viele Äpfel haben wie im Rekordjahr 2006", sagt LPV-Geschäftsführer Andreas Schäfer. Bisher wurden 30 Lastwagenladungen Äpfel zu den Keltereien gefahren. Die Rekordernte hat einen willkommenen Nebeneffekt: Der Preis für den natürlichen Saft von heimischen Streuobstwiesen wird, wenn überhaupt, nur ganz moderat erhöht werden müssen, kündigt er an.Der Saft wird in diesem Jahr allerdings von unterschiedlicher Qualität sein. "Wir werden deutlicher als in den Jahren zuvor die unterschiedlichen Chargen herausschmecken können", sagt Schäfer. Die beim ersten Sammeltermin abgegebenen Äpfel waren noch nicht so süß wie die jetzt angelieferten. "Die 50 Grad Öchsle, die Saft haben muss, um überhaupt als Apfelsaft verkauft werden zu können, haben wir am Anfang nur gerade so erreicht. Da sind wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen...", sagt Schäfer. Inzwischen liegt der Öchslegehalt dank der vergangenen Sonnentage bei 55 Grad. "Nicht nur die Menge, auch die Qualität stimmt", freut er sich. Der LPV wird durch den Rekord so viele Reserven haben, dass er auch ein "Nulljahr" mit schlechter Ernte überleben wird. Sogar eine Ausdehnung des Angebots beispielsweise bis zum Globus Gensingen erscheint nun möglich.Stundenlange Wartezeiten

Durch die Rekordernte wird deutlich, dass der LPV in den vergangenen Jahren die richtige Strategie verfolgt hat. "Ohne die Umstellung auf das Lohnmostverfahren hätten wir in diesem Jahr gar nicht so viele Äpfel annehmen können, wir hätten einfach Schluss machen müssen", erklärt Schäfer. 24 000 Euro, rechnet er vor, hätte der Verein bei 200 Tonnen Äpfeln vor der Umstellung auf Lohnmost vorlegen müssen. Eine Summe, die der Verein nicht hat. Eine Zwischenfinanzierung wäre nötig geworden, was sich letztlich negativ auf den Preis ausgewirkt hätte.Doch eine Schattenseite hat der Rekordertrag auch: Zeitweise kam es an den Annahmestellen zu erheblichen Wartezeiten. Beispiel Heimbach: Dort kamen in den vergangenen Jahren durchschnittlich 30 verlässliche Stammkunden. In diesem Jahr standen unerwarteterweise 92 Anlieferer bereit - und warteten manchmal stundenlang. "Wir wurden von der Resonanz überrollt", sagt Schäfer. "Wenn der Betrieb in den kommenden Jahren so groß bleibt, müssen wir uns etwas überlegen." Doch erst einmal sind die ehrenamtlichen Helfer beschäftigt, die nächste Annahme vorzubereiten. Am 20. und 27. Oktober werden Äpfel im LPV-Lager im Siesbachtal (ehemals Stein KG) angenommen.

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