Simmerner Schinderhannes-Turm erstrahlt bald in Weiß

Bis ins 15. Jahrhundert reichen die Wurzeln des Simmerner Schinderhannesturms zurück. Jetzt soll er wieder zu einem echten Schmuckstück für die Kreisstadt werden.

 So sieht der Schinderhannes-Turm derzeit noch aus – nicht mehr lange, denn das Wahrzeichen Simmerns wird restauriert. Foto: google

So sieht der Schinderhannes-Turm derzeit noch aus – nicht mehr lange, denn das Wahrzeichen Simmerns wird restauriert. Foto: google

Simmern. Der altehrwürdige Schinderhannesturm im Herzen Simmerns sowie der Platz um den ehemaligen Pulverturm werden in den nächsten Monaten ihr Gesicht drastisch verändern. Der Kastellauner Architekt Bernd König sowie Stefan Wickert von der Ingenieurgesellschaft Siekmann und Partner stellten dem Stadtrat jetzt den aktuellen Stand der Planungen vor. Der Turm, einer der wenigen Überreste nach den Zerstörungen im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689, soll möglichst sein historisches Aussehen wiederbekommen. Er gehörte einst zur mittelalterlichen Stadtbefestigung des Residenzstädtchens, an ihm trafen sich die Ost- und Südfront der Stadtmauer.

Dies wird auch bald wieder so sein, denn einige Meter des historischen Gemäuers soll am Turm wieder aufgebaut werden. Ebenfalls nach altem Vorbild erhält der Turm, aus dem 1799 Johannes Bückler spektakulär flüchtete, eine Treppe mit Holzgeländer. Der Aufgang erfolgt entlang der Stadtmauer. Der Pulverturm wird frisch verputzt und erhält ein neues Dach - ebenfalls natürlich nach historischem Vorbild. Denn der Zustand des Dachs ist laut Architekt König in einem "erschreckenden Zustand".

"Wir haben es von Experten untersuchen lassen. Das Holz ist zwar insgesamt noch einwandfrei, aber der Schiefer ist völlig marode, er ist verfault. Wir werden neu eindecken müssen." Mit Dächern auf Türmen scheint die Stadt Simmern in letzter Zeit - siehe Stephanskirche - nur wenig Glück zu haben.

Auch diesmal wird der Kämmerer tiefer in den Säckel greifen müssen als ursprünglich geplant. 79 000 Euro wird die Sanierung von Dach und Fassade kosten - 33 000 Euro mehr als vorgesehen. Und die Kreisstädter werden sich an einen besonderen Anblick gewöhnen müssen: Das alte Gemäuer wird künftig in Weiß erstrahlen - das ist seine ursprüngliche Farbe.

Der Dachüberstand wird in historischem Ochsenblutrot gestrichen. "Seine heutige gelbe Farbe hat der Turm erst in der Neuzeit erhalten", erläutert Bernd König, "der Turm ist das Wahrzeichen der Stadt. Er wird nach der Sanierung seiner Bedeutung gerecht." Im Kontrast zum alten Gemäuer steht das Schinderhannesmuseum in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Multifunktionsgebäude, in dem auch Konzerte oder Kleinkunstveranstaltungen stattfinden können, erhält eine aufklappbare Glasfassade. Es soll den Gegensatz zu Turm und Stadtmauer bilden.

Der Platz vor dem Turm zwischen der Hunsrück-Akademie und dem ehemaligen Dialysezentrum erhält ein Parkdeck mit Treppenaufgang zur Hüllstraße, für das noch keine Baugenehmigung vorliegt. Die Höhenunterschiede entlang des Dialyse-Gebäudes werden vdurch Treppenstufen ausgeglichen. Der Schinderhannesturm selbst rückt so in den Mittelpunkt des Platzes, erhält den Charakter eines echten Wahrzeichens. Stadtbürgermeister Andreas Nikolay zeigt sich von dem zukünftigen Areal begeistert. "Stadt und Umland können sich freuen, das wird eine tolle Sache."

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