"So geht man mit uns nicht um"

Große Empörung im Morbacher Gemeinderat löste in der jüngsten Sitzung ein Antrag des Flughafens Frankfurt-Hahn aus, auf die Verlegung der B 327 zwischen Lötzbeuren und Raversbeuren zu verzichten. Die seit Mai 2005 eingerichtete großräumige Umleitung über Kirchberg und Kappel soll zur Dauerlösung werden.

Morbach. (iro) Bürgermeister Gregor Eibes nahm kein Blatt vor den Mund: Am 25. Juni sei der Antrag der Flughafen Frankfurt GmbH bei der Gemeinde Morbach eingegangen. Die Stellungnahme der Kommune soll bis zum 25. Juli erfolgen. Nicht zum ersten Mal komme eine solche Aufforderung in einer Zeit, in der es problematisch sei, Sitzungen einzuberufen und fundierte Entscheidungen zu treffen.Auch der Planfeststellungsbeschluss zur Startbahn-Verlängerung am Flughafen Frankfurt-Hahn sei kurz vor Weihnachten 2004 verschickt worden, erinnerte Eibes. "Woher die plötzliche Eile?", fragte der Rathaus-Chef eher rhetorisch, nachdem die Startbahn gebaut und der Straßenabschnitt ohnehin seit zwei Jahren gesperrt sei.

In Morbach sei immerhin noch eine Sitzung terminiert gewesen, in den Nachbar-Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach stelle sich das Problem in schärferer Form, zumal das Thema dort auch in den Ortsgemeinden behandelt werden müsse. Eibes: "So geht man mit den Leuten vor Ort nicht um."

Auch inhaltlich hat der Bürgermeister kein Verständnis für den Vorschlag, der nun auf dem Tisch liegt. Damals habe man zugunsten der Ortsgemeinde Hahn der Variante zugestimmt, die Startbahn Richtung Morbach zu verlängern. Zudem habe man von der teuren Untertunnelung der Startbahn abgesehen und stattdessen einer Verlegung der Trasse zwischen Lötzbeuren und Raversbeuren zugestimmt. Die ursprüngliche Verbindung war den Flughafen-Plänen zum Opfer gefallen. "Zufällig" sei dann wegen der Mopsfledermaus ein Schutzgebiet in Flughafen-Nähe eingerichtet worden, wegen der die ursprüngliche Lösung faktisch unmöglich werde. Die jetzt geplante Dauer-Umleitung habe erhebliche Nachteile für die heimische Wirtschaft. Und der langsam fahrende Verkehr, etwa landwirtschaftliche Fahrzeuge, werde auf die ehemalige Baustraße entlang der verlängerten Startbahn verwiesen.

Feilen: Ein Unfall legt alles lahm

Mit seinem Ärger stand Gregor Eibes nicht allein. "Ich fühle mich betrogen und belogen", fand CDU-Fraktionssprecher Heribert Knob deutliche Worte. Die Kritik des zweiten Beigeordneten Felix Assmann, ebenfalls CDU, richtete sich konkret gegen die Planfeststellungsbehörde, das Luftfahrtamt: "Das ist kein rechtmäßiges sauberes Verwaltungshandeln." Marcus Heintel von der SPD wunderte sich, warum plötzlich keine Rede mehr von der Umgehung Bärenbach sei. Da gehe es im Vergleich zur großen Lösung via B 421 über Kappel nur um wenige Kilometer.

Frank Klein (FDP) bat seine Ratskollegen von der SPD, ihre Kontakte zur Landesregierung zu nutzen.

Für die FWM merkte Willi Feilen an, dass künftig nur eine große Verkehrsader den Flughafen versorge. Ein Unfall könne alles lahmlegen. Lediglich Uwe Andretta von der Grünen Liste, die den Flughafen-Ausbau schon im Vorfeld kritisiert hatte, bedauerte, dass man nicht schon früher so argumentiert hat.

Das Gremium beschloss einstimmig auf der Grundlage einer Resolution aus dem vergangenen Jahr, die vorgelegte Änderung des Planfeststellungsbeschlusses zum Flughafen-Ausbau abzulehnen.

Meinung

Klare Botschaft

Die Wut ist groß. Derartige Töne sind im Morbacher Gemeinderat üblicherweise nicht zu hören. Und die Wortführer - allen voran Bürgermeister Gregor Eibes - stehen nicht gerade im Verdacht, dem Ausbau des Hunsrück-Airports in irgendeiner Weise kritisch gegenüberzustehen. Umso unverständlicher, dass die Bedenken der Morbacher Kommunalpolitik in den Planungen überhaupt keine Berücksichtigung finden, zumal die Einheitsgemeinde auch beim Thema Fluglärm stark belastet wird. Die Botschaft, die das Verhalten von Planfeststellungsbehörde und/oder Investor vermittelt, lautet: "Wir legen auf eure Meinung keinen Wert." Offenbar ist man auch nicht mehr bereit, an Zufälle zu glauben, wenn die Lösung unterm Strich - die Dauerumleitung über Kirchberg und Kappel - preiswert ist, die zuvor streitbaren Naturschutzverbände besänftigt und auch die Optionen für eine zweite Startbahn im wahrsten Sinne des Wortes nicht "verbaut" sind. Auf der Strecke bleiben die Bürger einer Region, denen man vor allem die Nachteile dieses Großprojektes aufbürdet. Das kann man nur bedauern. Dass sich tatsächlich durch die Stellungnahme der Gemeinde die Verkehrsplanung noch ändert, daran glauben wohl die wenigsten. i.rosenschild@volksfreund.de

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