Sichern der Schiene ohne Draisine

Die Draisine sollte vorerst auf das Wartegleis gestellt werden, der Abbau der Gleise der Hunsrückbahn muss aber unbedingt verhindert werden. Diesen neuen Fahrplan haben die Bürgermeister aus Hermeskeil, Thalfang und Morbach gemeinsam festgelegt. Der TV fragte nach den Gründen für das vorläufige Aus des Draisinen-Projekts.

Hermeskeil/Thalfang. Gregor Eibes hat sich selbst auf die Draisine gesetzt, und das Fazit des Morbacher Bürgermeisters ist eindeutig: "Für alle, die nicht so sportlich sind, ist diese Strecke wegen ihrer Steigungen zu schwierig." Im Rahmen des Regionalmanagements "Hochwald" wurde unter anderem durch Testfahrten untersucht, ob der Draisinenbetrieb auf der 33 Kilometer langen Strecke zwischen Morbach und Hermeskeil machbar ist und diese Nutzungsart sich auch rechnen würde. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse führen auch Hans-Dieter Dellwo (Thalfang) und Michael Hülpes (Hermeskeil) als ausschlaggebenden Grund für die vorläufige Abkehr von der Draisinen-Idee an. Denn: "Wenn der Benutzerkreis von vorne herein auf sportliche Nutzer eingeschränkt ist, dann wird es auch mit der Wirtschaftlichkeit immer schwieriger", so Eibes. Hülpes verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Konkurrenz an der nahe gelegenen Draisinenstrecke am Glan: "In punkto Familienfreundlichkeit wäre unsere Strecke da klar im Nachteil." Der denkbare Einsatz von Draisinen mit Hilfsmotoren würde nach Auffassung der Bürgermeister nur neue Probleme aufwerfen. Diese Gefährte sind laut Hülpes mit rund 8000 Euro doppelt so teuer wie eine "normale" Fahrraddraisine. "Auch genehmigungsrechtlich wird dann alles sehr viel aufwendiger", fügt Eibes hinzu. Strecke führt durch lange Wald-Passagen

Als weiteres Manko führen die Bürgermeister an, dass die Strecke durch lange Wald-Passagen führt: Sie sprechen daher von einem "mangelnden Erlebniswert" für den Nutzer. Die Schlussfolgerung der drei CDU-Politiker lautet deshalb: Das Draisinen-Projekt sollte vorerst auf das Wartegleis rangiert werden. An der Idee, dass auf der Strecke Güterzüge und historische Schienenbusse des Hermeskeiler Privatunternehmens "Hochwaldbahn" unterwegs sind, wird festgehalten. Absolute Priorität hat jedoch der Erhalt der Strecke. "Es ist doch klar: Wenn die Schienen erst mal weg sind, dann kommen dort nie wieder welche hin", betont Dellwo. Gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung auf dem Hahn müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, dass auch westlich des Flughafens die Bahn-Infrastruktur in Richtung Saarland erhalten bleibt. Deshalb wollen die Politiker in ihren Räten dafür plädieren, dass das Angebot der Deutschen Bahn angenommen wird. Sie würde die Strecke für 450 000 Euro verkaufen. Wie dieser Betrag finanziert werden kann, ist noch unklar. "Wenn es um eine dauerhafte Lösung geht, ist sicher die öffentliche Hand gefragt", sagt Eibes. Er und Dellwo weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass sie wegen der überregionalen Bedeutung der Bahnstrecke einen Zuschuss des Landes erwarten. Allerdings muss noch in allen drei Räten über diese Frage entschieden werden, wobei im VG-Rat Hermeskeil schon skeptische Stimmen laut wurden. Meinung Räte müssen überzeugt werden Ein Leuchtturm-Projekt sollte die Draisinenbahn von Morbach nach Hermeskeil werden. Doch der Hunsrück ist keine Küstenregion, wo diese markanten Wegweiser für gewöhnlich stehen, sondern ein Mittelgebirge. Dass auf dieser Strecke entweder ein Hilfsmotor zur Beförderung nötig sein würde oder normale Freizeitradler auf der Strecke bleiben würden, hat sich schon länger angedeutet. Soll das Projekt noch umgesetzt werden, wird eine harte Nuss zu knacken sein. Die drei Bürgermeister wollen die Weichen aber anders stellen. Priorität hat für sie der Kauf der Bahntrasse. Für sie gilt es, eine einmalige Chance zu wahren und sich Optionen für die Zukunft offenzuhalten. Sind die Gleise erst mal weg, ist diese Tür dauerhaft zu. Immerhin setzt man auch am Flughafen Hahn auf die Schiene, wenn auch derzeit nur in Richtung Frankfurt. Doch auch die Hunsrückbahn von Stromberg Richtung Morbach ist nicht stillgelegt. Erst kürzlich wurde die DB höchstrichterlich verpflichtet, diese Strecke wieder betriebssicher zu machen. Die Rathaus-Chefs haben gute Argumente. Jetzt müssen sie ihre Gremien überzeugen. i.rosenschild@volksfreund.de

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